„Focus“-Gründer Markwort verteidigt Kemmerich-Wahl: Linke soll nicht weiter „das Land unterjochen“

 Im Interview mit dem einst von ihm selbst gegründeten „Focus“ erklärt Helmut Markwort, es sei richtig gewesen von Thüringens FDP-Chef Thomas Kemmerich, sich zum Ministerpräsidenten wählen zu lassen. Zudem kritisierte er die Reaktionen auf die Wahl im Landtag von Erfurt.
Von 8. Februar 2020

Helmut Markwort gehörte zu den Gründern des „Focus“ und war lange Zeit dessen Herausgeber. Später ist er in die Politik gewechselt. Über die Liste der FDP wurde er in den Bayerischen Landtag gewählt und ist jetzt dessen Alterspräsident.

In einem Gespräch mit dem von ihm gegründeten Magazin nimmt er nun zu den jüngsten Ereignissen in Thüringen Stellung. Dabei macht er deutlich, dass er die Abwahl des von der Linken gestellten Ministerpräsidenten Bodo Ramelow begrüßt und den Schritt des thüringischen Chefs der Freidemokraten, Thomas Kemmerich, ausdrücklich gutheißt:

„Ich freue mich, dass durch die mutige Kandidatur von Thomas Kemmerich die rot-rot-grüne Regierung abgewählt worden ist. Wir hätten ja sonst fünf weitere Jahre Ramelow und dass diese SED – sie heißt ja jetzt anders, aber sie ist es ja immer noch –, die noch von so vielen Leuten gewählt wird, weiter ein Land wie Thüringen unterjochen kann, das sie jahrzehntelang beherrscht hatte.“

Kemmerich hat „Belohnung für Höcke & Co.“ ausgeschlossen

Ramelow sei das Etikett dieser Partei, so Markwort, deshalb habe er sich „erst mal gefreut, dass er weg ist“.

Dass die FDP einen Alleingang gewagt oder ein Tabu gebrochen habe, verneint der langjährige Medienunternehmer. Kemmerich habe immer klar gesagt, er werde mit der AfD nicht zusammenarbeiten. Es gebe also „keine Belohnung für Höcke & Co.“ – und hätte der FDP-Ministerpräsident „das durchgehalten, was er versucht hätte, nämlich eine Minderheitsregierung zu bilden, mit SPD, Grünen und CDU, dann wäre die AfD nicht dabei gewesen“.

Es seien die anderen Parteien gewesen, die sich „gedrückt“ hätten, weshalb „wir jetzt zwangsweise Neuwahlen kriegen“.

Dass in Thüringen die Parteien der politischen Ränder zusammen eine absolute Mehrheit haben, veranlasse ihn dazu, sich „schon Gedanken über die Wähler dort“ zu machen, aber das sei kein bundesweites Verhalten.

„Die wissen ja nicht mal mehr, was ein Nazi ist“

Vor allem sei das kein Grund, den Föderalismus und die Gestaltungshoheit der Länder infrage zu stellen:

„Ich bin trotz allem der Meinung, dass die Länder selbstständig sein müssen und dass keine Parteizentrale in Berlin herumkommandiert. Jedes Land hat eine andere Situation und Thüringen ist das fatalste Beispiel.“

Markwort richtet jedoch auch an die Medien den dringenden Appell, die Situation im Land zu deeskalieren. Was sich in den vergangenen Tagen abgespielt habe, verharmlose den Nationalsozialismus:

„Ich finde auch, die Sprache muss abgerüstet werden. Was man sich da verbal gegenseitig an den Kopf wirft, hier wird dauernd ‚Neonazi‘ gerufen. Das macht ja fast die NSDAP klein, wenn man bei jedem Mist-Zwischenruf mittlerweile von Nazis redet. Die wissen ja nicht einmal mehr, was ein Nazi ist. Ich habe das selbst noch erlebt, ich bin noch alt genug, ich weiß, wovon die Rede ist.“

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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