Egon W. Kreutzer: Realistischer Realismus – Woran die Welt krankt

Realistischer Realismus erfordert die inzwischen verpönte Kunst des Unterscheidens und die Fähigkeit, aus erkannten Unterschieden auch unterschiedliche Schlüsse zu ziehen. „Wir sind zu viele, wir werden nicht mehr allzu lange Ressourcen haben, um den Lebensstandard zu halten, den wir haben.“
Titelbild
Afrikaner auf dem Deck des Schiffs "Ocean Viking", das von den französischen NGOs SOS Mediterranee and Medecins sans Frontières betrieben wird. Am 12. August wurden weitere 105 Migranten vor der Küste Libyens an Bord genommen, womit sich die Zahl derjenigen an Bord der Ocean Viking auf 356 erhöhte.Foto: ANNE CHAON/AFP/Getty Images
Von 20. September 2019

Reinhold Messner, Extrembergsteiger, hat sich wohlwollend über Greta und Gretas Eltern geäußert. Doch sieht er für die Welt relativ schwarz. Die Frankfurter Neue Presse zitiert ihn unter anderem mit diesen beiden Sätzen:

„Wir sind zu viele, wir werden nicht mehr allzu lange Ressourcen haben, um den Lebensstandard zu halten, den wir haben.“

„Wenn wir alle auf einen Teil dessen, was wir haben können, was wir nutzen können, was wir genießen können, verzichten und uns dabei wohlfühlen, dann geht’s.“

Der erste Satz transportiert das, was ich als realistischen Realismus bezeichne, der zweite Satz, wiewohl er sich auf den ersten bezieht und eine Problemlösung anbietet, die darauf aufbaut, ist irreal, ja im Grunde verlogen.

Bleiben wir realistisch.

Das „Wir“ in der Aussage: „Wir sind zu viele“, kann nur die gesamte Menschheit meinen, also jene inzwischen fast acht Milliarden menschlichen Wesen, die diese Erde bevölkern.

Es ist eine nicht widerlegbare Tatsache, dass die hauchdünne Schicht des „Lebens“ auf der ungleich mächtigeren, vergleichsweise aber immer noch hauchdünnen, festen Kruste des Planeten, eine begrenzte, und vor allem „endliche Masse“ biologisch nutzbaren Materials enthält. [1]

Weil alles Leben auf der Erde aus dieser endlichen Masse aufgebaut werden muss, ist auch die Zahl der gleichzeitig lebenden Organismen ebenso begrenzt, wie die Ausgestaltung einigermaßen stabiler Nahrungsketten, von denen eine, immer mehr Biomasse beanspruchende, jene ist, an deren Ende der Mensch steht. Messners Folgerung: „Wir werden nicht mehr allzu lange Ressourcen haben, um den Lebensstandard zu halten, den wir haben“, steht kein vernünftiges, rationales Argument gegenüber, mit dem sie entkräftet werden könnte.

Dass es gelungen ist, durch Optimierung von Landwirtschaft und Viehzucht die Vorgänge des Werdens und Vergehens in den uns vorgeschalteten Gliedern der Nahrungskette zu beschleunigen, dass es uns also z.B. gelingt, Schweine statt in zwei Jahren schon in 180 Tagen zur Schlachtreife zu bringen, was ja im Grunde nichts anderes bedeutet, als dass wir die gleiche Menge Biomasse im Laufe von zwei Jahren nun viermal hintereinander in Form von Schweinefleisch verzehren können, statt nur einmal, ändert am Grundprinzip der Endlichkeit der Ressourcen nichts, denn die Möglichkeiten der weiteren Optimierung der Nahrungsmittelerzeugung werden mit jeder neuen Anstrengung geringer.

Es ist naiv anzunehmen, man müsse eben einfach noch mehr Kunstdünger erzeugen und auf die Felder ausbringen, um die Erträge im gleichen Maße zu steigern. Es gibt ein Optimum für den Einsatz von Kunstdüngern. Wird dieses überschritten, wird der Ertragszuwachs pro Düngermenge immer geriniger, und es gibt eine Obergrenze für den Einsatz von Kunstdüngern, bei deren Überschreiten die „chemisch verbrannte Erde“ ein Pflanzenwachstum nicht mehr zulässt, selbst dann nicht, wenn genügend Süßwasser vorhanden ist, um die für das Pflanzenwachstum notwendige Bewässerung besorgen zu können. Wobei die Bereitstellung von Süßwasser in immer weiteren Gebieten der Erde ebenfalls immer problematischer wird.

