Auf ein Wort: Die Lage in China ist ernst, sehr ernst

Hier in Deutschland geht zurzeit die Angst um, dass China noch einmal so ein Drama in der Welt entfacht wie Anfang 2020. Das kann ich verstehen. Doch egal, ob in China oder woanders – die Partei greift nach allem.
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Am 9. Januar 2023 auf einer Straße im Bezirk Jing'an in Shanghai. Viele erkranken an verschiedenen Lungenkrankheiten.Foto: HECTOR RETAMAL/AFP via Getty Images
Epoch Times15. Januar 2023


Liebe Leser,

am 1. Januar ist meine Oma im Alter von 100 Jahren gestorben, in Hangzhou, meiner schönen Heimatstadt südlich von Shanghai. In einem Pflegeheim. Sie wurde nicht mehr ausreichend versorgt, weil die Pfleger total überlastet sind.

Meine Verwandtschaft ist groß. Mit Kindern, Enkeln, Tanten, Onkeln, Cousinen und Neffen sind es an die 50 Personen. Ab Mitte Dezember war fast jeder von ihnen infiziert, positiv getestet, hatte Husten und Fieber oder auch keine Symptome. Inzwischen haben sich die meisten wieder erholt. Es ist keiner von ihnen gestorben, nur die Mutter meiner Mutter.

Drei Enkel und einer meiner Schwäger konnten bei ihrer Einäscherung dabei sein. Das zählt bereits zum Luxus. Und es ging nur, weil in Hangzhou die Krematorien noch nicht ganz so überlastet sind wie in Peking oder Shanghai.

Ja, die Lage ist schlimm. Und sie kann noch schlimmer werden. Nach drei Jahren strengen Lockdowns ging das Land völlig unvorbereitet in die jetzige Situation. Medizinische Ressourcen, Pflegepersonal, Medikamente – alles fehlt oder ist dramatisch knapp. „Omikron ist harmlos, infiziert euch alle mal, dann haben wir Herdenimmunität“, sagt die Propaganda der Kommunistischen Partei noch.

Es ist eine menschengemachte Katastrophe. Ohne die willkürliche Politik des diktatorischen Machthabers hätten nicht so viele sterben müssen.

Aus Angst, sich erneut anzustecken, blieben meine Mutter sowie ihre Geschwister der Einäscherung fern – freiwillig. Früher warf sie mir immer vor, dass ich, weil ich nicht nach China kann, ja nicht einmal zu ihrer Beerdigung kommen würde. Nun war sie selber nicht bei der Beerdigung ihrer Mutter, obwohl sie in derselben Stadt lebt.

Seit über 20 Jahren bin ich freiwillig im Exil, aus Angst, dort im Gefängnis zu landen, da ich für die unabhängige chinesischsprachige Epoch Times arbeite. Mein Name steht sicher auf der schwarzen Liste.

Vor 20 Jahren habe ich mich entschieden, für die Epoch Times zu arbeiten. Als sich das Tiananmen-Massaker 1989 in Peking ereignete, war ich noch in der 10. Klasse. Ich glaubte fest an die CCTV-Berichte: Es werde auf dem Platz nicht geschossen und kein Student sei getötet worden. Erst als ich 1996 in Berlin studierte, erfuhr ich von der blutigen Unterdrückung. Ich war schockiert von den Tatsachen. Und versprach mir, später für freie chinesische Medien zu arbeiten, damit die Chinesen nicht mehr vom totalitären Staat betrogen werden. So kam ich zur Epoch Times und berichte nun auch den deutschen Lesern, was in China passiert.

Hier in Deutschland geht zurzeit die Angst um, dass China noch einmal so ein Drama in der Welt entfacht wie Anfang 2020. Das kann ich verstehen. Doch egal, ob in China oder woanders – die Partei greift nach allem. Man kann ihr nicht ausweichen. Das ist auch der Schlüssel, um die nächsten Dramen zu vermeiden: Von dieser Partei muss man sich gründlich trennen, dann erst entsteht Glück.

Am 22. Januar beginnt in China das traditionelle Neujahr. Mein Neujahrswunsch ist, mit meinen Kindern ohne Angst in ein freies China ohne diese Partei zu reisen und meine Eltern und Verwandten zu besuchen. Das Jahr des Hasen sollte uns die Hoffnung bringen.

Ihre Yiyuan Hackmayer

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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