9. November 1989: Ich war dabei – Es war nicht Schabowski, der die Grenzöffnung verkündet hat
In diesen Tagen wird sehr viel über die Ereignisse in Berlin berichtet. Über die legendäre Pressekonferenz von Günter Schabowski, in der angeblich die sofortige Öffnung der Grenze verkündet wurde, über die Masse von Ost-Berlinern, die zu Fuß oder im Auto dann tatsächlich die Grenzübergänge in Berlin passiert haben, über die Euphorie der Menschen aus Ost und West. Der nachfolgende Bericht schildert die Erlebnisse und Erfahrungen, die ich in jener Nacht gemacht habe.
Es war einer jener Tage, die bei labilen Gemütern gern für depressive Anflüge sorgen: Grau in grau, kein Sonnenstrahl, manchmal etwas Nieselregen, Windböen. Ein Tag, an dem man, wenn man nicht unbedingt muss, keinen Fuß vor die Tür setzt. Ich hatte das Glück, das Haus nicht verlassen zu müssen und beschloss, die Zeit für liegen gebliebene Hausarbeit zu nutzen. Das Single-Leben in einer 110-Quadratmeter-Altbauwohnung hinterlässt Spuren, die irgendwann nicht mehr zu ignorieren sind. Am späten Nachmittag habe ich mich, zufrieden mit meiner hauswirtschaftlichen Leistung, mit ein paar belegten Broten und einer Flasche Bier vor dem Fernsehen niedergelassen. Irgendein wichtiges Fußballspiel war angesagt – keine Ahnung mehr, wer gegen wen – und ich hielt es für eine gute Idee, den Tag damit ausklingen zu lassen.
Irgendwann – vielleicht in der Halbzeitpause, vielleicht war das Spiel auch schon zu Ende – habe ich mir die Fernbedienung gegriffen und bin durch die Programme gezappt. Mal sehen, was es sonst noch gibt.
Dabei bin ich unversehens hinein geraten in die ominöse Pressekonferenz von Günter Schabowski: Von Reisefreiheit war die Rede, davon dass DDR-Bürger ohne Umwege über die Tschechoslowakei oder Ungarn und ohne den Nachweis von besonderen Gründen erbringen zu müssen, jederzeit einen Antrag auf Ausreise nach West-Berlin und in die BRD stellen können. Von Antrag war also die Rede, nicht von sofortiger Grenzöffnung. In diesem Video von der Pressekonferenz können Sie sich selbst davon überzeugen, was Schabowski wirklich gesagt hat und wie es kollektiv vom Westen falsch wiedergeben worden ist. Ab 1:35: https://www.youtube.com/watch?v=kZiAxgYY75Y
Auf die Frage von Journalisten, ab wann diese Regelung gelte, sah Schabowski auf seinen handgeschriebenen Spickzettel und stammelte: „Nach meiner Kenntnis… ab sofort, unverzüglich.“ Ich denke, ich bin im falschen Film.
Warum sollte die SED plötzlich allen Bürgern diese Freiheit gestatten? Dann macht der antifaschistische Schutzwall doch überhaupt keinen Sinn mehr. Irgendwie habe ich darauf gewartet, dass jeden Moment Karl-Eduard von Schnitzler, genannt Sudelede, von hinten auf die Bühne tritt und mit der ihm eigenen, unvergleichlichen Häme verkündet, das sei eine Sondersendung des „Schwarzen Kanals“ und die geschätzten Damen und Herren der Westpresse dürften sich wieder trollen. Sudeledes „Schwarzen Kanal“ habe ich mir des Öfteren reingezogen, allein um darüber zu staunen, wie ein hoch professioneller Demagoge Wahrheiten verdrehen und so umzudeuten verstand, dass jeder DDR-Bürger den Eindruck haben musste, in Westdeutschland herrsche der Höllenfürst höchstpersönlich. Aber das hier war mir dann doch zu viel und ich zappe weiter.
Schabowski hat die Grenze nicht geöffnet, sondern das Westfernsehen
Auf der Suche nach einem vernünftigen Programm bin ich später beim SFB hängen geblieben. Da saßen aufgeregt diskutierende Menschen – Walter Momper, der damals Regierende Bürgermeister von Berlin, war auch dabei – an einem Tisch im Studio und konnten sich gar nicht mehr einkriegen über das, was da gerade in der Stadt passiert.