Technokraten rechnen mit großem Optimismus immer wieder gerne aus, welche noch zu erwartenden Fortschritte der Landwirtschaft in Verbindung mit welchen großtechnischen Verfahren der Chemie und der Gentechnologie welches Wachstum der Weltbevölkerung noch als verkraftbar erscheinen lassen. Inzwischen spricht man von mindestens 12 Milliarden Menschen, die von diesem Planeten ernährt werden könnten, und dass es bis zum Ende dieses Jahrhunderts schon 11 Milliarden sein werden, wird als sehr sicher angenommen.

Dass die Fokussierung des menschlichen Wirtschaftens auf die Ernährung einer immer größeren Zahl von Menschen zwangsläufig auf das Ende der „Natur“, wie wir sie heute noch kennen, hinausläuft, dass es Kleidung aus Baumwolle nicht mehr geben wird, dass es „Holz“ nicht mehr geben wird, weil alle verfügbare Flächen von der industriellen Landwirtschaft und den Chemiefabriken zur Erzeugung von künstlichem Nahrungseiweiß und künstlichen Kohlenhydraten besetzt sind, ist dabei noch immer nicht das Ende des Albtraums.

Der Punkt, an dem das System kippt, rückt unvermeidlich näher, je länger „wir“ nicht aufhören, immer noch mehr zu werden.

Nach meiner Einschätzung wird er gänzlich unerwartet viel früher als prognostiziert eintreten, weil irgendwo im unendlich komplexen Netz der diffizilen Abhängigkeiten der Nahrungsketten ein unersetzliches Kettenglied zu Bruch gegangen ist und alles auf einen Reset-Punkt zurückfällt, der entwicklungsgeschichtlich weit vor der Entstehung von Säugetieren liegt.

Es ist eminent wichtig zu erkennen, dass „wir“ auf diese apokalyptischen Zustände unweigerlich auch dann zulaufen, wenn es gelingt kriegerische Auseinandersetzung soweit einzudämmen, dass die verheerenden atomaren, biologischen und chemischen Waffenvernichtungswaffen in den Arsenalen verrotten und niemals eingesetzt werden.

Diese Sichtweise ist realistischer Realismus. Die Reaktion darauf darf nicht Panik sein, sondern kluges, weit vorausschauendes politisches Handeln.

Dass unsere kranken, weil opportunistisch primär auf den Machterhalt von Personen und Parteien fixierten (westlichen) Demokratien, die sich gerade voll opportunistisch mit fest verschlossenen Augen zu Komplizen der Panikschürer machen, dazu noch rechtzeitig wieder fähig sein werden, ist keinesfalls sicher, wenn auch nicht ausgeschlossen.

Messners Lösungsvorschlag, der von der Idee ausgeht, allgemeiner Verzicht auf einen Teil dessen, was wir haben können, was wir nutzen können was wir genießen können, könne das Kippen des Systems verhindern, ist ein kindlich naiver Wunschtraum. Warum nicht gleich den kleinwüchsigen Menschen züchten? Durchschnittsgröße 50 cm, statt 180 cm, Durchschnittsgewicht 15 kg, statt 75 kg, dann könnte die Erde vermutlich sogar 50 Milliarden Menschen verkraften. Und dann?

Wer also, wie Reinhold Messner, Greta Thunberg, der Papst, George Soros und Angela Merkel, sich mit einem „Wir“ zum Fürsprecher und Vormund der gesamten Menschheit macht, ohne gegen die weitere, ungezügelte Vermehrung der Menschen mit Worten und Taten einzuschreiten, verfügt über die mathematischen Kenntnisse, die vorausschauende Weisheit und das Verantwortungsbewusstsein einer sich im Stundentakt durch Zellteilung vermehrenden Mikrobe in der Petrischale.

