Multitalent im Hawaiihemd mit langer Bühnenkarriere
Sein Humor ist nicht jedermanns Sache und scheint mitunter auch etwas aus der Zeit gefallen, doch Jürgen von der Lippe füllt damit immer noch Stadthallen und Theatersäle. Bis Ende 2024 wurden bereits Termine für seine Auftritte angesetzt. Der Entertainer mit den bunten Hawaiihemden wird zwar am Donnerstag 75 Jahre alt – ans Aufhören denkt er aber noch lange nicht.
Genug Material für sein aktuelles Bühnenprogramm „Voll Fett“ liefern dem Komiker und Musiker dabei aktuelle Diskussionen wie die um das Gendern – für ihn „eine Goldgrube“, wie er der „Mitteldeutschen Zeitung“ sagt. Er bekomme „von der Genderia und Wokeria großartiges Material geliefert“. Da ist es fast schon überflüssig zu erwähnen, dass er selbst das Gendern ablehnt.
Von „Kreuzberger Nächte sind lang“ zur Solokarriere
Geboren wird der laut Kollege Jörg Pilawa „größte Entertainer und Komiker Deutschlands“ 1948 im nordrhein-westfälischen Bad Salzuflen als Hans-Jürgen Dohrenkamp. Seinen Künstlernamen, ausgewählt nach dem heimischen Fluss Lippe, legt sich der Sohn einer Diätköchin und eines Barkeepers erst später zu. Er absolviert eine Ausbildung bei der Fernmeldetruppe der Bundeswehr, studiert dann Germanistik, Philosophie und Linguistik, zunächst in Aachen und später in Berlin.
Das Studium schließt er nie ab. Stattdessen tritt er in Berliner Bars mit eigenem Bühnenprogramm und als Solosänger auf, unter anderem mit Hans-Werner Olm als „Gebrüder Blattschuss“. Als deren Song „Kreuzberger Nächte“ gerade zum Hit wird, verlässt er die Blödelgruppe aber wieder und wendet sich weiter seiner Solokarriere zu. 1977 erscheint sein erstes Soloalbum.
Die nächste Station des Multitalents ist das Fernsehen. Seine Karriere beginnt 1980 als Moderator in der Show „WWF-Club“ des Westdeutschen Rundfunks. Von der Lippe spielt einen komödiantischen Hausmeister und wird rasch in ganz Nordrhein-Westfalen bekannt. In den Folgejahre moderiert er zahlreiche weitere Sendungen. Zu seinen großen Erfolgen gehören das Talkformat „So isses“, die Spielshows „Donnerlippchen“ und „Geld oder Liebe“.
Zwei Grimme-Preise
Letztere flimmert zwischen 1989 und 2001 insgesamt 90 Mal über die Bildschirme, ab 1993 sogar auf dem besten Sendeplatz am Samstagabend im Ersten. Dafür gibt es einen ersten Grimme-Preis. Seine Moderationen voller Gags und Kalauer und die bunten Hawaiihemden machen von der Lippe bundesweit bekannt. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ nennt ihn deshalb auch den „großen Zampano des schmuddeligen neuen Unterhaltungsfernsehens der achtziger und neunziger Jahre“.
2001 verlässt er das öffentliche-rechtliche und wechselt ins private Fernsehen. Einige seiner Shows dort floppen, die Spieleshow „Extreme Activity“ bringt ihm allerdings 2007 einen zweiten Grimme-Preis ein. Auch danach ist er immer wieder als Moderator oder Teilnehmer von Rateshows im Fernsehen zu sehen, vor allem tourt er aber mit Bühnenprogrammen und Lesungen durch die Republik. Denn auch Bücher veröffentlicht das Multitalent in regelmäßigen Abständen – mit „Sex ist wie Mehl“ 2022 sein neuestes.
Privat macht der begeisterte Hobbykoch mit einer Kurzehe mit Moderatorin Margarethe Schreinemakers Schlagzeilen. Diese währt nur zwei Jahre. Danach kehrt von der Lippe schnell zu seiner ersten Frau Anne Dohrenkamp zurück, mit der er heute in Berlin lebt. Gegen Kinder entscheidet er sich bewusst – „weil ich von meinem Beruf besessen bin“, wie er dem „Spiegel“ sagt. (afp)
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