Die Natur der Würde

Die Gender-Wissenschaft erweist sich bei näherer Betrachtung als Stolperstein der natürlichen Fortpflanzung.
Die Bestimmung von Mann und Frau
Symbolbild.Foto: iStock
Von 3. September 2022

Die deutsche Sprache ist sehr präzise und sehr tiefgründig. Ihre Worte sagen bei näherem Hinsehen oft mehr aus als ihre vordergründige Bedeutung. So scheint zum Beispiel das Wort „Geschlecht“ darauf hinzudeuten, dass es sich dabei wohl um etwas „Schlechtes“ handeln müsse, auch wenn es tatsächlich nicht von „schlecht“, sondern von „Schlag“ herrührt, was wiederum aufschlussreich ist.

Jedoch die mit ihrem Geschlecht geschlagenen Apologeten der neuen Wissenschaft, welche sich „Gender“ nennt, wollen die vermeintliche Schlechtigkeit des Geschlechtes erforschen. Freilich fällt es schwer, diese neue Wissenschaft als eine solche zu bezeichnen, nicht etwa deswegen, weil ihre Theoreme und Schlussfolgerungen von dem einen oder anderen als abstoßend empfunden werden könnten, sondern deshalb, weil sie gar nicht erforscht, sondern postuliert, ohne den Beweis anzutreten, und darüber hinaus als Ergebnis politische Forderungen hervorbringt.

Das hat sie gemein mit einer anderen „Wissenschaft“, die eine sein möchte, nämlich dem Marxismus-Leninismus. Ihre Behauptung, wissenschaftlich zu sein, ist ihr Schutz davor, für schädlich gehalten zu werden. Ein Schelm, dem auffällt, dass Corona-Politik und Klima-Politik dasselbe für sich in Anspruch nehmen.

Heute stieß ich zufällig auf einen Artikel in der „taz“ vom 23. März 2022 mit dem verblüffenden Titel „Sex mit Folgen: Heterosex ist nicht natürlich“. Das muss man erst einmal verdauen. Es ist schon eine ziemliche Fundamentalkritik, festzustellen, dass die Vereinigung meiner Altvorderen, welche zu meiner Entstehung führte, ein unnatürlicher Vorgang war, was zugleich bedeutet, dass meine Entstehung und somit meine schlichte Existenz in der Welt unnatürlich sind und damit ein Widerspruch in sich selbst.

Da dies für alle Menschen und so auch für ihr Wirken gilt, ist es wiederum nicht verwunderlich, dass auch der Artikel selbst einen Widerspruch in sich bedeutet. Wenn die Zeugung und damit die Geburt widernatürlich seien, heißt dies aus dem Lateinischen übersetzt, die Geburt ist wider das Geborensein. Wenn das grundlegende Erkenntniswerkzeug jeder Wissenschaft die Logik ist, so gibt es hier offensichtlich noch Forschungsbedarf.

Nun gut, meine Neugier auf diesen Erguss der Wissenschaft ist geweckt. Allen Ernstes beschreibt die Autorin, Chefin vom Dienst, dass sie ausnahmsweise auch einmal mit Menschen intim werde, die als Mann geboren und damit, also mit ihrem Mannsein, zufrieden sind. Sie nennt solche sehr wissenschaftlich „cis-Männer“. Seit der Humboldtschen Sprachkritik kennen wir ja das Phänomen des sprachlichen Imponiergehabes und erkennen die Höhe der Wissenschaft daran, dass ihre Ausdrucksweise möglichst unverständlich ist. Ich glaube schon, einen einigermaßen ausreichenden Wortschatz zu besitzen, aber hier habe ich wieder etwas Wichtiges gelernt. Vielleicht hilft es mir dabei, den mir widernatürlich angeborenen inneren Widerspruch meiner Existenz, sei er auch unüberwindlich, so doch wenigstens nützlich werden zu lassen.

Auffälligerweise sind gemäß dem Artikel jedoch gerade „cis-Männer“ wenig nützlich, ja sogar schädlich für das weibliche Geschlecht, genauer gesagt, für „Menschen mit Vagina“, denn Geschlechter sind ja schlecht.

Von der Autorin lerne ich, dass der Liebesakt, wie er meiner offensichtlich irrigen Meinung nach von der Natur anatomisch vorgesehen ist, in Wahrheit „Menschen mit Vagina“ schade, Blasenentzündungen verursache, im schlimmsten Falle zur potenziell tödlichen Schwangerschaft führe und deshalb nur in Ausnahmefällen, vermutlich hormoneller Umnachtung, gelegentlich unterlaufen dürfe. Jedenfalls für sie.

Ihrer Meinung nach dürfe zwar jeder Mensch mit jedem Menschen intim werden – ich bin sehr erleichtert, dass sie es mir erlaubt –, da aber „heterosexuelle cis-Männer“ solche Schädlinge seien, sei von ihnen – und nur von ihnen – eine Sexumlage zu fordern, um die Krankheitskosten der „Menschen mit Vagina“ auszugleichen.

Geistige Kinder des Materialismus

Mir fällt auf, dass die Autorin und Chefin vom Dienst auch ein Buch geschrieben hat über den Feminismus der Rosa Luxemburg. Darüber bin ich freilich wenig überrascht. Der hier einmal wieder auf die Spitze getriebene Genderismus hat mit dem von Rosa Luxemburg seinerzeit gepredigten Marxismus nicht nur gemein, dass beide sich pseudowissenschaftlich geben, sondern auch ihre geistige Grundhaltung. So kommen sie auch zu gleichen Ergebnissen.

