Ein Juwel: Bayreuther Opernhaus renoviert

Nach fünfjähriger Restaurierung ist das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth wiedereröffnet worden. Die Verwendung von Blattgold fiel im Vergleich zu ähnlichen Projekten wenig verschwenderisch aus.
Titelbild
Das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth wurde nach der Renovierung im April 2018 wiedereröffnet.Foto: iStocik
Epoch Times13. April 2018

Wo lange Zeit der Holzwurm nagte, regiert ab sofort wieder höfische Pracht. Nach mehr als fünfjähriger Renovierung ist das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth am Donnerstagabend wiedereröffnet worden – mit einem Festakt und anschließender Opernaufführung.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach vom Anbruch eines „neuen Goldenen Zeitalters“, nicht nur für Bayreuth, sondern für das barocke Musiktheater insgesamt, das weltweit auf nur wenige vergleichbare Aufführungsstätten zurückgreifen kann.

Das Opernhaus war von 1744 an in vier Jahren Bauzeit errichtet worden. Heute gehört es zu den wenigen original erhaltenen Logentheatern des 18. Jahrhunderts. Aufgrund seiner großen kulturellen Bedeutung wurde es im Jahr 2012 in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen.

Vorsichtige Sanierung

„Konservieren statt Restaurieren“ – so könnte man das vom Würzburger Kunstgeschichtsprofessor Matthias Staschull entwickelte Sanierungskonzept zusammenfassen. Statt großzügiger Aufhellung der Farbaufträge hat man sich während der knapp 30 Millionen Euro teuren Arbeiten auf sanfte Retuschen beschränkt. Waren originale Farbschichten nicht mehr vorhanden, verzichtete man sogar gänzlich auf eine Rekonstruktion.

Auch die Verwendung von Blattgold fiel im Vergleich zu ähnlichen Renovierungsprojekten wenig verschwenderisch aus, was dem Zuschauerraum – eine für barocke Residenztheater typische Konstruktion aus Stein, viel Holz und Leinwänden – seinen charakteristischen matten Schimmer bewahrt hat.

Rückbau der Bühne

Für einen großzügigeren Raumeindruck sorgt der Rückbau der Bühne, die in den 1930er Jahren wegen der eminenten Heizkosten um etwa 40 Prozent verkleinert worden war. In ihre originale Größe zurückversetzt, gibt sie nun die Sicht auf die ungewöhnliche Ausdehnung des Bühnenraums wieder frei.

Dezent und ohne Auswirkungen auf den optischen Gesamteindruck sind weitere größere Umbaumaßnahmen geblieben, darunter die Vergrößerung des Orchestergrabens oder der Einbau einer neuen Entlüftungsanlage sowie einer LED-Beleuchtung.

Bei der Wiedereröffnung wurde mit Johann Adolph Hasses „Artaserse“ just jene Oper aufgeführt, mit der das Haus vor 270 Jahren eröffnet worden war – jetzt war es eine Vorstellung der Bayerischen Theaterakademie August Everding.

Verbesserungen im Klang

Auch in akustischer Hinsicht konnten dabei die Restaurierungsarbeiten überzeugen. Denn sowohl die Singstimmen auf der Bühne als auch der Klang des in typischer Barockbesetzung spielenden Orchesters verteilten sich in Lautstärke und Klangbalance perfekt noch bis in die obersten Ränge.

Die Gäste – darunter mit Georg Friedrich Prinz von Preußen ein Nachfahre der Bauherrin Wilhelmine von Bayreuth – zeigten sich sichtlich beeindruckt.

Markus Söder sprach von einem einzigartigen Juwel barocken Musiktheaters, das nun wieder in seinem ursprünglichen Glanz erstrahle.

Bayreuth hat Welt-Niveau. Das Markgräfliche Opernhaus ist ein bedeutender Teil unserer kulturellen Identität, in Franken und ganz Bayern“, sagte Söder.

Das Markgräfliche Opernhaus war auch der Grund, warum der Komponist Richard Wagner im 19. Jahrhundert nach Bayreuth kam. Zwar erwies sich das barocke Haus für seine Bühnen-Ideen als unbrauchbar, in der Stadt blieb er trotzdem – und errichtete hier sein Festspielhaus. So hat Bayreuth zwei weltweit bedeutsame Opernhäuser vorzuweisen. (dpa)



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