„Unglaublich…, ein historisches Ereignis…, die Zonengrenze ist offen…, Deutschland wird wieder eins…“ Diese oder ähnliche Schlagworte sind gefallen und ich habe erneut den Verdacht, auf den Arm genommen zu werden. Davon dass die Berliner Mauer und die gesamten Grenzanlagen der DDR ab sofort geöffnet würden und die Bürger der DDR ohne jegliche Kontrolle in den Westen gelangen könnten, war in Schabowskis Pressekonferenz keine Rede.
Es waren die West-Medien, insbesondere ARD und ZDF, die das so interpretiert und in ihren Abendnachrichten verbreitet haben. Aber dann verkündete der Moderator: „Wir schalten jetzt um zur Bornholmer Straße, wo die ersten Trabis und Scharen von Menschen die Grenze passieren.“ Dann sehe ich die Bilder, von denen der Moderator sprach. Jede Menge West-Berliner standen Spalier und begrüßten die Ankömmlinge, klopften mit den Händen auf die Autodächer, nahmen wildfremde Menschen in den Arm… Dann meldete sich der Moderator wieder aus dem Studio:
Am Übergang Invalidenstraße haben wir jetzt den gleichen Zustand. Ein unaufhaltsamer Strom von Menschen und Autos ergießt sich in den Westen. Die Grenzer der DDR haben kapituliert und die Schlagbäume zur Seite geschoben. Die Mauer ist offen!“
Verdammt nochmal, schießt es mir durch den Kopf. Das kann keine Inszenierung von Sudelede sein, das ist die Realität.
Fernseher aus, anziehen, meine Fototasche mit der Nikon, dem praktischen Vario-Objektiv, Blitzlicht und etliche Ersatzfilme (die Digitalkamera war noch nicht erfunden) greifend und los ging es. Zum Glück wusste ich genau, wo heute mein Auto steht, was bei der prekären Parksituation im Kiez keine Selbstverständlichkeit war. Wie oft stand ich vorm Haus und habe mir den Kopf gemartert: Wo hast du geparkt?. An diesem Abend war der Wagen schnell gefunden und ich konnte mich auf den Weg machen. Von Charlottenburg aus, wo ich wohnte, war die Invalidenstraße der nächste Weg. Eigentlich immer nur geradeaus: Kaiserdamm, Bismarckstraße, Straße des 17. Juni, dann links ab… Zunächst komme ich noch ganz gut voran, aber dann wird der Verkehr immer dichter und meine Ungeduld wächst mit jeder Minute. Im Autoradio habe ich wieder den SFB eingeschaltet, denn das war ja klar, der Lokalsender hat sein gesamtes Programm umgeschmissen und berichtet von nichts anderem.
An der letzten Straßenkreuzung mit der Straße des 17. Juni werde ich von einem gestressten, aber dennoch freundlichen Polizisten angehalten.
„Wo wollen Sie hin?“
„Zum Grenzübergang Invalidenstraße. Ich bin Journalist und will Fotos machen.“
„Na dann viel Vergnügen. Versuchen Sie so weit zu kommen wie möglich. Wenn es kein Durchkommen mehr gibt, suchen Sie sich irgendwo einen Parkplatz und gehen den Rest zu Fuß. Falschparken wird heute nicht geahndet“, fügte er noch augenzwinkernd hinzu.
Es geht wirklich nur sehr mühsam voran, aber in Gegenrichtung ist es noch schlimmer. In der Nähe des Hamburger Bahnhofs finde ich dann tatsächlich auf einem breiten Gehsteig ganz nahe an einem Gartenzaun, eine Lücke, in die mein Auto passt. Einparken, Motor aus, Fototasche schnappen und los Richtung Grenzübergang. Das war nicht einfach, denn ich muss im wahrsten Sinne des Wortes „gegen den Strom schwimmen“.
Ein nicht enden wollender Pulk von lachenden, johlenden, Arme schwenkenden Menschen, dazwischen Trabis und Wartburgs im Schritttempo kommt mir entgegen, doch ich winde mich durch bis an die Stelle, wo bis vor kurzem noch kein Durchkommen war. Jetzt ist der Schlagbaum zur Seite geschoben und mehrere Uniformierte stehen untätig davor. Es scheint, als wollten sie jetzt nur noch das rot-weiße Metallrohr schützen. Der eine Grenzer macht ein betrübtes Gesicht, der andere zieht teilnahmslos an seiner Zigarette, ein dritter lacht, ein vierter holt sich ein Küsschen von einer jungen blonden Frau aus der Menge ab.
