Die Kinder der zerbrochenen Familien: Das Leben nach der sexuellen Revolution

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26. August 1970: Eine Demonstration für die "sexuelle Befreiung der Frauen" in New YorkFoto: Keystone/Getty Images
Von 26. September 2019

Wie Narren sind wir freudig darauf zugelaufen. Ich erlebte meine Teenagerjahre in den 1960ern und schloss das Doktorat in den 1970ern ab. Ich unterrichtete Studenten der Sozialwissenschaften bis zu meiner Pension im Jahre 2011.

In der ersten Periode der sexuellen Revolution feierten meine Studenten und ich die Revolution. Wir sahen es als eine Periode der Befreiung der Erwachsenen, vor allem der Frauen, von den Fesseln der Tradition, des Gesetztes und der ursprünglichen Gepflogenheiten.

Dementsprechend minimierten wir in unseren Gedanken mögliche negative Folgen für Kinder, Familien und die Gesellschaft als Gesamtes.

Eine positive Veränderung?

Wir sahen die Veränderungen als durchwegs positiv: Kinder würden dadurch nicht mehr in lieblosen Familien mit Konflikten aufwachsen. Durch die Pille und Abtreibungen würden nur noch „gewollte“ Kinder geboren. Kinder würden nicht mehr durch die Scheidung ihrer Eltern „stigmatisiert“ werden. Ebenso wenig wie geschiedene Frauen oder andere nicht der Tradition entsprechende Familienkonstrukte.

Niemand stellte sich damals den kommenden Niedergang der Geburtsraten und die Zerstörung der Familie vor. Die wenigsten dachten an die Folgen für die Kinder, die mit nur einem Elternteil oder Stiefeltern aufwachsen.

Auch die Auswirkungen für Kinder, die in immer kleiner werdenden Familien ohne Geschwister und weniger Bezug zu Cousinen, Onkeln oder Tanten väterlicher Seite aufwuchsen, wurden nicht hinterfragt.

Es gab vereinzelte Aufschreie, die aber zu wenige waren, um großflächig gehört zu werden.

Das große Leugnen

Obwohl beinahe jeder, der im Sozialbereich arbeitete, mit den Folgen der sexuellen Revolution konfrontiert wurde, blieb eine ehrliche Diskussion aus.  Meine Studenten und ich konnten uns nicht wirklich damit auseinandersetzten. Jeder von uns befand sich direkt in der verzerrten Welt von Scheidung, vorehelichem Sex, unverheiratetem Zusammenwohnen und Alleinerziehern wodurch der klare Blick mit Abstand fehlte.

Zudem kam eine weitere Sorge: Wenn man die vielen negativen Konsequenzen, die sich bei Bildung, Kriminalität, mentale Gesundheit und Sozialstatus abzeichneten, öffentlich diskutieren würde, führe dies zu einer erneuten Stigmatisierung von allein erziehenden Müttern, unehelichen Kindern und unverheiratet zusammenlebenden Paaren.

Also sprachen wir nicht darüber, ob eine Familienstruktur besser sei als die andere. Es kam uns diskriminierend vor. Stattdessen wurden mehr Staatsressourcen für allein erziehende Mütter und deren Kinder gefordert. Gleichzeitig wurde das nahezu heldenhafte Verhalten der allein erziehenden Frauen hervorgehoben, ohne die negativen Punkte anzusprechen, wie  Nachteile für die Kinder oder die Tatsache, das der Staat den Ersatzvater spielte.

Viele befürworteten die Abhängigkeit vom Staat als Befreiung der Frauen von Männern. Die traditionelle Ehe wurde immer mehr als ein Gefängnis für Frauen beschrieben, obwohl Forschungen zeigten, dass Frauen in Ehen sicherer waren als in irgendeiner anderen Beziehungsform. Diese Studie bestätigte auch, dass Kinder wesentlich öfter von Stiefvätern Gewalt erfuhren, als von ihren biologischen Vätern.

Die Verzerrung der Ehe

Schulbücher begannen die Ehe eher als „krankhaft“ zu beschreiben. Zuvor galt es als jenes Familienkonstrukt, welches seit Jahrhunderten zum Erziehen von Kindern als das beste war.

Hunderttausende Studenten glaubten den Schulbüchern und der verbreiteten Ideologien. Auch lange nachdem Studien zeigten, dass die Realität anders aussah.

Dennoch hielten Bildungseinrichtungen und Professoren an der Verzerrung der traditionellen Ehe und Kindererziehung fest.

Die Kinder der zerbrochenen Ehen

In ihrem neuen Buch „Urschreie: Wie die sexuelle Revolution die Identitätspolitik erschuf“ beschäftigt sich Mary Eberstadt mit den Kindern der sexuellen Revolution.

