„Viva Las Vegas“: Verstappen baut Rekordserie aus

Las Vegas verlangt von der Formel 1 Unterhaltung – und bekommt sie im XXL-Format. Weltmeister Verstappen gewinnt das Crash-Spektakel und zieht mit Vettel gleich. Teamkollege Perez ist Vizechampion.
Sieg in Las Vegas: Die nächste Trophäe für Max Verstappen.
Sieg in Las Vegas: Die nächste Trophäe für Max Verstappen.Foto: Nick Didlick/AP/dpa
Epoch Times19. November 2023

Im weißen Elvis-Presley-Gedächtnisoverall trällerte Showkritiker Max Verstappen noch in seinem unschlagbaren Red Bull den Song „Viva Las Vegas“ vom „King of Rock ’n‘ Roll“. Im Lichtermeer der Zockermetropole hat der Motorsport-Purist aus den Niederlanden seine Formel-1-Rekordserie mit dem 18. Saisonsieg ausgebaut.

„Wir haben eine Menge gutes Racing hier erlebt, es hat viel Spaß gemacht“, sagte Verstappen, der zuvor mit Kritik an dem Entertainmentcharakter der Veranstaltung nicht gespart hatte.

Trotz einer Fünf-Sekunden-Strafe beim Crash-Spektakel mit drei Safety-Car-Phasen krönte der Weltmeister seine Aufholjagd in Las Vegas. Der Red-Bull-Pilot verwies vor der Glitzerkulisse Charles Leclerc im Ferrari auf den zweiten Platz und zog mit seinem 53. Grand-Prix-Erfolg mit Sebastian Vettel gleich. „Trotz Platz zwei habe ich den Kampf sehr genossen, aber ich hätte natürlich gerne gewonnen“, sagte Leclerc. „Es hätte kein besseres Rennen in Las Vegas geben können.“

Showdown in Las Vegas

Sergio Pérez wurde im zweiten Red Bull Dritter und sicherte sich die Vizeweltmeisterschaft. Nach der Zieldurchfahrt wurde das Trio im Rolls Royce vor das Luxushotel Bellagio gefahren, wo ihnen zu Ehren die berühmten Fontänen in die Höhe schossen. Davon bekam Nico Hülkenberg kaum etwas mit, mit seinem Haas war er gar nicht ins Ziel gekommen.

Die Show muss stimmen – vor allem in Las Vegas, wo die Formel 1 zuletzt 1982 gefahren war. Schon mehr als zwei Stunden vor dem Rennstart wurden die Fahrer auf der Start-Ziel-Geraden von einem Ansager dem Publikum lautstark vorgestellt, ehe sie unter anderem in Straßenkreuzer stiegen und sich von den Fans auf den Tribünen feiern ließen.

Der dreimalige Weltmeister Verstappen, der an diesem für die US-amerikanischen Formel-1-Rechteinhaber so wichtigen Wochenende immer wieder die Eventisierung kritisiert hatte, war von der Fahrerparade allem Augenschein nach nur mäßig begeistert.

Prominenz am Streckenrand

Nachdem die Startaufstellung mit Promidichte bis zum Anschlag von Shaquille O’Neal bis Rihanna, geräumt war, erloschen die Roten Ampeln – und die Action begann. Verstappen übernahm mit einem resoluten Manöver gleich in der ersten Kurve die Führung von Leclerc, der seine fünfte Pole Position in diesem Jahr herausgefahren hatte. Allerdings rutschte der Weltmeister im Red Bull beim Überholen mit dem Ferrari neben die Piste.

Für dieses Abdrängen wurde Verstappen mit einer Fünf-Sekunden-Strafe belegt. „Ja, das ist gut, schick ihnen meine Grüße“, funkte Verstappen beim vorletzten von 22 Saisonrennen bissig in Richtung Rennleitung.

Auf dem frischen Asphalt drehten sich hinten Fernando Alonso im Aston Martin, Valtteri Bottas im Alfa Romeo und Carlos Sainz im zweiten Ferrari. Das Virtuelle Safety Car wurde eingesetzt, um Trümmerteile von dem Kurs zu entfernen.

In der vierten Runde musste das wirkliche Safety Car ausfahren. Lando Norris verlor vor Kurve zwölf die Kontrolle über seinen McLaren, drehte sich, schlitterte an der Leitplanke entlang und krachte im Notausgang in die Bande. „Ich bin ok“, funkte der Engländer, stieg selbstständig aus seinem Wagen und wurde später im Krankenhaus eingehend untersucht.

Sammelklage eingereicht

Der packende Auftakt war ganz nach dem Geschmack der Veranstalter, die sich im Auftakttraining blamiert hatten. Wegen der defekten Abdeckung eines Wasserschachts war die erste Einheit schon nach 19 Minuten abgesagt worden. Die Reparaturen zogen sich so lange hin, dass die Fanzonen geräumt wurden und die Piloten vor einer nächtlichen Geisterkulisse das zweite Training absolvierten.

Eine Kanzlei aus Las Vegas hat bereits eine Sammelklage für 35.000 Tageskartenbesitzer eingereicht. Es geht um rund 30.000 Dollar Schadenersatz pro Person. Die Veranstalter meldeten die drei Grand-Prix-Tage indes mit 315.000 Fans wunschgemäß ausverkauft.

Im Schatten der überdimensional illuminierten Schneekugel „Sphere“ klagte Verstappen nach dem Neustart über abbauende Reifen. Leclerc übernahm in Runde 16 die Führung, der Red-Bull-Dominator kam anschließend an die Box und saß seine Strafe ab. Verstappen war nun geladen und nahm die Jagd auf.

Nach einer Kollision des Niederländers mit Mercedes-Fahrer George Russell im Kampf um Platz vier flogen Autoteile in der 25. Runde auf den Kurs. „Er lenkt in mich rein“, funkte Verstappen aufgeregt. Das Safety Car fuhr wieder aus, Russell musste ebenfalls fünf Sekunden Strafe absitzen.

Nach der Streckenfreigabe verlor Leclerc in der 32. Runde nach einem Überholmanöver im Verstappen-Stil von Pérez im zweiten Red Bull die Führung. Verstappen arbeitete sich indes weiter vor und war in der 37. von 50 Umläufen dort, wo er in dieser Saison so gut wie immer stand: ganz vorne. Leclerc büßte zunächst auch noch Rang zwei ein, schnappte sich Pérez aber noch auf den letzten Metern. (dpa/red)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion