Wo es in Deutschland besonders heiß ist – und warum
Heiß ist es zurzeit fast überall in Deutschland. In einigen Regionen steigen die Temperaturen aber besonders weit nach oben und erreichen fast regelmäßig höhere Grade als in anderen Teilen des Landes. Warum ist das so?
„Man kann schon sagen, dass es einige Hitzepole in Deutschland gibt“, sagt Gerhard Lux, Sprecher des Deutschen Wetterdienstes. Am Oberrhein etwa liegen die Temperaturen auch schon in „normalen“ Zeiten geringfügig über dem Durchschnitt. Flusstäler und eine eher geringe Höhe über dem Meeresspiegel – das ist fast schon eine Garantie dafür, dass es sich schneller aufheizt.
„Je höher die Lage, desto kühler“, fasst Lux zusammen. Auch die Chancen auf eine nächtliche Auskühlung sind in höher gelegenen Gebieten größer. Steht dagegen derzeit im Talkessel die heiße Luft, ist eine sommerliche Tropennacht fast schon garantiert. Freiburg etwa und die Städte im Rhein-Neckar-Bereich seien schon aufgrund ihrer geografischen Lage Hitze-Kandidaten.
Zu den Städten, die in den vergangenen Jahren immer wieder zu den heißesten Orten Deutschlands zählten, gehört Kitzingen in Unterfranken. Die Stadt am Main mit etwa 21 000 Einwohnern hält seit drei Jahren den Rekord als heißeste Stadt Deutschlands.
Am 5. Juli und 7. August 2015 zeigte das Thermometer dort 40,3 Grad Celsius. Laut DWD ist das die höchste jemals in Deutschland gemessene Temperatur seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen 1881.
Dass in Kitzingen in Bayern immer wieder Höchsttemperaturen gemessen werden, liegt ebenfalls an den geografischen Gegebenheiten. Zum einen liegt Kitzingen nur rund 200 Meter über dem Meeresspiegel tief in einem Kessel, in dem sich schnell die Hitze sammelt. Die Stadt befindet sich zudem auf Sandboden, der sich leicht erwärmt. Außerdem wird kühler Wind aus dem Westen durch eine Bebauung im Westen der Stadt gestoppt.
Kitzingen hat dennoch nicht mehr Eisdielen, Freibäder oder Strandbars als vergleichbare Städte. „Wir haben zwei italienische Eisdielen. Die machen natürlich gutes Geschäft. Bei so einem Wetter ist die Schlange immer sehr lang“, sagt Oberbürgermeister Siegfried Müller dazu.
Seit den Rekorden sei Kitzingen noch bekannter geworden. Die Tourismuszahlen steigen. Ob das allein am Ruf als „heißeste Stadt“ liegt, kann Müller nicht sagen. Auch der zunehmende Rad- und Wohnmobiltourismus, die Flusskreuzfahrt und die Weinlesezeit bringe viele Touristen in die Stadt. Die Leiterin der Tourismus-Information kann sich gut vorstellen, mit dem Hitzerekord zu werben. „“Heißeste Stadt Deutschlands“ ist natürlich ein Super-Marketing-Instrument, das wir auch nutzen werden“, sagt Vanessa Feineis.
Auch wenn Kitzingen seinen eigenen Rekord bisher nicht geschlagen hat: Bei den Hitzetagen 2018, an denen mehr als 30 Grad gemessen wurden, ist die Kleinstadt laut DWD-Statistik auch in diesem Jahr wieder ganz vorn mit dabei.
Aktuell sind die heißesten Orte Deutschlands allerdings anderswo. In Duisburg-Baerl etwa wurden am Donnerstag 38 Grad gemessen, auch andere Orte in Nordrhein-Westfalen verzeichneten besonders hohe Werte. Kein Wunder: Im dicht besiedelten Ruhrgebiet gibt es ebenso wie in anderen städtischen Ballungsgebieten besonders viele versiegelte Flächen. Straßen, Plätze und Fassaden speichern die Hitze und auch nachts kommt es dann nicht zu einer echten Abkühlung. „Bei Hitzewellen werden die Städte regelmäßig zu Wärmeinseln“, sagt DWD-Sprecher Andreas Friedrich. In der Nacht zu Freitag verzeichnete Duisburg so mit 23,7 Grad auch die höchste Nachttemperatur.
Zuvor hatte Bad Nauheim in Hessen in dieser Woche mit 37,1 Grad die höchsten Werte verzeichnet. „Ich esse heute nur noch Wassermelone!“, sagte eine Einwohnerin der Kleinstadt über ihre Strategie der Hitze-Bewältigung. Die Kneipp-Wasserbecken waren in den etwas kühleren Abendstunden sehr beliebt.
Rund um das in einem Talkessel gelegene Städtchen ziehen die trockenen Böden abgeernteter Getreidefelder gewissermaßen die Hitze an, erklärt DWD-Sprecher Friedrich die hohen Werte in Bad Nauheim. Gleichzeitig gelte: „Bei diesen Tagesrekorden spielt manchmal ein Zehntelgrad die entscheidende Rolle – das liegt dann am Lokalklima oder ob es während der Messung vielleicht gerade einen Windstoß gab. In Frankfurt war es jedenfalls fast genauso heiß.“ (dpa)
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