Treffen von Spielautoren in Göttingen: Knobeln, würfeln, sammeln, zocken, ärgern
Gräber, Schaufeln, Leichenteile – das Brettspiel von Manuela Mirow und Thomas Hussung ist auf den ersten Blick nichts für zart besaitete Gemüter.
Düstere Farben dominieren das Spielbrett. Kein Wunder. Denn bei „Frankensteins Erben“ müssen Leichenteile aus Hartpapier mit Hilfe von Karten und Überlegung auch gegen Widerstände aus Gräbern geborgen und zusammengesetzt werden. „Wer sein Monster zuerst fertig hat, ist Sieger“, sagt Mirow.
Die Hamburger Studentin und der Grafik-Designer Hussung sind zwei von mehr als 200 Erfindern aus dem In- und Ausland, die am Wochenende beim 37. internationalen Spieleautoren-Treffen mehrere Hundert neue Gesellschaftsspiele vorstellten.
Knobelspiel Quirlix
Werner Kohley aus Neuss hat gleich vier Neuheiten mitgebracht, darunter „Quirlix“. Bei dem Knobelspiel müssen geografische Figuren so zusammengelegt werden, dass sie ein Rechteck vollständig bedecken.
„Man kann bei laufender Sanduhr gegen sich selbst oder um die Wette gegen andere spielen“, sagt der 53-jährige Angestellte. Genauso wie die anderen Erfinder hofft Kohley darauf, dass seine Spiele von einem Verlag entdeckt, publiziert und ein Verkaufserfolg werden.
Die Chance dazu ist da: „Das Spieleautoren-Treffen gewinnt von Jahr zu Jahr an Bedeutung“, sagt der Vorsitzende der Vereinigung der deutschen Spieleverlage, Hermann Hutter. In Göttingen entscheide sich, welche der gezeigten Prototypen von Brett-, Karten- und Würfelspielen als mögliche Bestseller neu auf den Markt kommen.
Spieleverlag Ravensbgerer ist vor Ort
Ähnlich sieht es der Verlag Ravensburger. „Göttingen ist ein äußerst wichtiges Treffen für uns“, sagt Kommunikations-Chef Heinrich Hüttelmann. Sein Unternehmen sei mit sechs Redakteuren vertreten, die alles unter die Lupe nehmen. „Es sind immer wieder Neulinge oder weniger bekannte Autoren mit interessanten Spielen vertreten.“
Einer der Neuen ist Thomas Sellner. Der 39-jährige Hamburger, der normalerweise Spiele für das Smartphone entwickelt, präsentiert erstmals ein analoges Produkt: „Blockings – ein super simples Ärgerspiel“.
Dabei muss man im Wettstreit mit anderen Spielern farbige Würfel von Paletten nehmen. Durch strategische Manöver kann man sich nicht nur möglichst viele Würfel sichern, sondern zugleich den Mitspielern dieses Ziel erschweren.
Sammeln von Olizen im Hexxgarten
Erstmals beim Autorentreffen dabei ist auch Katrin Abfalter aus Berlin. Sie zeigt unter anderem das Brettspiel „Hexxgarten“, bei dem es vordergründig um das Sammeln von Pilzen geht. Dabei ist Kombinationsgabe gefragt. Denn man muss sich den Weg zu den Pilzen strategisch klug bahnen und ihn zugleich für Mitspieler unzugänglich machen. Mit der Resonanz auf ihr Angebot ist Abfalter zufrieden. „Man bekommt hier gute Kontakte“, sagt die 31-Jährige.
Christian Beiersdorf, Geschäftsführer der knapp 500 Mitglieder starken Spieleautoren-Zunft, sieht das Göttinger Treffen seit Jahren im Aufwind. „Die Plätze für Autoren waren diesmal sehr früh ausgebucht. Und es kommen auch immer mehr Verlage“, sagt er.
Gute neue Spiele zu publizieren, sei auch finanziell lukrativ, sagt Hutter von der Vereinigung der Spieleverlage. Jedes Jahr gebe es Dutzende Spiele, die mindestens 50 000 Mal verkauft werden. Die Branche lege ständig zu, teilweise mit zweistelligen Raten pro Jahr.
Unabhängig davon täten die Spiele-Autoren viel dafür, dass eine Tradition nicht abreißt, meint Beiersdorf: „Das Gesellschaftsspiel ist seit Jahrtausenden ein wichtiges Kulturgut. Und die Autoren sorgen dafür, dass dieses Kulturgut immer wieder mit neuem Leben erfüllt wird und aktuell bleibt.“ (dpa)
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