Lagerfeld schafft Klarheit bei der Haute Couture

Es lohnt sich: Karl Lagerfeld zeigt in Paris eine wunderbar konzentrierte Kollektion mit „Zen-Spirit“ - und doch prunkvoll und kostbar.
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Karl Lagerfeld hat seinen Mode-Haus geöffnet.Foto: Ian Langsdon/dpa
Epoch Times26. Januar 2016
Ein Spürhund mit Maulkorb wartet am Dienstagmorgen vor der Haute-Couture-Schau von Chanel in Paris – ein ungewohnter Anblick für die verwöhnten Kundinnen des Luxushauses.

Verschärfte Sicherheitsvorkehrungen nach den Terroranschlägen vom November hatten einige Designer ihren Gästen schon vor Beginn dieser Schauen der Hohen Schneiderkunst für Frühjahr/Sommer 2016 angekündigt. Doch nur wenige nahmen dies bisher so ernst wie Chanel. „Den Großteil unserer Maßnahmen kann man gar nicht sehen“, sagt ein Sicherheitsmann vor der Schau. Eins ist aber deutlich: Sehr viel weniger Blogger, Streetstyle-Fotografen und Zaungäste als sonst sind gekommen.

Drinnen jedoch – vor der klaren Kulisse eines skandinavisch anmutenden Holzbaus mit Wasserbecken, Nadelbäumen, Seerosen und Schilf – herrscht der gewohnte Andrang. Und es lohnt sich: Karl Lagerfeld zeigt eine wunderbar konzentrierte Kollektion mit „Zen-Spirit“ – und doch prunkvoll und kostbar.

Schmale wadenlange Röcke öffnen sich hinten in einem Schlitz über zartem Tüll, Oberteile mit hohem Kragen und Keulenärmeln sind mal kunstvoll aus Bändern geflochten, mal aus Spitzen-Blüten zusammengesetzt, mal mit Streublumen bestickt oder mosaikartig mit Edelsteinen verziert. Die Stoffe in Naturfarben schimmern goldig wie Ähren in der Sonne. Als Schmuck gibt es Broschen und Ohrringe in Insektenform, was das altmodische, elfenhafte Aussehen der Models noch unterstreicht.

Am Vorabend hatte der aus Lyon stammende Alexis Mabille Tragbares mit Twist gezeigt. Schlichte Blazerjacken verlängerte der Couturier zum Abendkleid und verzierte sie mit aufgestickten Straußenfedern. Über Smokinghosen rundeten sich schwingende schulterfreie Oberteile, ein Corsagenkleid mündete in einen Tüllrock aus unterschiedlichen Stofflagen.

Nicht leicht hatten es die Atelier-Mitarbeiter von Dior. Nach dem überraschenden Abschied des Designers Raf Simons im vergangenen Oktober müssen sie ohne Kreativ-Chef klarkommen. Bei der Haute Couture wiegt dies besonders schwer, gilt sie doch als Königsdisziplin der Mode. Zudem hatte Simons ausgerechnet mit einer Couture-Schau seinen Einstand gegeben. Über seine erste Zeit bei dem traditionsreichen Modehaus war sogar mit der Dokumentation „Dior und ich“ ein vielgelobter Film gedreht worden.

Unter Simons hatte sich die Dior-Mode auf coole Weise modernisiert. Junge Schauspielerinnen wie Emilia Clarke (28, „Game of Thrones“) traten in den Kleidern auf, die Einladung zu den Pariser Schauen galt als „Hottest Ticket in Town“. Jetzt reiste nicht einmal Dauerbesucherin Rihanna an. Dafür kam jedoch Hollywood-Star Noomi Rapace. Die Französin Emmanuelle Béart hingegen hatte kurz vor der Schau aus Krankheitsgründen abgesagt und auf ihrem Instagram-Account erklärt, sie hüte mit 39 Grad Fieber das Bett.

Die Kollektion wirkte ein wenig ratlos. Das Atelier unter seinen Leitern Lucie Meier und Serge Ruffieux zeigte verschiedene schöne Varianten von Christian Diors berühmter „Bar“-Jacke, an der auch Simons immer wieder gearbeitet hatte. Es gab perfekt geschnittene Mäntel mit schwingenden Schößen, Plissees in Fächerform für Abendkleider, Blütenstickerei, Trompetenärmel und einige „Patchwork“-Entwürfe mit verschiedenen feinen Stoffbahnen.

Die zündende Idee fehlte. Doch woher sollte sie auch kommen? In eine neue Richtung durfte die Schau auf keinen Fall weisen. Schließlich kommt ja irgendwann ein neuer Chefdesigner, dem man nicht vorgreifen darf. Allerdings kann dies dauern. Im Umkreis des Hauses hieß es, dass sich die Zeit bis zur Ernennung eines neuen Kreativkopfes noch bis zum Sommer hinziehen könne.

(dpa)

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