Vitamin B12 als natürlicher Helfer zur Demenzvorbeugung

Vitamin B12, das für die gesunde Funktion von Gehirn und Nervensystem unerlässlich ist, zeigt positive Effekte bei der Eindämmung von Demenz.
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B12-Defizite frühzeitig korrigieren, um Demenz vorzubeugen.Foto: iStock
Von 15. September 2023

Die Zahl der Demenzfälle steigt weltweit in allen Ländern an und soll laut einer in „The Lancet“ veröffentlichten Studie bis 2050 global sogar auf das Dreifache anwachsen. Aktuelle Forschungsergebnisse legen jedoch nahe, dass eine einfache Behandlungsmöglichkeit den Krankheitsverlauf verlangsamen könnte.

Vitamin B12, das für die gesunde Funktion von Gehirn und Nervensystem unerlässlich ist, zeigt positive Effekte bei der Eindämmung dieser neurodegenerativen Erkrankung.

Vitamin B12 und Demenz

Vitamin B12 spielt eine Schlüsselrolle in der menschlichen Neurologie, die oft unterschätzt wird. Dr. J. David Spence, emeritierter Professor für Neurologie und klinische Pharmakologie an der Western University in Ontario, Kanada, erläutert, wie wichtig dieses Vitamin für unser neuronales Wohlbefinden ist. „Vitamin B12 und Folsäure sind unerlässlich für die DNA-Synthese [DNA-Bildung] und somit für die Funktion aller Zellen, einschließlich der Neuronen“, sagte Dr. Spence in einem Gespräch mit The Epoch Times.

Die Bedeutung von Vitamin B12 erstreckt sich über die Bildung von DNA hinaus. Es ist auch maßgeblich an der Produktion von Neurotransmittern beteiligt, den chemischen Botenstoffen, die Signale zwischen Nervenzellen übertragen. Insbesondere ist es an der Produktion von Serotonin und Dopamin beteiligt. Niedrige Werte dieser beiden Substanzen werden mit Demenz in Verbindung gebracht.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt von Vitamin B12 im Körper ist die Bildung und Erhaltung der Myelinscheide. Diese weiche Substanz umhüllt und schützt die Nervenfasern und ermöglicht so eine schnelle und effiziente Signalübertragung zwischen den Neuronen.

Die Folgen eines Mangels an Vitamin B12 können gravierend sein. „Ein Mangel an diesem Vitamin kann Neuropathie und Myelopathie verursachen, was wiederum zu Koordinations- und Gleichgewichtsproblemen führen kann“, warnt Dr. Spence. Überdies ist die Entstehung von Demenz eine weitere ernste Konsequenz, die durch einen Vitamin-B12-Mangel ausgelöst werden kann.

Vitamin B12 als Antioxidans

Obwohl Vitamine C und E allgemein als starke Antioxidantien bekannt sind, deutet die neueste Forschung darauf hin, dass auch Vitamin B12 antioxidative Eigenschaften hat. Es kann den sogenannten oxidativen Stress im Körper verringern. Oxidativer Stress entsteht, wenn zu viele schädliche Moleküle im Körper vorhanden sind. Um diese zu bekämpfen und mögliche Schäden zu reparieren, reagiert der Körper mit Entzündungen. Wenn diese Entzündungen jedoch über einen längeren Zeitraum anhalten, führen sie zu verschiedenen Krankheiten, darunter auch Alzheimer.

Bei Alzheimer, das 60 bis 70 Prozent der Demenzfälle ausmacht, sterben Neuronen im gesamten Gehirn ab. Zudem brechen neuronale Verbindungen zusammen und Hirnregionen schrumpfen. Laut einer 2022 in der Fachzeitschrift „Biomolecules“ veröffentlichten Studie sind Neuronen besonders anfällig für die negativen Effekte von oxidativem Stress. Der Grund: Sie haben nur wenig Glutathion, ein Antioxidans, das schädliche Moleküle, sogenannte freie Radikale, unschädlich macht. Gleichzeitig enthalten sie viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die mit diesen freien Radikalen reagieren, wodurch Schäden an den Neuronen verursacht werden.

„Daher könnten Antioxidantien potenzielle therapeutische Ansätze zur Prävention oder Behandlung [von Alzheimer] sein“, so die Autoren der Studie. Vitamin B12 ist im Vergleich zu anderen Vitaminen „sehr interessant“, da es nicht nur antioxidative Eigenschaften hat, sondern auch die Signalwege der Alzheimer-Krankheit stören kann, merkten die Autoren weiter an.

