Die Matrix, der Geldsozialismus und die Inflation

Die Geschichte des Papiergeldes zeigt, dass jede Papierwährung nach spätestens 50 bis 100 Jahren zu ihrem intrinsischen Wert findet, nämlich null. Um so bemerkenswerter ist es, dass nun das „staatliche Digitalgeld“ heiliggesprochen wird. Eine Reflexion des Finanzexperten und Ökonomen Dr. Markus Krall.
Von 7. August 2021

Die Entstehung von Gesellschaften und Staaten kann sich auf höchst unterschiedliche Weise vollziehen. Das hat dazu geführt, dass es unterschiedliche Theorien zur Staatswerdung gibt.

Die beliebteste Variante bei den Gutgläubigen wäre der „Staatsvertrag“. Ihm zufolge tun sich Menschen freiwillig zusammen und gründen gemeinsam einen Staat, wie es für sie von Vorteil ist. Sie delegieren Aufgaben, die sie gemeinsam besser lösen können als allein, an das neue Gebilde und zahlen Steuern, damit diese Aufgaben erledigt werden können. Dazu gehört unter anderem die Bereitstellung von genormtem Geld, damit alle ihren Geschäften nachgehen können. 

Steuern und staatliches Geld haben eine andere, sehr viel weniger edle Herkunft.  Sie waren nicht immer in der Geschichte, aber oft der Wechselbalg von Gewalt, Trug, List, Ausbeutung und Raub. Steuern wurden auch erfunden, als marodierende Räuberbanden herausfanden, dass Schutzgelderpressung langfristig ein lukrativeres Geschäftsmodell im Vergleich zu Plündern, Morden und Vergewaltigen ist. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum es bis heute schwierig ist, mir den Unterschied zwischen Steuern und Schutzgeld zu erklären. Dazu stellte der Heilige Augustinus lakonisch fest: „Nimm vom Staat das Recht weg, was bleibt dann, als eine große Räuberbande?“

Die Geldmatrix

Staatliches Geld hatte von Anbeginn an die Neigung zur Verwässerung. Man streckte die Gold- und Silbermünzen der Kaiser und Könige mit unedlem Metall, man zwackte an den Rändern was ab und schließlich kam man in China im 10. Jahrhundert auf die Idee, Münzen durch Papiergeld zu ersetzen und den Leuten zu erklären, dass das Siegel des Herrschers so gut wie das echte Metall sei. In Wahrheit war es schon damals ein Schuldschein ohne echte Deckung. Die Deckung war der mit Waffen durchgesetzten Zwang für die Untertanen diese ungedeckten Wechsel zu akzeptieren und gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Schon wenige Jahrzehnte nach seiner Erfindung diente das neue Geld der Kriegsfinanzierung.

Da die Geschichte des Papiergeldes gezeigt hat, dass jede Papierwährung nach spätestens 50 bis 100 Jahren zu ihrem intrinsischen Wert findet, nämlich null, ist es äußerst bemerkenswert, dass der Staat es geschafft hat, die Menschen davon zu überzeugen, dass ihr zum Zwecke der Enteignung und Beraubung konzipiertes „Geld“ im Vergleich zum Edelmetall ein Fortschritt sei. Gewissermaßen die nächste Evolutionsstufe. Mit der gleichen Heiligsprechung als Produkt des Fortschritts kommt jetzt der Beraubungsturbo „staatliches Digitalgeld“ daher.

Um so tiefer man diesen Aberglauben den Leuten eingehämmert hat, desto einfacher kann eine Totalenteignung umgesetzt werden. Und desto länger dauert es, bis den Menschen klar wird, dass sie wertloses Papier in Händen halten. Bis dahin leben die Menschen in einem Lala-Land und man bringt Ihnen tatsächlich bei, das für die Realität zu halten. Sie sind in einer Matrix gefangen, die zwar nicht über Drähte in Ihr Gehirn eingefüttert wird, wohl aber ihr Denken und ihren Verstand in die Irre führt – hinsichtlich der Tatsache, dass ihr Numeraire, die Zähleinheit an der sie ihr ganzes Leben und alle wichtigen Entscheidungen orientieren, eine Chimäre ist.

Geld ist da, Güter nicht?

Berauscht vom Erfolg ihrer künstlichen Fata Morgana erzählen uns die Propheten der Geldmatrix, dass dieses System der Schlüssel zum sozialistischen Paradies, der „sozialen Gerechtigkeit“ und zur Realisierung aller schönen und edlen Ziele der Menschheit von der Klimarettung bis zum Genderwahn ist. „Die Knappheit der Güter ist überwunden! Wir haben sie getötet, indem wir die Knappheit des Geldes abgeschafft haben! Es ist genug für alle da!“ 

Das ist die Botschaft, die die Leute nur zu gerne glauben wollen.