Das meistgehörte Wort allenthalben: Wahnsinn!
Meine Nikon ist unermüdlich in Betrieb. An Motiven, die danach verlangen, für die Nachwelt festgehalten zu werden, mangelt es nicht. Der professionelle journalistische Blick bestimmt mein Handeln, doch manchmal nehme ich die Kamera herunter und lass diese frenetische Stimmung auf mich wirken. Unfassbar, das Ganze, und stünde ich jetzt selbst nicht hier und sähe das alles nicht mit eigenen Augen – ich würde es nicht glauben. Irgendwann hatte ich das Gefühl, mich aus dem immer heftiger werdenden Gedränge befreien zu müssen.
Ich sollte genug Fotomaterial haben, um eine Sonderausgabe meiner Zeitung (ich war zu der Zeit Chefredakteur der „Berliner Rundschau“) produzieren zu können. Sich mit dem Strom zu bewegen, ist zweifellos einfacher als dagegen und so gelange ich schließlich in einiger Entfernung zum Schlagbaum auf eine freie Fläche, wo Menschen in kleinen Grüppchen standen, sich umarmten, lachten und weinten. Und von allen Seiten ist vor allem ein Wort zu vernehmen: „Wahnsinn!“ Ja, in der Tat, es war Wahnsinn.
Dann sehe ich zwei Pärchen, junge Leute in den Zwanzigern, ebenfalls aufgeregt diskutierend, zwischendurch immer wieder sich umarmend und auch hier: „Wahnsinn!“ Die blonde Lockenpracht der einen Frau und die hellblauen Ost-Jeansjacken ließen keinen Zweifel an ihrer Herkunft aufkommen. Ich gehe auf sie zu und spreche sie an:
„Kommt ihr aus Ost-Berlin?“
„Ja, klar.“
„Und wie fühlt ihr euch?“
„Wahnsinn!“
„Was habt ihr jetzt vor?“
„Wir wollen zum Kudamm. Aber wie sollen wir dahin kommen? Wir wissen ja nicht einmal, wo das ist und Westgeld haben wir auch nicht.“
Dann wird meine Sonderausgabe eben einen Tag später produziert. Meinen Vorschlag findet die Truppe natürlich hervorragend und sofort machen wir uns auf den Weg in Richtung, wo mein Auto stehen sollte. Nach etwa 15 Minuten waren wir da und ich bin sehr erleichtert, meinen kleinen BMW unversehrt dort stehen zu sehen, wo ich ihn geparkt hatte. Am Auto angekommen, streicht Jens, gelernter Automechaniker, zärtlich mit der flachen Hand über das Autodach:
„Mann sieht der toll aus. BMW, nichtwahr? Ja, so ein Auto will ich auch mal fahren.“
Der Kudamm ist dicht – Feierstimmung im „Menta“
Zunächst bleibt mir nichts anderes übrig, als mich in die Phalanx der Trabis und Wartburgs einzureihen. Die Zweitaktmotoren verbreiten einen fürchterlichen Gestank – aber wen interessierte das in jener Nacht. Sofort das Radio an, um zu hören, was los war in der Stadt. Und dann kommt auch schon die Nachricht: „Totales Verkehrschaos am und rund um den Kurfürstendamm. Bitte diesen Bereich großräumig umfahren.“
„Ihr habt es gehört. Da brauchen wir nicht hinzufahren. Den Kudamm müsst ihr euch später mal ansehen.“
„Wir machen trotzdem eine kleine Rundfahrt und ich zeige euch ein paar interessante Ansichten der Stadt. Schließlich hat West-Berlin mehr zu bieten als nur den Kudamm.“
Auf der Straße des 17. Juni löst sich der Stau allmählich auf und „meine“ vier Ostberliner bekommen in der nächsten Stunde einige illuminierte Sehenswürdigkeiten zu sehen: Goldelse (Siegessäule), Charlottenburger Schloss, ICC und Funkturm… Die genaue Route weiß ich nicht mehr, aber ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, was meine vier Insassen in höchstem Maße fasziniert hat: Das Helle, die großzügige Straßenbeleuchtung, die bunten Leuchtreklamen, die in freundlichen Farben getünchten Hausfassaden… Dies mit reichlich Ahs und Ohs zu kommentieren, wurden sie nicht müde.
