Filmproduktion gefährdet: Drehbuchautoren in Hollywood streiken
Die Gewerkschaft der Drehbuchautoren in Hollywood hat nach erfolglosen Verhandlungen über bessere Arbeitsbedingungen einen Streik ausgerufen. Der Arbeitskampf habe am Dienstag um 0.01 Uhr begonnen, teilte die Gewerkschaft „Writers Guild of America“ (WGA) am späten Montagabend (Ortszeit) mit.
Die in New York und Los Angeles ansässigen Abteilungen der Ost- und Westküste hätten die Entscheidung nach sechswöchigen Verhandlungen mit US-amerikanischen Streaming-Anbietern wie Netflix und Disney einstimmig getroffen, hieß es. Der Streik könnte nun viele Film- und Fernsehprojekte in Hollywood lahmlegen.
Zwar habe der Verhandlungsausschuss den Prozess mit der Absicht begonnen, eine faire Vereinbarung zu erzielen, hieß es in einer Mitteilung auf Twitter. Die Antworten der Studios seien jedoch „angesichts der existenziellen Krise, mit der unsere Autoren konfrontiert sind, völlig unzureichend gewesen“.
Große Solidarität von Stars und Moderatoren
Zahlreiche Schauspieler und Moderatoren drückten am Rande der Met-Gala in New York am Montagabend ihre Unterstützung für die Autoren aus. „Jeder muss für seine Arbeit kompensiert werden“, sagte Schauspielerin Amanda Seyfried. „Manchmal müssen Dinge getan werden, damit man gehört wird“, sagte Kollegin Penelope Cruz. „Ich unterstütze die Autoren und denke, dass wird uns alle betreffen“, sagte Schauspielerin Olivia Wilde. „Aber wir müssen für unsere Rechte einstehen.“ Auch Comedian und Moderator Jimmy Fallon stellte sich hinter die Autoren. „Ich hätte keine Show, wenn die Autoren nicht wären, und ich unterstütze sie komplett.“
Für US-Zuschauer werde der Streik zunächst bei den Talk- und Comedy-Shows wie der von Fallon zu spüren sein, hieß es in der „New York Times“. Late-Night-Shows wie „Saturday Night Life“ würden wahrscheinlich sofort ausfallen. Andere Formate dagegen würden mit mehr Vorlauf produziert – um diese zu verzögern, müsste der Streik lange dauern.
Der Streik könnte monatelang dauern
Die Autoren-Gewerkschaft verhandelt seit Mitte März mit den Film- und Fernsehproduzenten (Alliance of Motion Picture and Television Producers) über einen neuen Vertrag. Die Schreiber fordern unter anderem Gehaltserhöhungen, bessere Arbeitsbedingungen und höhere Zuschüsse für die Kranken- und Altersversorgung. In einer Urabstimmung Mitte April hatten die Mitglieder mit einer überwältigenden Mehrheit von knapp 98 Prozent für einen Streik gestimmt, sollten die Verhandlungen bis zum 1. Mai kein Ergebnis bringen.
Die Film- und Fernsehproduzenten hätten ein Angebot vorgelegt, das „großzügige Vergütungserhöhungen der Autoren“ beinhalte, hieß es in einer Mitteilung, die US-Medien vorlag. Die Organisation sei bereit, ihr Angebot zu erhöhen, zitierte die „Los Angeles Times“, dem stünden jedoch andere Forderungen der WGA im Wege.
Das Streaming von Filmen und Serien habe die Vergütung der Drehbuchautoren auf den Kopf gestellt, schrieb die „Los Angeles Times“ weiter. Schriftsteller müssten nun für weniger Lohn mehr arbeiten und könnten sich nicht mehr auf regelmäßige Einkommen wie noch in Zeiten des Fernsehens verlassen, als erfolgreiche Shows jahrelang wiederholt wurden.
„Die Unternehmen haben dieses Geschäft kaputt gemacht“, hieß es in einer Mitteilung auf der Webseite der WGA. Die Gewerkschaft habe gehofft, mithilfe von Gesprächen „den Beruf, den wir lieben, zu retten“. Nun bleibe keine andere Möglichkeit mehr als der Streik.
Dieser könne wochen- oder sogar monatelang dauern, schrieb die „Los Angeles Times“. Er könne einen „Großteil der Fernseh- und Filmproduktion im ganzen Land zum Erliegen bringen“ und sich auch auf benachbarte Branchen auswirken – zum Beispiel auf Caterer, Floristen und Requisiteure. Der Streik falle in eine schwierige Zeit für die Region Los Angeles, in der viele Unternehmen noch immer versuchten, sich von den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu erholen.
Zuletzt hatte der Autorenverband im Jahr 2017 mit einem Streik gedroht. Nach wochenlangen Verhandlungen zwischen beiden Parteien kam es dann im letzten Moment zu einer Einigung über einen neuen Vertrag. 2007/2008 waren die Schreiber gar 100 Tage lang in den Ausstand gegangen. Der Streik legte Hollywood nahezu lahm: Die Dreharbeiten zu mehr als 60 TV-Shows wurden eingestellt, Filmprojekte verschoben und Gala-Shows abgesagt. Der finanzielle Verlust für die Unterhaltungsbranche wurde damals auf Hunderte Millionen Dollar geschätzt. (dpa/red)
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