Das Wachstum der Bevölkerung folgt ebenso einer Exponentialfunktion wie das Wachstum des Kapitals durch den Zinseszinseffekt. Beide stoßen in endlichen Umgebungen vermeintlich urplötzlich und angeblich unvorhersehbar an ihre mit maximaler Zerstörung einhergehenden, tödlichen Grenzen.

Realistischer Realismus

erfordert die inzwischen verpönte Kunst des Unterscheidens und die Fähigkeit, aus erkannten Unterschieden auch unterschiedliche Schlüsse zu ziehen.

Schon alleine mit der Formulierung „Wir sind zu viele“, geht dieses Unterscheiden jedoch im Nebel einer wirren und vollkommen irren political correctness unter, deren einziges Ziel es ist, die Ursachen der heraufziehenden Katastrophe zu verschleiern.

Mit der Verwendung eines einzigen, als homogen definierten „Menschheits-Wir“ wird weder klar, wie sich die Weltbevölkerung heute auf die Fläche, die Staaten und die Ethnien verteilt, noch, wo derzeit die höchsten Zuwachsraten zu verzeichnen und für die weitere Zukunft zu erwarten sind, und schon gar nicht, wo sich Mensch und Umwelt in einem einigermaßen harmonischen Gleichgewicht befinden und wo nicht. Im Gegenteil – die Illusion, rechnerisch ermittelte Durchschnittswerte ließen sich durch technokratische Eingriffe in real existierende, identische Einzelwerte verwandeln, führt – so verführerisch sie auch erscheint – auf dem Weg blutiger Unterdrückung ins Chaos.

Gewiss, in der Vergangenheit, und, ja, bis in unsere Gegenwart hinein, haben Feudalismus und Kolonialismus und Kapitalismus, durchaus erfolgreich versucht, dafür zu sorgen, dass von allem, was auf diesem Planeten erzeugt wird, der übergroße Teil des Ertrags einer hauchdünnen Schicht der „Elite“ zufließt, während sich der Großteil der Menschheit mit dem begnügen muss, was gerade ausreicht, um das nackte Überleben zu sichern.

Das Prinzip der „Kunst“ nicht leistungsadäquate Einkommen zu generieren nun aber dergestalt umkehren zu wollen, dass alles, was auf diesem Planeten erzeugt wird, zu gleichen Teilen auf alle Menschen zu verteilen sei, unabhängig davon, was sie dazu beigetragen haben, ist um keinen Deut gerechter und führt, wie soeben angesprochen, auf dem Weg blutiger Unterdrückung ins Chaos.

Der immer wieder vorgetragene Einwand, Gerechtigkeit könne sich nicht an der Leistung orientieren, weil nicht jeder die gleichen Möglichkeiten und die gleichen Chancen habe, sich an der Leistungserstellung zu beteiligen, Gerechtigkeit müsse sich folglich darin ausdrücken, dass jeder im gleichen Maße am Ertrag teilhaben dürfe, ist nicht gänzlich aus der Luft gegriffen.

Wo im Sonderfall in einer ziemlich homogenen Hochleistungsgesellschaft mit hohem Ertragsüberschuss bewusst der Arbeitslosigkeit einiger Betroffener der Vorrang vor der durchaus möglichen Arbeitszeitverkürzung für alle Beschäftigten eingeräumt wird, können (auch hohe) Transferleistungen gerechtfertigt sein, obwohl auch da noch kräftig zu differenzieren ist.

Die globale, alle Staaten, Gesellschaften und Kulturen umfassende Einigung darauf, dass jeder Mensch auf dieser Welt ein Recht als „Menschenrecht“ für sich in Anspruch nehmen kann, sich überall niederzulassen wo es ihm gefällt und sich und seine Familie überall alimentieren zu lassen, wo er sich niedergelassen hat, ist blanker Irrsinn.

