Weltweite Studie: Krebserkrankungen bei Personen unter 50 steigen stetig an

Eine Studie untersuchte seit den 1990er-Jahren bis zum Jahr 2019 Krebsfälle. Dabei zeigte sich, dass die früh diagnostizierten Krebsfälle bei Personen unter 50 Jahren stetig anstiegen. Mittels Modellrechnungen sagen die Forscher einen noch stärkeren Anstieg in den kommenden Jahren voraus. Was sind die Hintergründe?
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Eine Frau bei einer Krebsbehandlung. Krebsfälle bei Menschen im Alter von 14 bis 49 Jahren sind in drei Jahrzehnten um fast 80 Prozent gestiegen.Foto: iStock
Von 26. September 2023

Weltweit zeichnet sich ein beunruhigender Trend ab. Laut einer im „British Medical Journal“ (BMJ) veröffentlichten globalen Studie steigen die Krebsraten bei Menschen unter 50 Jahren in stark an.

Die Krebsfälle bei Menschen im Alter von 14 bis 49 Jahren sind in drei Jahrzehnten um fast 80 Prozent gestiegen – von 1,82 Millionen im Jahr 1990 auf 3,26 Millionen im Jahr 2019. So heißt es in der umfassenden Studie, die 204 Länder und 29 Krebsarten umfasst. Laut Modellrechnungen sind die Aussichten für das nächste Jahrzehnt sogar noch düsterer. Demnach prognostizieren die Forscher bis 2030 einen weiteren Anstieg der weltweiten Krebserkrankungen im Frühstadium um 31 Prozent.

Dieser Anstieg verdeutlicht das globale Ausmaß des Problems, da der Krebs verstärkt in jüngere Altersgruppen vordringt. Das Forschungsteam wies darauf hin, dass die unterschiedliche Qualität der Daten aus den Krebsregistern in den verschiedenen Ländern zu einer erheblichen Untererfassung führen kann. Sie gehen davon aus, dass die realen Zahlen noch höher sein könnten.

Nur einige wenige Krebsarten treiben die Inzidenz in die Höhe

Die Studie hat die stärksten Zunahmen bei Prostatakrebs und bei nasopharyngealem Krebs festgestellt. Letzterer umfasst den Bereich zwischen Nasenrücken und Mundhöhle. Der stärkste Rückgang wurde dagegen bei Leberkrebs beobachtet.

Insbesondere Personen in ihren 40ern werden von diesen Entwicklungen am stärksten betroffen sein. Die Studie sagt voraus, dass die Altersgruppen 40 – 44 und 45 – 49 in den nächsten zehn Jahren einen signifikanten Anteil an früh einsetzenden Krebsfällen und daraus resultierenden Todesfällen verzeichnen werden.

Trotz des steilen Anstiegs der Inzidenz stieg die Zahl der Krebstodesfälle jedoch nur um 27,7 Prozent – von ungefähr 800.000 im Jahr 1990 auf 1,06 Millionen im Jahr 2019 –, was laut den Forschern auf verbesserte Behandlungsmethoden hinweisen könnte.

In den USA sind die Raten von Krebstodesfällen seit Jahrzehnten rückläufig. Die American Cancer Society berichtet von einer Reduktion der Krebssterblichkeit um 33 Prozent seit 1991, was geschätzten 3,8 Millionen verhinderten Todesfällen entspricht. Doch die Zunahme von Brust-, Prostata- und Gebärmutterkrebs könnte den zukünftigen Fortschritt verlangsamen, so die Krebsorganisation.

Aus der BMJ-Studie geht hervor, dass im Jahr 2019 Brust-, Luftröhren-, Bronchial- und Lungenkrebs im Frühstadium sowie Magen- und Darmkrebs die höchste Sterblichkeit und Krankheitslast aufweisen.

