Du sollst keine anderen Bösewichte neben dem Nazi haben

Die Verbrechen der Nazizeit dürfen nicht mit anderen relativiert werden, schreibt Jürgen Fritz. Sie wurden als das "absolut Böse" definiert. Man müsse nur diesen Nationalsozialismus aus der Welt schaffen, dann werde alles gut...
Titelbild
An der Küste der Normandie: Der Stahlhelm eines Gefallenen der US-Armee aus dem 2. Weltkrieg.Foto: iStock
Von 27. Januar 2019

Die Aussage, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten nicht relativiert, also zu rein gar nichts in Bezug gesetzt werden dürfen, sie vielmehr eine Singularität in der gesamten Menschheitsgeschichte darstellen, daher mit keinen anderen Verbrechen auch nur verglichen werden dürfen, egal wie schlimm diese auch gewesen sein mögen, zeigt, dass hier in einem religiösen Akt das absolut Böse geschaffen werden sollte.

Dieses absolut Böse soll sodann als absoluter Bezugspunkt für alles dienen, ein moralischer archimedischer Punkt quasi, anhand dessen man ein Koordinatensystem aufspannt, über welches man sich und die ganze Welt definiert und bestimmt. Aus dem „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ wird das neue erste Gebot: „Du sollst keine anderen Bösewichte neben dem Nazi haben. Es gibt nur den einen und mit ihm ist nichts vergleichbar“.

Die Bestimmung des Guten über das absolut Böse

In der Tiefenstruktur sehen wir hier das alte monotheistische Denken eines absoluten Bezugspunktes weiter wirken, der wie der eine und einzige Gott ebenfalls nicht in Frage gestellt werden darf, sehen mithin ein neues Dogma, nun aber nicht eines, welches das absolut Gute bestimmt, sondern das absolut Böse.

Dieses aber wird in Deutschland, im Deutschen an sich lokalisiert, woraus dann natürlich die Sehnsucht geboren wurde, sich von diesem lösen zu wollen, das absolut Böse in sich zu nichten, indem man die Nationalsozialisten bekämpft, um sich selbst und der Welt zu beweisen, dass dieses absolut Böse nicht in einem selbst vorhanden ist; sonst würde man die Nazis ja nicht bekämpfen, wenn das in einem selbst wäre. Der Kampf gegen diese soll mithin dem Beweis gleichkommen, nicht von diesem absolut negativen Bezugspunkt erfasst zu sein, sondern zur Gegenseite zu gehören.

Ein neuer Schöpfungsakt muss vollzogen werden

Da aber kaum noch Nationalsozialisten real antreffbar sind, müssen neue Nazis in einem imaginären Schöpfungsakt hergestellt werden, weil man sie ja braucht, um sich selbst überhaupt erst als den Guten definieren zu können.

Diese tiefe Sehnsucht wissen die Nationalstaat-Überwinden-Woller natürlich für sich zu nutzen, sprich zu instrumentalisieren. Menschen, die in solchen geistigen Welten leben, sind ja meist relativ leicht steuerbar, können quasi wie Eisenspäne durch das Hinhalten eines Magneten schlagartig alle gleich ausgerichtet werden.

Die Neubestimmung des Seelenheils

So wie also der Monotheist in den Himmel zu seinem imaginierten absolut guten Gott hin will, welcher zugleich seiner Welt auch im Diesseits eine Ordnung verleiht, so will der psychopathologisch gestörte Postmoderne, der im gleichen Denkschema gefangen bleibt, welches er nur ins Negative spiegelt, von diesem absolut Bösen weg, welches auch ihm hilft, sich in der Welt zu orientieren, welches seinem Weltbild eine Ausrichtung und damit seinem Leben auch einen tieferen Sinn verleiht.

Und so wie der naive Monotheist sich das Heil in der Hinbewegung zu seinem imaginierten Gott erhofft, so erhofft sich der naive psychopathologisch gestörte Postmoderne das Heil in der Wegbewegung vom Nazi. Man müsse nur diesen aus der Welt schaffen, dann wird alles gut.

 

Der Artikel erschien zuerst bei Jürgen Fritz. 

Über den Autor: Jürgen Fritz studierte in Heidelberg Philosophie, Erziehungswissenschaft, Mathematik, Physik und Geschichte (Lehramt). Nach dem zweiten Staatsexamen absolvierte er eine zusätzliche Ausbildung zum Financial Consultant unter anderem an der heutigen MLP Corporate University. Er ist seit Jahren als freier Autor tätig. Sein Blog: JFB

Du sollst keine anderen Bösewichte neben dem Nazi haben

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