Frank Schäffler: Wachstum ohne Ende – Immer besser statt immer mehr
Gestern war „World Population Day“. Wachstumskritiker nutzen solche Tage, um ihre Thesen zu verbreiten. Sie haben prominente Vorbilder.
Robert Malthus hatte Ende des 18. Jahrhunderts sein berühmtes Bevölkerungsgesetz aufgestellt. Darin nahm er an, dass die Bevölkerung in einer geometrischen Reihe, die Nahrungsproduktion aber lediglich in einer arithmetischen Reihe wächst. Es sei eine Frage der Zeit bis die Menschen sich nicht mehr selbst ernähren könnten.
Die These war damals populär, weil die Bevölkerung durch die industrielle Revolution wuchs und die Menschen in die Städte zogen, wo es Arbeit gab. Das Malthussche Gesetz erwies sich aber als falsch. Moderne Anbaumethoden, moderne Schädlingsbekämpfung und die Technisierung in der Landwirtschaft bewiesen das Gegenteil.
Weltuntergangsstimmung macht sich breit
Dennoch ist in jüngster Zeit die These immer noch populär. Der Club of Rome trat in den 1970er Jahren in die malthusschen Fußstapfen und prognostizierte die Grenzen des Wachstums.
Und heute sind es die Globalisierungsgegner von links und rechts, die die These immer noch glauben und hochhalten. Es darf halt nicht sein, was nicht sein kann.
Zu Zeiten Robert Malthus lebten 1 Milliarde Menschen auf dieser Welt. Heute sind es 7,6 Mrd. Menschen. Bis zum Jahr 2050 werden nach Prognosen der Vereinten Nationen voraussichtlich 9,8 Milliarden Menschen leben, bis zum Jahr 2100 vermutlich sogar 11,2 Milliarden.
Neben der Ernährungsfrage der Menschheit kommen Umwelt- und Klimafragen hinzu. Viele dieser Untergangsapologeten meinen, ohne einen Verzicht der Menschen in den wohlhabenden Ländern und ohne eine radikale Veränderung der bisherigen Gewohnheiten an Ernährung, an Mobilität und Lebensstandard, sei die Welt nicht zu retten. Weltuntergangsstimmung macht sich breit.
Doch nicht der Verzicht hat zum weltweiten Wohlstand geführt, sondern das Vertrauen auf den Fortschritt, der Mut zur Offenheit, also die Globalisierung, und die auf dem Kapitalismus beruhende Marktwirtschaft. Die Entwicklung ist höchst beeindruckend.
Im frühen 19. Jahrhundert waren die Armutsraten in den reichsten Ländern der Welt höher als in den ärmsten Ländern heute. In den USA, England und Frankreich haben in dieser Zeit zwischen 40 und 50 Prozent der Bevölkerung in extremer Armut gelebt. Eine Rate, die man heute nur noch in der Subsahara in Afrika findet.
Die Zahl der Menschen, die weltweit in absoluter Armut leben (weniger als 1,90 Dollar am Tag) hat sich von 1981 von 44,4 Prozent auf 9,6 Prozent in 2015 reduziert. Diese Entwicklung ging einher mit offenen Märkten, die weite Teile Asiens in die globale Arbeitsteilung integriert haben.
Mao Zedongs „großer Sprung nach vorn“ kostete 45 Millionen Chinesen das Leben. Bei seinem „Experiment“ verhungerten die Menschen oder wurden umgebracht. Erst die marktwirtschaftliche Öffnung unter Deng Xiaoping und die weltweite Liberalisierung der Handelsregeln Anfang der 1990er Jahre unter dem GATT-Abkommen und der WTO brachte den Aufstieg weiter Teile der Welt.
Friedensnobelpreis 1970 für Agrarwissenschaftler
Der Schwede Johan Norberg weist in seinem aktuellen Buch „Progress“ darauf hin, dass durch die Arbeit des Agrarwissenschaftlers Norman Borlaug die Züchtung von Saatgut, das parasitenresistent und weniger abhängig von Sonnenstrahlen war, die Ernten in einer trockenen Region wie Mexiko von 1944 bis 1963 versechsfacht und das Land über Nacht zu einem Weizenexporteur gemacht hat.
Für seine Arbeit bekam er 1970 den Friedensnobelpreis, weil er dadurch Milliarden Menschenleben gerettet hat. Aber nicht nur das: er rettete durch seine Entwicklungen auch viele Tiere und Pflanzenarten. Millionen von Hektar Wald hätten geholzt werden müssen, wenn er das leistungsstärkere Saatgut nicht entdeckt hätte.
Der Waldverlust hat sich seit den 1990er Jahren von 0,18 auf 0,008 Prozent verkleinert. Im Amazonas hat die jährliche Abholzungsrate seit 2005 um 70 Prozent abgenommen.
Dank besserem Waldschutz und höheren Ertragszahlen auf den Flächen der Landwirte, durch besseres Saatgut und bessere Anbaumethoden konnte dieser tatsächliche „Große Sprung nach vorn“ erreicht werden. Wachstum und Umweltschutz sind keine Widersprüche, sondern bedingen sich. Sie setzen Fortschritt und technologische Offenheit voraus.
Der Irrglaube der Globalisierungskritiker besteht darin, dass sie Wachstum nur quantitativ betrachten und nicht qualitativ. Wachstum verändert sich aber mit steigendem Wohlstand, weil sich die Präferenzen der Menschen mit zunehmender Lebensqualität verändern.
Nicht „immer mehr“ ist das Ziel, sondern „immer besser“. „Immer besser“ gilt auch für die Umwelt.
Die technische Entwicklung von Filtern, Reinigern, effizienteren Anlagen und Motoren ist nur mit Wachstum und Wohlstand möglich. Und hinzukommt: nur der Kapitalismus kann dies auch finanzieren. Dem Sozialismus geht dabei immer das Kapital aus.
Daher gilt: der Verzicht, die staatliche Verhaltenslenkung der Bürger oder das Zurückdrehen der Globalisierung schafft nicht weniger Armut, nicht weniger Hunger und Elend, sondern mehr. Der Fortschritt, die Marktwirtschaft und die Globalisierung sind die Garanten dafür, dass immer mehr Menschen in Wohlstand leben können.
Denn es gibt kein Ende des Wachstums, wenn die Menschen auf dieser Welt vernünftig bleiben und den Apologeten des Untergangs nicht auf den Leim gehen. Das Leben wird immer besser.
Der Artikel erschien zuerst auf PROMETHEUS
Frank Schäffler, geboren 1968, ist Mitgründer und Geschäftsführer von Prometheus – Das Freiheitsinstitut. Von 2005 bis 2013 war der FDP-Politiker Mitglied des Deutschen Bundestages. In dieser Zeit stemmte er sich vehement gegen die sogenannte Eurorettung und stimmte gegen sämtliche Maßnahmen der Schuldenvergemeinschaftung im Euroklub. Am 24.9.2017 wurde er erneut in den Deutschen Bundestag
gewählt.
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