Verzögerung des geistigen Verfalls

In der fortwährenden Suche nach Behandlungsmöglichkeiten für Demenz und kognitiven Verfall haben Forscher das Vitamin B12 im Fokus. Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass eine ausreichende Versorgung mit diesem Vitamin nicht nur vorbeugend wirken könnte, sondern auch bereits vorhandene Symptome lindern kann.

Eine schwedische Langzeitstudie fand heraus, dass Erwachsene über 75 Jahre, deren Vitamin-B12-Werte unter 250 Pikomol pro Liter (pmol/l) lagen, ein doppelt so hohes Risiko für Alzheimer entwickelten. Als Vergleich: Normalerweise liegen die Vitamin-B12-Werte zwischen 260 und 1.200 pmol/l.

Eine andere Studie ergab, dass niedrige Vitamin-B12-Spiegel gelegentlich einem kognitiven Verfall vorausgehen können. Die Forscher empfehlen daher, entsprechende Defizite frühzeitig zu korrigieren, insbesondere bei älteren Menschen mit kognitiven Einschränkungen.

In einer weiteren Studie wurde eine Vitamin-B12-Ersatztherapie bei 202 Patienten durchgeführt, die sowohl einen Mangel an Vitamin B12 als auch kognitive Defizite aufwiesen. 84 Prozent der Teilnehmer berichteten von einer spürbaren Verbesserung ihrer Symptome. Auch die Testergebnisse des Mini-Mental-Status-Tests, eines weitverbreiteten Screenings für kognitive Beeinträchtigungen, verbesserten sich.

Dr. Spence betont jedoch, dass die Auswahl des richtigen Vitamin-B12-Typs entscheidend ist. Während Methylcobalamin und Hydroxocobalamin empfohlen werden, kann jedoch Cyanocobalamin bei Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion problematisch sein.

Entzündungen und kognitive Gesundheit

Wissenschaftliche Publikationen und Erfahrungsberichte untermauern die signifikante Rolle von Vitamin B12 in der Vorbeugung von Demenz. Dennoch plädiert Dr. Pamela Frank, eine lizenzierte Ärztin für Naturheilkunde, für eine umfassende Betrachtung der Thematik.

„Demenz ist eine vielschichtige, chronische Erkrankung, die kaum ausschließlich durch einen einzigen Faktor wie einen Vitamin-B12-Mangel bedingt sein dürfte“, sagte sie im Gespräch mit der Epoch Times. „Vielmehr spielen wahrscheinlich mehrere Faktoren eine Rolle.“

Als Ergänzung zu einem optimalen Vitamin-B12-Spiegel empfiehlt Dr. Frank regelmäßige aerobe Aktivität. „Denken Sie an einen zügigen 30-minütigen Spaziergang jeden Morgen“, rät sie. Dies stärkt nicht nur das Herz-Kreislauf-System, sondern fördert auch die Bildung eines speziellen Proteins im Gehirn, das als vom Gehirn abgeleiteter neurotropher Faktor (BDNF) bekannt ist. Ein erhöhter BDNF-Spiegel wird mit einem geringeren Risiko für Demenz in Verbindung gebracht. Zudem fördert das Aufhalten im Freien sowohl die Stimmung als auch den Vitamin-D-Haushalt, was wiederum die neuronale Gesundheit unterstützt, hebt sie hervor.

Die Bedeutung gesunder Schlafgewohnheiten sollte ebenfalls nicht unterschätzt werden. Denn Schlafmangel steht mit einem erhöhten Risiko für Demenz in Verbindung. Die Reduzierung des Zuckerkonsums ist ebenso entscheidend. „Hohe Blutzuckerwerte lösen Entzündungsprozesse aus, die die für das Gehirn wichtigen Blutgefäße schädigen und somit die Durchblutung beeinträchtigen können“, warnt Dr. Frank. Entzündungen im Gehirn können die Symptome der Demenz verschlimmern.

Dr. Frank hebt außerdem die Wichtigkeit einer ausgeglichenen Darmflora hervor. Sie empfiehlt den Konsum fermentierter Lebensmittel wie Kimchi und Sauerkraut sowie ballaststoffreicher Nahrung. Eine gestörte Darmflora wird ebenfalls mit einem erhöhten Demenzrisiko assoziiert. Ein ganzheitlicher Lebensstil kann daher Entzündungen abmildern und sowohl die geistige als auch die körperliche Gesundheit fördern.

 

Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Vitamin B12: A Powerful Antioxidant That Helps Combat Dementia“. (Deutsche Bearbeitung kr)



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