Die Bedürfnisse der Kinder wurden im Zuge der sexuellen Revolution ignoriert. Foto: istock

Viele davon wachsen laut ihr in einer Identitätskrise auf. Sie hatten die Erfahrungen von natürlichen, intakten Familien nicht durch Krieg oder Krankheit verloren, sondern durch das sexuelle Konsumverhalten ihrer Eltern.

Dies führte dazu, dass sie einer klaren Antwort auf die Frage: „Wer bin ich?“ beraubt wurden.

In früheren Generationen wurde diese Frage durch die Erfahrungen beim Aufwachsen in einer Familie beantwortet,“ erklärt Eberstadt.

„In Familien wurde davon ausgegangen später selbst Familien zu gründen und in dem Verband der Großfamilie zu bleiben. Früher wurde es als furchtbar angesehen, nicht ein Teil der Familie zu sein.“

Eberstadt analysierte viele Aspekte der zerbrochenen Familien und die verärgerten Antworten der Kinder darauf.

In vielen Fällen verschafften sich jene Kinder, deren Bedürfnisse nach einer Familie ignoriert wurden, als Erwachsene Gehör. Ein Beispiel dafür waren Kinder von anonymen Samenspendern, die ihren biologischen Vater nie kennengelernt hatten.

Im Gegensatz zu Adoption, wodurch einem Kind eine Familie geschenkt werden kann, geht es bei Samenspenden und Leihmutterschaften darum, die Bedürfnisse der Erwachsenen abzudecken. Die Bedürfnisse der Kinder werden dabei wenig bedacht. Als Erwachsene gründeten diese Kinder Organisationen und Selbsthilfegruppen wie „Stop Surrogacy Now“ (wörtlich: „Beendet Leihmuntterschaften sofort“) oder „The Anonymous Us Project“ (wörtlich: „Das anonyme Wir- Projekt“).

Die Wut der verlassenen Kinder

Ein Zeichen dieses Ärgers zeigte sich laut Eberstadt in der Musik der Jugendlichen. Sie bezeichnet Texte wie des Rappers Eminem, die sich gegen Eltern und vor allem Väter richten, die ihre Familien verlassen haben als „Musik der Verlassenen“.

„Während die offenherzigen und politisch korrekt eingestellten Erwachsenen Bilderbuchfamilien als Artefakte der Unterdrückung der 1950er verhöhnten, verehrten Millionen von amerikanischen Teenagern Musikidole, die ihre Wut darüber ausdrückten, was ihre zerstörten Familien ihnen angetan haben“, erklärt Eberstadt in einem Bericht.

Die Identitätskrise der Jugendlichen ging an den Universitäten weiter. So weit, dass sich Studenten bei Demonstrationen wie kleine Kinder benahmen und ihren Unmut in Wutanfällen, Schreianfällen und Wellen der Aggressivität gegenüber Menschen mit anderen Meinungen Ausdruck verliehen.  Gleichzeitig überklebten sie ihre Münder mit Klebeband, so als ob ihnen der Mund verboten würde.

Der Verlust der Identität startete in den Familien“, ist sich Eberstadt sicher.

„Die jungen Menschen haben alternative, nicht-familiäre Konstrukte als normal angenommen. Dadurch definieren sie ihr Selbst durch eine Mischung aus Geschlecht, Sexuelle Ausrichtung und selbst definierte „Geschlechter“.

In Bezug auf Derbheit, Obszönität, Arroganz und Streitlust sei der Feminismus zurzeit in der Endphase. Dabei wurden bereits Eigenschaften, die an der „toxischen Männlichkeit“ angeprangert werden, in das feministische Verhalten aufgenommen.

Dies hat auch seine Wurzeln darin, dass Frauen in der feministischen Ideologie eingeredet wird, sich den Männern anzupassen, um erfolgreich zu sein. Oftmals führt dieser Ansatz aber nicht zu befreiten Frauen, sondern verwandelt sie in Musterbeispiele von „gescheiterten Männern“.

Damit zeigen sich bereits eine Generation später die Folgen der sexuellen Revolution. Die Familien haben sich verändert und stellen nun die Bedürfnisse der Erwachsenen vor jenen der Kinder.

Paul Adams ist ehemaliger Professor für Sozialwissenschaften an der University of Hawaii und Co-Autor des Buches „Social Justice Isn´t What You Think It Is“.

Das Original erschien in The Epoch Times (USA) (deutsche Bearbeitung von cs)
Originalartikel:  Children oft he great scattering- life after the sexual revolution https://www.theepochtimes.com/children-of-the-great-scattering-life-after-the-sexual-revolution_3085965.htm

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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