Es ist aber genau der Irrsinn, der von den vereinten Nationen ersonnen wurde und verbreitet wird, es ist der Irrsinn, dem Angela Merkel tiefgläubig anhängt und aus dem heraus der sonderbarste Satz entstanden ist, den ich aus Horst Seehofers Mund je gehört habe:

Nachdem er, im Namen der Bundesrepublik Deutschland die Bereitschaft Deutschlands erklärt hatte, 25 Prozent aller über die Mittelmeerroute in die EU einreisenden Migranten aufzunehmen – und daran (auch aus den eigenen Reihen) Kritik laut wurde – kam dieser sonderbare Satz aus seinem Munde:

„Ich weise die Kritik an diesem Verfahren aufs Schärfste zurück. Es ist unglaublich, dass man sich als Bundesinnenminister für die Rettung von Menschen vor dem Ertrinken rechtfertigen muss.“

Wem will Seehofer damit wohl imponieren? Seiner Chefin, der er vor nicht allzu langer Zeit im gleichen Kontext noch die „Herrschaft des Unrechts“ vorgeworfen hatte, oder will er sich vielleicht bei der feschen Frau Rackete einschmeicheln?

Es ist doch vollendeter Blödsinn, den Seehofer da zusammenreimt.

Soweit ich weiß, hat Horst Seehofer, in seiner Eigenschaft als Innenminister der Bundesrepublik Deutschland, bisher noch keinen Menschen vor dem Ertrinken gerettet.

Wie sollte er also für etwas, was er nachweislich nicht getan hat, kritisiert werden?

Vielleicht sollte er sich, statt länger als Innenminister am fortgesetzten Rechtsbruch der Regierung teilzunehmen, im heimatlichen Ingolstädter Freibad als Bademeister bewerben. Da könnte es für ihn eventuell Gelegenheiten geben, Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Womöglich könnte er in dieser Funktion aber auch Erkenntnisse darüber sammeln, auf welch absonderliche Weise ein Teil der Geretteten versucht, ihre Dankbarkeit für die Errettung zu zeigen.

Wolkenkuckucksheim ist zur Zeit eine der beliebtesten Wohnadressen der Deutschen.

Realistischer Realismus hat da ebenso Hausverbot wie die Hamburger Polizei in der Roten Flora.

Ende März dieses Jahres titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung:

„Fast 40 Prozent der Afrikaner denken ans Auswandern“

Das wären über den dicken Daumen um die 500 Millionen Menschen. Es handelt sich dabei nicht um die Ärmsten, schreibt die FAZ weiter, sondern eher um die besser Ausgebildeten – und Hauptgrund sei nicht politische Verfolgung, Krieg und Bürgerkrieg, sondern die Suche nach Arbeit. Diese Menschen als „Flüchtlinge“ zu bezeichnen ist entweder naiv oder verlogen. Es sind Wirtschaftsmigranten, denen keinerlei Asyl oder sonstiger Schutz zusteht. Dass es dennoch ein großes Interesse daran zu geben scheint, den Zustrom dieser Migranten nicht mehr zu behindern, als zur Vermeidung von Unruhen in der Bevölkerung notwendig ist, wird hinter dem „Flüchtlingsbegriff“ und auch hinter dem tatsächlich stattfindenden Ertrinken im Mittelmeer versteckt, denn die eigentlich verfolgten Absichten und Ziele ließen sich in einer Demokratie vermutlich nicht kommunizieren, ohne bei der nächsten Wahl eine noch verheerendere Quittung dafür zu erhalten, als sowieso schon.

Ein Viertel der 500 Millionen migrationswilligen Afrikaner zieht es nach Europa. Zehn Prozent haben bereits konkrete Pläne. Das kann man durchaus so interpretieren, dass in Afrika derzeit gut und gerne zehn Millionen Menschen auf gepackten Koffern sitzen, bzw. sich schon auf dem Weg zu den Häfen am Mittelmeer befinden, wo die Schleuser kein Problem damit haben dürften, ihre Kapazitäten dem Andrang anzupassen. Wie viele Schlauchboote müssen täglich stark überladen mit 100 und mehr Menschen an Bord starten, wenn an 250 Tagen im Jahr die Wetterbedingungen gut genug sind, um die paar Seemeilen bis zu den Schiffen der Rettungsorganisationen zurücklegen zu können, um 100.000, 500.000 oder 1.000.000 Migranten zu befördern?

