Absturz im Zeitraffer: Hyperinflation in wenigen Wochen möglich?

„Eine Hyperinflation nach venezolanischen Verhältnissen könnte schon innerhalb weniger Wochen in Deutschland eintreten“, sagt Ökonom Dr. Markus Krall. Hintergrund sind die Milliardenpakete zur Abwendung der Corona-Krise. Er erklärt, wie man das Szenario noch abwenden kann und was Anleger jetzt bei Goldkäufen beachten sollen.
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Milliardenhilfen sollen sowohl an Unternehmen als auch an Privatpersonen ausgezahlt werden. Das könnte wie 1923 zur Hyperinflation führen.Foto: iStock
Von 28. März 2020

Gold gilt unter Investoren als Absicherung gegen Krisen. Angesichts einer möglich Hyperinflation steigt die Nachfrage bei Rohstoffhändlern und Einzelkäufern massiv an.

Denn durch die weltweiten milliardenschweren Hilfsprogramme von Regierungen und Notenbanken wird massiv Geld in Umlauf gesetzt. Während sich gleichzeitig wegen weitreichender Produktionsausfälle das Angebot verknappt steigt die Geldmenge. Und damit wächst die Besorgnis vor einem Anstieg des Preisniveaus und einem Wertverfall des Geldes.

Dr. Markus Krall sprach im Interview mit „MMNews“ und den Anlagestrategieberatern „Friedrich & Weik“.

Logik der Regierung „schon eine ziemlich harte Turnübung“

Milliardenhilfen sollen sowohl an Unternehmen als auch an Privatpersonen ausgezahlt werden. Doch die Denkweise der Regierung sei unverständlich, findet Krall: „Man glaubt, man könnte die Knappheit der Güter, die sich jetzt (…) durch den Kollaps der Supply Chains [einstellt] , (…) dadurch begegnen (…), dass man die Knappheit des Geldes abschafft.

Das ist auch mal von der Logik her schon eine ziemlich harte Turnübung. Also ich weiß gar nicht, wie viel Yoga man machen muss, [im Kopf] um solche Verrenkungen hinzukriegen (…)“.

Denn das Problem dabei, erklärt Krall sei, dass eine steigende Geldmenge einem doppelten Angebotsschock in Form von sinkenden Warenbeständen gegenüber stehe. Zum Einen, weil die vorübergehenden Stilllegungen von Chinas Wirtschaft hierzulande jetzt Auswirkungen auf die Wertschöpfungsketten hätten. Zum Anderen, weil in Europa Quarantänemaßnahmen mit entsprechenden Stilllegungen den europäischen Handel vollends zum Erliegen bringen. Die Knappheit der Waren könne man mit steigender Geldmenge also gar nicht lösen.

„Wir sehen den Absturz in Zeitraffer“

Krall zieht Parallelen zur Hyperinflation im Jahr 1923. Nachdem Deutschland seine Reparationszahlungen (Kriegsentschädigungen) aus dem Versailler Vertrag nicht mehr zahlen konnte, besetzten Franzosen das Rheinland. In der Folge traten Mitarbeiter der damals wichtigsten Stahl- und Kohle-Montanindustrie in den Streik, wodurch Lieferketten und Produktion zusammenbrachen. Doch die Reichsregierung zahlte weiter Geld an die Arbeiter. Innerhalb einiger Wochen kam es zu einer Hyperinflation. „Am Ende hatte 1 US-Dollar den Wert von mehreren Millionen Deutschen Reichsmark“, erklärte der Ökonom.

Die gesamt Entwertung betrug also viele viele hunderttausend oder Millionen Prozent. Es war nicht mehr möglich, mit dem Geld irgendetwas zu kaufen.“

Ursprünglich rechnete Krall mit einer Dauer von 2 Jahren. Doch jetzt erlebe man alles im „Zeitraffer“. Von der aktuellen Phase der Deflation mit sinkenden Vermögenspreisen könnte es wie 1923 bis zur Hyperinflation nur einige Wochen dauern. „Das System ist so destabilisiert, dass jeder externe Schock (…) das Gesamtsystem ins Wanken [bringt], und das Corona-Virus ist halt ein solcher externer Schock, der (…) auf einen Körper mit Vorerkrankungen trifft.“

Das gefährliche sei, dass Inflation und Deflation jetzt sogar schon zusammenfallen. Deflation bei den Vermögenswerten (zum Beispiel Aktien), Inflation hingegen bei den Konsumentenpreisen.