Dann überlege ich mir, wo wir anschließend einkehren wollen. Nachdem ich mehrere Alternativen wegen mangelnder Erreichbarkeit in dieser Nacht verworfen hatte, fällt mir das „Menta“ in der Emser Straße ein. Ich hatte dort einmal einen Freund und über einige Jahre war diese unspektakuläre, von zwei äußerst freundlichen und aufmerksamen Schwulen geführte Kneipe so eine Art zweites Wohnzimmer. Wenn ich die Emser Straße von Süden her anfahre, müsste es klappen, überlege ich mich und steuere das Ziel an. Es hat geklappt und auch so irgend eine Art Parkplatz ließ sich im Nahbereich der großen Backsteinkirche, wo man normalerweise natürlich nicht parken durfte, finden. „Falschparken wird heute nicht geahndet“ hat der Polizist vorhin gesagt. Hoffentlich gilt das hier und jetzt auch in Wilmersdorf.
Im „Menta“ tobte der Bär. Rund um den Ludwigkirchplatz gab und gibt es jede Menge Lokalitäten der unterschiedlichsten Art, ein gefragter Ausgeh-Kiez im alten West-Berlin. Aber so voll habe ich meine Stammkneipe noch nie gesehen, schon gar nicht zu so später Stunde. Wolfgang, einer der Inhaber, der an diesem Abend Dienst hatte, begrüßt mich wie üblich mit Handschlag und als ich ihm „meine“ vier Ostberliner vorstelle, kommt von ihm sofort: „Die erste Runde geht auf mich. Das muss gefeiert werden.“ Erst einmal gab es nur einen Stehplatz in der dritten Reihe vor der Bar. Dann wird ein Tisch frei und Kneipier Wolfgang sorgt natürlich dafür, dass meine Leute und ich dort Platz nehmen können. Etliche Runden Bier wurden vernichtet und ich konnte die von den Vieren rundum geäußerte Befangenheit, weil sie doch kein Geld einstecken hatten, schließlich ausräumen.
Die Unterhaltung indes war ziemlich schwierig, einfach weil der Geräuschpegel in dem kleinen Raum entsetzlich hoch war. Aber ich habe erfahren, was sie beruflich machen, wie sie von der Öffnung der Mauer erfahren haben und was sie bewogen hat, sich zum Grenzübergang auf den Weg zu machen.
„Kannst du dir vorstellen, dass das bei uns ist?“
Dann erwähnte einer in der Runde seinen Kumpel, der immer recht früh zu Bett geht und dieses aufregende Ereignis offenkundig verschlafen hat. Zufälligerweise hing über unserem Tisch an der Wand ein Münztelefon und ich ermuntere Frank, seinen Kumpel doch anzurufen und gebe ihm zwei Groschen. Er steht auf, wählt die Nummer und wartet. Die Uhr zeigte 3 Uhr 30 und der Kumpel am anderen Ende war offensichtlich tatsächlich im Tiefschlaf. Endlich war die Verbindung hergestellt und Frank brüllte in den Hörer:
„Hey Alter, du hast wieder mal alles verpennt. Wir sind in einer Kneipe im Westen und feiern die Öffnung der Grenze.“
Die Reaktion auf der anderen Seite muss wohl sehr ungläubig gewesen sein, denn Frank hielt für ein paar Sekunden den Hörer in den Raum, um ihn dann wieder an sein Ohr zu pressen, und rief seinem Kumpel zu:
„Kannst du dir vorstellen, dass das bei uns ist? – Na siehste. Schlaf weiter. Wir trinken unser Bierchen noch aus und dann kommen wir wieder rüber. Wir sehn uns morgen auf Arbeit.“
In der Tat war es Zeit, die Rückreise anzutreten, denn alle Vier waren fest entschlossen, pünktlich zur Arbeit anzutreten.
Die Verkehrssituation hatte sich inzwischen etwas beruhigt und ich bin einigermaßen gut durchgekommen. Am Ende der Straße des 17 Juni, genau an der Kreuzung, wo mich einige Stunden zuvor ein Polizist angehalten hatte, hält mich jetzt wieder ein Uniformierter an.