Die Ergebnisse lauten 4, 20 und 40. Die Schlauchboote zahlen die Schlepper aus der Portokasse. Der Engpass liegt eindeutig bei den vor den afrikanischen Küste kreuzenden Rettungsschiffen – und das heißt, je mehr „Seenotretter“ sich dort tummeln, desto mehr Schlauchboote können befüllt werden.

Wenn uns Bilder von den Schlauchbooten erreichen, wenn Bilder vom Deck der „Rettungsschiffe“ ins Fernsehen kommen, ist überdeutlich zu erkennen, dass das nicht die syrischen Flüchtlinge sind, für die vor vier Jahren die Grenzen geöffnet wurden. Von den Syrern sitzen angeblich noch etwa drei Millionen in der Türkei – und Erdogan droht ganz unverhohlen damit, die bald in Richtung Europa ziehen zu lassen. Ob die Balkan-Route dann noch geschlossen bleiben kann, ist ausgesprochen fraglich.

Und wenn jetzt schon 40 Prozent der Afrikaner übers Auswandern nachdenken, weil sie annehmen, irgendwo im Ausland Arbeit zu finden (die es auch dort nicht gibt), wie wird es dann in dreißig Jahren sein, wenn aus 1,3 Milliarden Afrikanern 2,6 Milliarden geworden sein werden, egal ob sie noch in Afrika leben oder ihren Kontinent über die eine oder andere Migrationsroute verlassen haben?

Sicher ist nur eines: Je mehr Afrikaner ein Land ihrer Sehnsucht erreichen und dort – auch ohne zu arbeiten – einen Lebensstandard erreichen, den sie zuhause nicht erreichen können, desto mehr werden ihnen folgen, bis die aufnehmenden Staaten wirtschaftlich zusammenbrechen.

Die Überbevölkerung ist ein globales Problem. Der Export von Menschenmassen aus ärmeren Ländern in reichere Länder verschärft dieses Problem lediglich, weil die statistische Lebenserwartung der Migranten im Zielland steigt.

Der Kinderreichtum der Afrikaner rührt noch aus jenen Zeiten her, in denen Medizinmänner weder die Säuglingssterblichkeit noch das Kindbettfieber wirksam bekämpfen konnten, in denen Missernten zu Hungersnöten führten und Epidemien heute leicht bekämpfbarer Erreger die Bevölkerung immer wieder dezimierten und die Gefahren der Wildnis immer wieder ihren Tribut forderten. Das waren Zeiten, in den sieben, acht und mehr Kinder pro Frau gerade ausreichten, die Population stabil zu halten.

Wohlmeinende Hilfe in Form von Lebensmitteln und Medikamenten, Zelten und Decken, Tanklastern voller Trinkwasser führen dazu, dass diese einst sinnvolle, hohe Fruchtbarkeit bei weit geringerer Sterblichkeit nun die momentan zu beobachtende Bevölkerungsexplosion auf dem afrikanischen Kontinent hervorbringt.

Um den bestehenden Trend von heute 1,3 auf 4 Milliarden Afrikaner in 80 Jahren zu brechen gibt es grundsätzlich nur zwei Wege, nämlich die Fruchtbarkeit massiv zu reduzieren oder die Sterblichkeit massiv zu erhöhen, oder natürlich einen Mix aus beidem.

Wo wären wir Deutschen denn heute, wenn wir in den letzten 100 Jahren nicht den Rückgang von vier, fünf, sechs Kindern pro Frau auf heute noch 1,4 Kinder pro Frau geschafft hätten? Wären wir nicht dann statt 60 Millionen heute 240 Millionen? Vermutlich ja.

Gleiches gilt in ähnlichem Maße für Frankreich, England, Russland, Italien, die USA, usw. Sogar die Chinesen haben in einem von Gutmenschen als „unmenschlich“ angesehenem Kraftakt mit der „Ein-Kind-Poliltik“ ihren Absturz in die Hölle einer in Armut verkommenden Überbevölkerung gerade noch verhindern können.