Aber die Matrix einer vorgegaukelten Welt hat kleine Risse und Fehler. Durch sie schauen wir wie durch ein Schlüsselloch auf die Realität der wirklichen Welt. Und in der wirklichen Welt ist die Knappheit der Güter nicht durch die Flut an ungedecktem Geld abgeschafft. 

Sie kann nur durch Produktion, mit anderen Worten durch die Leistung und den Fleiß der Leistungsträger, durch Marktwirtschaft und Arbeitsteilung vermindert werden.

Die Leistungsträger haben wir aber durch Überlastung mit Steuern, Bürokratie und Gängelei demotiviert und in die Emigration getrieben. Deshalb wandern 250.000 von Ihnen jedes Jahr aus Deutschland aus.

Lieferketten gestört

Mit der Zerstörung der globalen Lieferketten durch eine nur noch als Folge des politischen Machbarkeits- und Größenwahns zu apostrophierenden die Coronapolitik hat man der internationalen Arbeitsteilung einen schweren, vielleicht sogar tödlichen Schlag versetzt und so Produktivität abgebaut. Man kann nicht in der praktizierten Weise in dieses filigrane System eingreifen, ohne gravierende Konsequenzen zu ernten.

Die Störung der auf Just in time programmierten Lieferketten führt zu einem Rückgang der Produktion, einer Störung des austarierten Gleichgewichts der globalisierten Wirtschaft und so zu Inflation und Stagflation –in globalem Maßstab. Jetzt trifft eine in den letzten 20 Jahren mehr als verzehnfachte Zentralbankgeldmenge auf ein fallendes Angebot an Gütern und Dienstleistungen. Diese Gesellschaft wird lernen, dass die Knappheit der Güter nicht zusammen mit der Knappheit des Geldes abgeschafft wird. 

Inflation und Warenkorb

Seit Jahren begleitet uns die Inflation, aber im Konsumentenpreisindex der Zentralbanken kam sie nicht an, weil der darin befindliche Warenkorb nicht repräsentativ ist und die Vermögenswerte Aktien und Immobilien nicht enthält. So öffnete die Vermögenswertinflation seit 20 Jahren eine Schere zwischen den oberen 10 Prozent der Gesellschaft und dem ganzen Rest. Den Rest schien es aber kaum zu kümmern, obwohl sich die Effekte bei den Mieten und beim Kaufpreis von Wohnimmobilien schon so stark bemerkbar machten, dass für die Masse der Leute das Eigenheim ein Traum bleibt.

Doch jetzt frisst sich die Inflation in die anderen Güter und Warengruppen. Logistik, Bauwirtschaft, Verpackungsindustrie, Elektronik und Elektrotechnik, Pharmaka und weitere Branchen melden immer schneller galoppierende Preise für Rohstoffe und Halbfertigprodukte, die sie jetzt an ihre Endkunden durchreichen müssen. Die Preissprünge liegen dabei teilweise im dreistelligen, für einige Branchen wie Logistik sogar im vierstelligen Prozentbereich. Elektronikkomponenten verteuern sich um 50 – 100 Prozent, Baumaterialien um 50 – 500 Prozent, Verpackungsmaterialien um 30 – 200 Prozent, Fahrzeuge um 20 – 30 Prozent, gebraucht sogar noch mehr.

Kalkulationsgrundlagen gehen verloren

Preise werden jetzt „tagesaktuell“ gestellt. Das macht es kleinen Unternehmen und Handwerksbetrieben unmöglich, ihre Angebote verlässlich zu kalkulieren. Ein Unternehmen der Fertigbaubranche bietet seinen Kunden angeblich 20.000 Euro an, wenn sie von ihrem Kaufvertrag zurücktreten, weil es diesen zu den aktuellen Rohstoffkosten nicht mehr erfüllen kann.

Das Geld verliert seine Eigenschaft als Kalkulationsgrundlage für die Unternehmen. Das ist der Anfang vom Ende einer arbeitsteiligen Volkswirtschaft.

Parallel zu dieser besorgniserregenden Entwicklung kommt es zu massiven Verknappungen. Güter werden rationiert, haben Lieferzeiten, die immer länger werden, teilweise länger als ein Jahr, oder sind gar nicht mehr lieferbar. Es war das Markenzeichen des Sozialismus, dass die Güterallokation durch das Schlange stehen erfolgt. Wenn Politiker in Berlin oder Brüssel den von Regierung und Zentralbank angerührten monetären Giftcocktail nun als „Marktversagen“ brandmarken und nach dem Staat als Organisator der Zuteilung rufen,  sind wir in der Planwirtschaft angekommen. 

Wahrscheinlicher ist es aber, dass nun, da die Zentralbank es lange genug übertrieben hat, der ganze Augiasstall von der Inflation weggespült wird. Denn sicher dürfte sein: Diese Inflation wird nicht vom Alibi-Stoppschild der EZB bei 2 Prozent aufgehalten, auch nicht bei 10 Prozent. Diese Inflation frisst jetzt die Matrix auf.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Wochenzeitung, Ausgabe KW30.  

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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