„Wo soll’s denn hingehen?“
„Ach, ich bringe meine vier Ost-Berliner (von Ossis und Wessis war damals noch keine Rede) zurück. Wie haben ein wenig gefeiert.“
„Das kann man riechen“, sagte der Polizist, der seinen Kopf nach unten gebeugt hat und meine Fahne wahrgenommen hat.
„Kannste denn doch fahren?“, fragt er in vertraulichem Du.
„Na klar, kein Problem. Ich bringe die Vier noch bis zur Invalidenstraße, dann fahre ich brav nach Hause.“
„Versprochen!“
Meine Insassen waren erstaunt über das Entgegenkommen des Polizisten.
„Sind die bei euch immer so freundlich und großzügig?“, fragt einer.
„Nö, bei Alkohol am Steuer ganz und gar nicht. Aber heute ist eben alles anders.“
In Sichtweite des Hamburger Bahnhofs angekommen, steigen „meine“ Ost-Berliner aus. Ich drücke jedem noch eine Visitenkarte in die Hand und ich erhalte das Versprechen, dass sie sich in den nächsten Tagen bei mir melden werden und wir auf jeden Fall den Kontakt halten wollen.
Enttäuschend die Nicht-Reaktion meiner vier Ost-Berliner
Das ist zu meiner großen Enttäuschung nie passiert. Kein Anruf, keine Karte, kein Brief – Nichts! Ich wusste ja nicht einmal deren Nachnamen und konnte so auch keine Recherchen betreiben. Dass nach einem solchen gemeinsamen Erlebnis so gar kein Interesse übrig geblieben ist, um sich irgendwann irgendwo vielleicht mal wiederzusehen – das hat mich doch sehr verwundert und auch leicht frustriert. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich die Begegnung mit „meinen“ vier Ost-Berlinern nie vergessen werde und von Herzen dankbar bin, die Euphorie jener Nacht vom 9. zum 10. November 1989 hautnah miterlebt zu haben.
In den folgenden Jahren und Jahrzehnten hat es sich ergeben, dass ich beruflich in unterschiedlicher Funktion sehr viel mit Ostdeutschen zu tun hatte und ich habe das Land, das einmal die DDR war, sehr gut kennengelernt – von Rügen bis zum Thüringer Wald. Ich habe dabei die gleichen Erfahrungen gemacht wie bei meinen vielen Auslandsreisen: Aufeinander zugehen, miteinander reden, Verständnis zeigen für die jeweilige Situation des Gegenübers – und es gibt so gut wie keine Probleme. Die Unterscheidung „Ossi“ und „Wessi“ habe ich nie gemacht, weil beide Kürzel unnötig negativ besetzt sind.
Unbelehrbare Idioten gibt es auf jeder Seite, aber die bei weitem überwiegende Mehrheit im Osten wie im Westen ist 30 Jahre nach Öffnung der innerdeutschen Grenze glücklich darüber, dass es Mauer und Schießbefehl nicht mehr gibt, alle Deutschen sich frei bewegen können und in Wohlstand und Frieden leben dürfen. Jeder sollte seinen Beitrag dazu leisten, dass dieser Zustand anhält.
Hubert von Brunn schildert in seinem Buch „Wundersame DDR“ episodenhaft die Erlebnisse einer westdeutschen Diplomatengattin in den letzten sechs Jahren der DDR. Wie sie ihre Privilegien, von denen jeder DDR-Bürger nur träumen konnte, ausgenutzt hat, um Geschäfte zu machen, aber auch um Menschen in Ost-Berlin, mit denen sie engen Kontakt hatte, zu helfen. Erstaunlich, was mit einer „Blauen Kachel“ (100-DM-Schein) alles möglich war.
Das Buch bietet aber auch Einblicke in die Mechanismen des Unrechtsstaates, der seine Bürger an allen Ecken und Enden bespitzelte, unliebsame Individuen ins Gefängnis steckte, deren Hab und Gut konfiszierte, um es im Westen gegen Devisen zu verkaufen. „Wundersame DDR“ gibt Einblicke in das alltägliche Leben einer Gesellschaft, in der jedem letztlich nur daran gelegen war, nicht aufzufallen und seine Nische zum Überleben zu finden.„Wundersame DDR“ ist erhältlich im Buchhandel oder direkt zu bestellen beim Verlag hier.
Der Artikel erschien zuerst bei anderweltonline.de.
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