Faktoren im Zusammenhang mit der Zunahme von Krebserkrankungen im Frühstadium

Genetische Faktoren sowie Ernährungsfaktoren wie rotes Fleisch, Salz und ein unzureichender Verzehr von Obst und Milch können laut der globalen Studie zu Krebserkrankungen im Frühstadium beitragen – ebenso wie Alkohol- und Tabakkonsum.

Auch immunologische Veränderungen durch Umweltfaktoren könnten eine Rolle spielen, wie Dr. Paolo Boffetta gegenüber der Epoch Times mitteilt. Bofetta verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Krebsepidemiologie und ist stellvertretender Direktor für Bevölkerungswissenschaften am Stony Brook Cancer Center in New York. „Der genaue Grund dafür ist jedoch unklar“, fügte er hinzu und wies darauf hin, dass die zunehmende Fettleibigkeit eine weitere Möglichkeit darstellt.

Fettleibigkeit ist ein Risikofaktor für mehrere Krebsarten – darunter Brust-, Darm-, Gebärmutter-, Nieren-, Speiseröhren-, Bauchspeicheldrüsen-, Leber- und Gallenblasenkrebs nach der Menopause, wie eine im Januar veröffentlichte Studie ergab. Überschüssiges Körperfett erhöht das Risiko, an Krebs zu sterben, um etwa 17 Prozent.

Der beste Weg, das Krebsrisiko zu senken, sei die Befolgung der Ratschläge, die Mediziner schon seit Jahren geben, so Dr. Boffetta. Demnach gehören dazu neben einer ausgewogenen Ernährung und sportlicher Betätigung auch:

  • Rauchen vermeiden
  • mäßiger Alkoholkonsum, wenn überhaupt
  • ein gesundes Gewicht halten
  • für jede Altersgruppe empfohlene Krebsvorsorgeuntersuchungen

Was steckt hinter dem Anstieg der Krebserkrankungen?

„Die Ursache für den starken Anstieg von Luftröhrenkrebs ist unbekannt“, sagte Dr. Boffetta. Dennoch merkte er an, dass der Anstieg angesichts der Seltenheit dieser Krebsart proportional sei. Dr. Sarah P. Cate, Direktorin des Special Surveillance and Breast Program am Mount Sinai Health System, hingegen meinte, dass die steigenden Raten von Luftröhrenkrebs „möglicherweise mit Alkoholkonsum und Rauchen in Verbindung stehen könnten.“

Bezüglich Prostatakrebs glaubt Boffetta, dass immer mehr junge Menschen Prostata-spezifische Antigen-Tests durchführen lassen, was zu einer früheren Entdeckung führt. Auf diese Weise würden Diagnosen zehn oder sogar 15 Jahre früher gestellt, als dies in der Vergangenheit der Fall war. In Anbetracht der relativ niedrigen Krebsraten in jungen Jahren im Vergleich zu den späteren Lebensjahren sollte dieser Anstieg des Prostatakrebses, der in der Studie beschrieben wird, mit Vorsicht genossen werden, so Dr. Boffetta.

Dr. Cate betonte, dass Alkohol ein bekanntes Karzinogen ist und mit Brustkrebs und Krebs im Kopf- und Halsbereich in Verbindung gebracht wird, während eine sitzende Lebensweise das Krebsrisiko ebenso erhöht wie Fettleibigkeit. „Alle diese Risikofaktoren werden immer häufiger und stehen daher in Verbindung mit steigenden Krebsraten“, sagte sie.

Boffetta wies darauf hin, dass die Ergebnisse der Studie zwar dramatisch klingen, aber auch andere Faktoren berücksichtigt werden müssen. „Ich glaube nicht, dass es eine Krebsepidemie bei jungen Menschen gibt“, findet er. Seiner Meinung nach gebe es zwar einige kritische Aspekte, die noch untersucht werden müssen, aber die Ergebnisse stünden im Gegensatz zu den rückläufigen Trends in der Gesamtbevölkerung.

Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „Study Finds Early-Onset Cancers Skyrocketing Globally: A Closer Look“ (Deutsche Bearbeitung il). 



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