Jetzt ist es an den Völkern Afrikas, ihre Bevölkerungsexplosion zu bremsen, und es ist grottenfalsch, wenn Staaten mit einer stabilen oder gar rückläufigen Bevölkerung aus keinen anderen Gründen als denen der Wahrung von Kapitalrenditen sich bemüßigt sehen, diesen Geburtenüberschuss aufzunehmen. Das bringt uns dem Punkt, an dem das Leben auf dem Planeten tatsächlich zusammenbrechen muss, nur noch schneller noch näher.

Seehofers 25-%-Ansage steigert den Pull-Faktor deutlich. Die Werber der Schleuser an den Lagerfeuern im Kongo werden damit hausieren gehen.

Seine Referenzzahl, es seien seit Juli 2018 nur 225 aus Seenot Gerettete nach Deutschland gebracht worden, hat nichts mit dem tatsächlichen Umfang der Fluchtbewegungen zu tun, sondern nur damit dass Italien mit seiner rigorosen Anti-Schlepper-Politik seine Häfen für die NGO-Schiffe dichtgemacht hat.

Nun der Aktualität halber noch ein paar Worte zum Hohen Feiertag der Klimakirche, der an diesem Freitag von allen Infizierten weltweit begangen wird, während in Berlin ein eigens gegründetes Klima-Kabinett ein Hochamt der Dekarbonisierung feiert.

Nehmen wir an, die an einem gefälschten Hockey-Schläger herbeigezogene Theorie, der von der Menschheit verursachte Eintrag von CO2 in die Atmosphäre habe tatsächlich einen massiven Einfluss auf die Durchschnittstemperatur der Erde, und man vergleicht die 280 ppm von vor 150 Jahren mit den 400 ppm von heute, dann möge man doch bitte auch die 1,3 Milliarden Menschen von 1850 mit den 7,7 Milliarden von 2019 vergleichen.

Dann möge man bitte schlicht den CO2-Ausstoß ermitteln, der entstünde, gäbe es auch heute nur 1,3 Milliarden Menschen, die allerdings mit den Mitteln und Methoden unserer hochindustrialisierten Welt versorgt werden, die Ölheizungen betreiben und Automobile mit Verbrennungsmotoren fahren.

Ich bin überzeugt, das Ergebnis – könnte es nicht geheim gehalten werden – würde dazu zwingen, zuzugeben, dass die Zahl der Menschen einen weitaus größeren Einfluss auf die CO2-Emissionen hat, als die Industrialisierung, oder, wenn man das Bevölkerungsthema weiterhin ausklammern will, dass das Weltklima nicht vom Menschen gemacht wird, sondern von der Sonne.

Letzteres kann übrigens schon alleine dadurch als wahrscheinlichste Erklärung angenommen werden, dass die Temperatur der Atmosphäre des ebenfalls von der Sonne beschienenen, jedoch menschenleeren Planeten Mars, innerhalb von nur 30 Jahren um 0,65 Grad Celsius angestiegen ist[2]. Das ist das Ergebnis von Messungen der „Viking-Sonden“ in den 1970er Jahren und der Marssonde „Global Surveyor“ von 1999.

[1] Die feste Erdkruste ist im Durchschnitt etwa 40 km dick. Wäre die Erde eine Kugel mit einem Durchmesser von 1 Meter, hätte die Erdkruste in diesem Modell eine Dicke von 3 Millimetern. Etwa die Hälfte davon wird als Biosphäre bezeichnet, ist also der Bereich in dem Leben existiert, betrachtet man jedoch nur die Masse des organischen Materials, vor allem den „lebenden Boden“ so treffen wir auf wiederum vergleichsweise winzige Schichten von wenigen Millimetern (im Regenwald) bis zu mehreren Metern in besonders begünstigten Lagen. Es ist tatsächlich nicht mehr als „ein Hauch“ …

[2] Nachzulesen im Wissenschaftsmagazin „Nature, Bd. 446, S. 646“

 

Zuerst erschienen auf EGON-W-KREUTZER.de

Egon W. Kreutzer ist Unternehmensberater, Buchautor und Blogger  Jeden Donnerstag (manchmal auch am Freitag) veröffentlicht Kreutzer seinen aktuellen Kommentar unter dem Titel „Paukenschlag am Donnerstag“.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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