Museum zum Gedenken an Yves Saint Laurent: Tempel der Mode und der starken Frauen

Die neue Pariser Ausstellung hat ihren Platz in einem Haus aus dem 19. Jahrhundert in der Avenue Marceau, unweit des Triumphbogens.
Titelbild
YSL mit zwei Models in den sechziger Jahren.Foto: John Minihan/Getty Images
Epoch Times30. September 2017

Er hat den „Frauen die Macht gegeben“ und ihnen ein selbstbewusstes Auftreten ermöglicht: Modepapst Yves Saint Laurent. Gut neun Jahre nach dem Tod des Couturiers eröffnet am Dienstag in Paris das erste Museum zum Gedenken an „YSL“aurant, wie er in Frankreich genannt wird. Ergänzt wird die Schau durch ein neues Museum in Marrakesch, wo der Modeschöpfer ein Anwesen hatte.

Beide Ausstellungen gehen auf Saint Laurents Lebensgefährten Pierre Bergé zurück. „Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, Yves Saint Laurent bei der Erschaffung seines Werks zu unterstützen, und ich möchte, dass es weiterlebt“, sagte Bergé kürzlich. Die Eröffnung des Pariser Museums am 3. Oktober wird der Unternehmer und Kunstmäzen nicht mehr erleben: Bergé ist Anfang September im Alter von 86 Jahren verstorben.

Die neue Pariser Ausstellung hat ihren Platz in einem Haus aus dem 19. Jahrhundert in der Avenue Marceau, unweit des Triumphbogens. In dem Gebäude mit der Hausnummer 5 führte Saint Laurent zwischen 1974 und 2002 fast drei Jahrzehnte lang sein legendäres Modehaus.

Dort können Besucher das Atelier des im Juni 2008 verstorbenen Modeschöpfers besichtigen. Der fast originalgetreu restaurierte Raum wirkt so, als könne Yves Saint Laurent jederzeit zur Tür hereinkommen: Seine Brille liegt neben Modeskizzen auf dem Arbeitstisch, sein weißes Hemd hängt über dem Stuhl, und unter dem Tisch steht der Fressnapf seines Hundes Moujik.

YSL 1965 in seinem eigenen Modehaus. Foto: Reg Lancaster/Express/Getty Images

Vor allem aber sind in der Ausstellung die berühmtesten Kreationen von YSL zu sehen. Wenn Frauen heute auch beruflich oft die Hosen anhaben, ist das seinem wegweisenden Hosenanzug „Le Smoking“ zu verdanken, den Saint Laurent 1966 schuf, im Alter von 30 Jahren. Kurz vor der sexuellen Revolution waren Frauen in Beinkleidern nicht gern gesehen, schon gar nicht am Arbeitsplatz.

Modische Tabus brach YSL auch mit anderen Schöpfungen: Dem Trenchcoat für Frauen, der Sahara-Jacke oder dem Jumpsuit, einem Einteiler mit Hose. Coco Chanel habe „die Frauen befreit“, sagte Saint Laurent einmal. „Das hat mir Jahre später erlaubt, ihnen die Macht zu geben und auf gewisse Weise auch die Mode zu befreien.“

In dem Museum sind auch die verschiedenen Quellen der Inspiration des Modeschöpfers zu sehen. Unter dem Titel „imaginäre Reisen“ wird etwa ein afrikanisches Kleid von 1967 gezeigt, das mit seinen konischen Brusteinsätzen wie ein Totem wirkt. Und natürlich ist das berühmte Mondrian-Kleid zu sehen, angeregt durch die Bilder des niederländischen Malers Piet Mondrian.

Ergänzt wird die Pariser Schau durch ein Museum in Marrakesch, das ebenfalls durch die Stiftung Yves Saint Laurent finanziert wird. Es soll gut zwei Wochen später eingeweiht werden, am 19. Oktober. Sein früherer Lebensgefährte Bergé sagte, Saint Laurent habe Marokko viel zu verdanken, vor allem „die Farben und die Formen“ seiner Kleider.

Insgesamt umfasst der Nachlass Saint Laurents 35.000 Objekte, darunter mehr als 7000 Modeschöpfungen, sagt Aurélie Samuel, die die Sammlung der Stiftung Yves Saint Laurent leitet. Die beiden Museen wollen Modebegeisterten einen Einblick in die schier grenzenlose Kreativität des Meisters geben. Und sein Werk verewigen: „Die Geschichte wird uns sagen, ob diese Mode auch Kunst ist“, sagt Samuel.   (afp)



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