Kapitalismus, Marxismus, Genderismus sind geistige Kinder des Materialismus, jener Weltsicht, die den Blick auf das Materielle richtet, auf das Leblose, das Besitzbare und das Handelsgut. Sie definieren den Sinn des Lebens und des Menschen Glück nach seiner gegenständlichen Bereicherung. Seine Seele, sein Geist und seine Kultur, auch seine Natur sind ihm gleichgültig und stehen ihm neuerdings sogar im Wege.

Der Materialismus zieht das Otterngezücht in den Tempel, er vermarktet und verflacht die Kultur, beutet die Menschen aus und hetzt die Klassen gegeneinander. Sein Antrieb sind die niederen Instinkte Raffgier und Neid, seine Verheißung sind Reichtum oder Gleichheit, beide durch Umverteilung.

Genauso reagiert die Autorin. Ihr geht es nicht um die Menschen, selbst die nicht, die sich ihr hingeben, denen sie körperlich nahe kommt und denen sie doch ferne bleibt. Ihr Sophismus lässt sie selbst in der innigsten Umarmung noch den Menschen in seine Bestandteile zerlegen. Selbst im Akt der Liebe, der hohen Feier, ganz zu sein, erlebt, erliebt sie keinen Mann und nicht sich als Frau, schon gar nicht die Vereinigung zweier Seelen, sondern nur Menschen mit Geschlechtsteilen.

Das ist die Dekomposition, die Zerstörungswut der Zerrissenheit, des Menschen, der seine ganze Welt nur mit dem eigenen inneren Widerspruch begreifen kann, der den Menschen nach seinem Nutzen misst und der selbst die Liebe noch angeblichen Gesundheitskosten gegenüberstellt. Dies ist die Gewinn-und-Verlust-Rechnung des Hedonismus, des entkernten Menschen. Und so verkündet die Autorin, ganz Marxistin, das Heil in der Zwangsabgabe, der Umverteilung.

Auf dieses große Thema komme ich ein andermal zurück.

Zauber und Weisheit

Was ist nun aber vom Kampf der Geschlechter zu halten, vom Kampf unter ihnen und gegen sie bis hin zu ihrer Verneinung? Wollen wir dem Geist der Materie folgend die Zukunft in der unbefleckten Empfängnis suchen, wie der Priester im Talar das Androgyne für göttlich halten, dabei vergessen, dass Götter ewig leben, der Mensch dagegen sterblich ist?

Das Leben bestimmt sich durch Geburt und Tod, darum ist der Widerpart des Todes die Liebe in der Vereinigung von Mann und Frau. Nur sie kann der Endlichkeit des Lebens Sinn verleihen, und nur der Tod verleiht der Liebe ihren Sinn und zugleich dem vergänglichen Moment der Liebe seinen unermesslichen Wert.

Beide, Liebe und Tod wiederum sind es, die den Menschen zur Blüte der Kultur emporwachsen lassen. Sie lassen ihn Tempel bauen, Familienbande knüpfen, sie verteidigen und durch sie und für sie schaffen sie Werke für die Ewigkeit. Die Schwingen der Liebe, Herzenssturm, Opfermut und treues Angedenken tragen Ruhm und Ehre über den Tod hinaus und zu dem hinauf, was wir den Himmel nennen.

Ist der Tod der Austritt der Seele aus unserer Welt in eine andere, so trägt die Liebe die Seelen wieder in diese Welt hinein. Nur Mann und Frau in ihrem Lebenssinn sind so der Brückenschlag der Welten für unsere Seelen. Wer dies nicht sein Eigen nennt, dessen Seele tritt aus dem Kreise der Welten aus.

Was wäre das Leben ohne die zugleich in ihm sich offenbarenden Kräfte des Mannes und der Frau? Männliche Stärke, Schöpferkraft, Wille und Tat, Schutz und Trutz, weibliche, himmlische Schönheit, Lebensgral, Huld und Heimat sind die Pole, die unser Dasein in Bewegung halten. In ihrem Einklang schwebt die Seele frei in ihrer Mitte.

Will die Menschheit und wollen unsere Seelen überleben, so halten wir uns frei von jenen Kräften, die uns entfremden wollen, die wollen, dass wir vergessen, dass unsere Heimat in der Höhe liegt. Ihre Genugtuung verlangt, dass uns der Himmel verschlossen werde, aus dem sie selbst gefallen sind.

Jawohl, ich lasse es mir nicht nehmen: Ich bin ein Mann, dankbar dem Schicksal, dass ich es sein darf, stolz auf die Aufgabe, die mir das Leben damit stellt. Erhaben in der Verehrung fühle ich den Zauber, die Weisheit und die lebensspendende Kraft der Frau und bin, wie es sich für einen Mann gehört, jederzeit bereit, dafür mein Leben hinzugeben, für sie, die es der Erde wieder schenkt. Das ist meine und das ist ihre Bestimmung. Bleibt dies, so werden wir bleiben.

Über den Autor:

Christian Moser ist Rechtsanwalt, Steuerberater und Mitglied der Anwälte für Aufklärung e.V.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 60, vom 03. September 2022.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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