„Zentralbanken sind am Ende ihrer Kapazitäten“

Die Wirtschaft jedenfalls müsse sich auf das Schlimmste einstellen, befürchtet Krall. In jedem Fall werde es bald zu einem großen Zombie-Sterben kommen. Denn: „Die Zentralbanken sind am Ende ihrer Kapazitäten und ihrer Möglichkeiten angelangt, noch nicht ganz heute aber in wenigen Wochen oder Monaten.“

Das bedeutet, dass der Mehrwert des Helikoptergeldes in der Hyperinflation verpuffe. Was die Unternehmen benötigen, sei Eigenkapital, doch das könne das Helikoptergeld nicht ermöglichen.

[Es ist außerdem] zu befürchten, dass in den Lieferketten entscheidende Player Pleite gehen und Know-how, Technologie und Produktion für immer verloren gehen.“

Bei einem Wegfall so entscheidender Teile, könne es sogar Monate oder Jahre dauern, bis Produktionsketten wieder so effektiv und produktiv wie vor der Krise seien.

Regierung muss vom Sozialismus Abstand nehmen

Krall gibt zu bedenken, dass sich die Regierung mit ihrem Vorhaben „offensichtlich“ sozialistischen Denkweisen verschreibt zum Beispiel die eidesstattliche Erklärung wegen Zahlungsunfähigkeit. Eine Aufhebung aller Vertragsbindungen wäre eine „völlige Herrschaft der Willkür“. Doch Verträge seien „nun mal der Leim, der die Marktwirtschaft zusammenhält“.

Wenn es keinerlei durchsetzbare und überprüfbare Verträge mehr gebe, werde diese Krise sehr lange dauern.

Wo geht es hin? Krall kann sich vorstellen, dass solche Methoden sogar bis zu Notstands-Bundestagssitzung und Notstands-Gesetzgebung führt. Auch wenn es kurz schmerzhaft wäre: „Das einzige Kraut, das diese Sache regeln kann, liefert der Markt, den man aber nicht an die Arbeit lässt, den man mit allem, was man hat, davon abhält, die Reparaturarbeiten zu leisten.“

Was Anleger von Gold jetzt beachten sollten

In den Medien gab es diese Woche Gerüchte über eine mögliche Goldknappheit. Doch Krall stellt klar, dass nicht eine Knappheit an Gold die Ursache für Lieferschwierigkeiten ist, sondern technische Schwierigkeiten mit Goldlieferungen, die aus der aktuellen Corona-Lage resultieren.

Und nicht nur beim Einkauf, sondern auch beim Transport hin zum Kunden gebe es Schwierigkeiten. Zum Beispiel habe eine große Security-Logistikfirma, die Sendungen mit einem Wert über 25.000 Euro transportiert, wegen der Corona-Krise den Transport momentan eingestellt. Eine Möglichkeit wäre hier, das Gold in einem Tresor zu lagern.

Von Investitionen in Buchgold rät Krall ab, weil hier ein Erfüllungsrisiko bestehe. Es könnte die Situation eintreten, dass es mehr Wertpapiere als physisches Gold gibt. Bei Bedarf könnte dann eventuell nicht geliefert werden. Ein möglicher Auslöser könnten am Terminmarkt geplatzte Kontrakte sein.

In Bezug auf den Goldpreis rechnet Krall damit, dass sich der Goldpreis langfristig (über einige Monate) auf über 2.000 einpendelt. Möglicherweise könnten es auch über 3.000 oder 4.000 US-Dollar sein.

(mit Material von AFP)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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