Jürgen Fritz: So wird die EU-Wahl am Sonntag in Deutschland ausgehen

Wahl-O-Matrix-Prognose, die am Freitagmorgen nochmals upgedatet wurde, nachdem gestern zunächst INSA, dann am späten Abend auch Forschungsgruppe Wahlen eine neue Umfrage veröffentlichte. Wahl-O-Matrix - aufgestellt und beschrieben von Gastautor Jürgen Fritz.
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Die EU-Wahl.Foto: iStock
Von 24. Mai 2019

Gestern begannen im Vereinigten Königreich und in den Niederlanden die Wahlen zum EU-Parlament, dem einzig zwar nicht nach Grundsätzen der Gleichheit, aber immerhin halbwegs demokratisch gewählten Organ der Europäischen Union, die derzeit noch aus 28 Staaten besteht. Die Wahlen werden auch in Großbritannien abgehalten, da der Brexit noch immer nicht vollzogen ist. Wahl-O-Matrix, das deutschlandweit führende Meta-Analyse-Tool mit den besten Wahlprognosen, kommt nach mathematischer Auswertung und Bewertung aller Umfrageergebnisse zu folgender Prognose. So wird die EU-Wahl am Sonntag in Deutschland ausgehen.

Gestern begann die neunte EU-Wahl

Von Donnerstag bis Sonntag sind insgesamt rund 410 Millionen EU-Bürger aufgerufen, 751 Abgeordnete ins EU-Parlament zu wählen. In Deutschland sind es laut dem Bundeswahlleiter knapp 65 Millionen Bürger, die wahlberechtigt sind,  davon knapp 61 Millionen Deutsche und ca. 4 Millionen ausländische EU-Bürger, die in Deutschland wohnen.

Dabei dürfte die Wahlbeteiligung erneut eher niedrig sein. Bei den letzten beiden Wahlen lag sie EU-weit bei unter 43 Prozent, in Deutschland bei 43 bis 48 Prozent. Durch das deutliche Erstarken der nicht völlig EU- und zentralisierungs-unkritischen Parteien in den letzten Jahren, in Deutschland insbesondere durch die AfD, könnte es allerdings sein, dass die Wahlbeteiligung entgegen dem langfristigen Trend wieder ansteigt. Bei der ersten EU-Wahl 1979 lag sie noch bei 62 Prozent, ist dann aber kontinuierlich immer weiter gefallen.

Wahlbeteiligung

Wahl-O-Matrix-Prognose: Vorbemerkungen

Doch kommen wir zur Wahl-O-Matrix-Prognose, die am Freitagmorgen nochmals upgedatet wurde, nachdem gestern zunächst INSA, dann am späten Abend auch Forschungsgruppe Wahlen eine neue Umfrage veröffentlichte. Somit haben wir insgesamt vier valide, aktuelle Umfragen vorliegen, die alle vier weniger als zehn Tage alt sind:

  • von Infratest dimap (1.001 vom 14.05. bis 15.05. telefonisch Befragte)
  • von INSA (2.875 vom 16.05. bis 20.05. online Befragte)
  • von Civey (5.053 vom 15.05. bis 22.05. online Befragte)
  • von Forschungsgruppe Wahlen (1.779 vom 20.05. bis 23.05. telefonisch Befragte).

Wahl-O-Matrix hat nun a) für jede Partei das arithmetische Mittel dieser vier Umfragen berechnet, hierbei b) den zeitlichen Verlauf berücksichtigt (aktuellere Ergebnisse etwas stärker gewichtet als ältere), c) Korrekturfaktoren mit einbezogen, da, wie die regelmäßige Beobachtung und Auswertung in den letzten Jahren ergab, die verschiedenen Institute jeweils ganz bestimmte Abweichungen aufzeigen, und dann d) auf ganze oder halbe Prozentzahlen gerundet, im Falle von Linkspartei und FDP auf viertel Prozentzahlen.

Da es noch zwei Tage sind bis zur Wahl in Deutschland, kann natürlich nicht ausgeschlossen werden, dass es hier noch zu stärkeren Schwankungen im Abstimmungsverhalten kommen könnte, sofern in diesen zwei Tagen noch etwas Spektakuläres passieren sollte, welches starken Einfluss auf das Wahlverhalten hat. Ansonsten aber sollte die Prognose sich im Bereich von 1 bis max. 2 Prozent mittlerer Abweichung bewegen, im Idealfall unter 1 Prozent. Bei der letzten Bundestagswahl hatte die Wahl-O-Matrix-Prognose eine mittlere Abweichung von 1,09 Prozent, bei der NRW-Wahl sogar nur 0,56 Prozent.

Insgesamt gilt es zu berücksichtigen, dass bei der EU-Wahl anders als bei Bundestagswahl keine Sperrklausel gilt. Parteien, die also keine Chance haben, die Fünf-Prozent-Hürde zu schaffen, können gleichwohl ins EU-Parlament einziehen. Insgesamt ist zu erwarten, dass die kleinen und Kleinstparteien wesentlich mehr Stimmen auf sich werden vereinigen können als bei der Bundestagswahl, bei der sie zuletzt alle zusammen auf 5,0 Prozent kamen. Wahl-O-Matrix erwartet, dass die Sonstigen bei der EU-Wahl diese Woche auf ein zweistelliges Ergebnis kommen werden.

So wird die EU-Wahl in Deutschland ausgehen

Auf Platz 1 wird auf jeden Fall die Union landen. Diese liegt im EU-Trend minimal schwächer als im Bundestagswahltrend (29) bei ca. 28,5 Prozent. Für Die Grünen sollte es für Platz 2 reichen. Sie sind im EU-Trend zwar ebenfalls minimal schwächer als im BT-Trend, aber es könnte auch hier eine 18 vor dem Komma stehen. Die SPD wird sich mit Platz 3 begnügen müssen und sie wird deutlich unter 20 Prozent fallen, wird wohl sogar näher bei 15 als bei 20 landen. Wahl-O-Matrix kommt auf einen Wert von ca. 16,5 Prozent. Die AfD ist im EU-Trend zwar etwas schwächer als im BT-Trend, wo sie derzeit zwischen 13 und 14 Prozent liegt, aber für 12 Prozent sollte es auch bei der EU-Wahl reichen. Vielleicht auch ein bisschen mehr, was aber auf jeden Fall klar für den vierten Platz reichen wird, weit vor allen anderen.

Nun zu den kleineren und Kleinstparteien, die im einstelligen Bereich sein werden. Beim Kampf um Platz 5 dürfte es recht eng werden zwischen der Linkspartei und der FDP, die nach Wahl-O-Matrix-Berechnung nahezu gleichauf liegen zwischen 6,5 und 7 Prozent. Beide Parteien sind im EU-Trend ein bis zwei Punkte schwächer als im BT-Trend. Alle anderen Parteien (Sonstige) werden wohl jede für sich nicht über 3 Prozent kommen, alle zusammen aber auf jeden Fall auf eine zweistellige Zahl. Wahl-O-Matrix ermittelte einen Wert von ca. 11,5 Prozent, wenn nicht sogar Richtung 12 Prozent.

  1. CDU/CSU: 28,5 %
  2. GRÜNE: 18 %
  3. SPD: 16,5 %
  4. AfD: 12 %
  5. LINKE: 6,75 %
  6. FDP: 6,75 %
  7. Sonstige: 11,5 %

2019-05-24-Prognose

CDU/CSU und SPD werden historisch einmalige Niederlagen erleiden, Die Grünen einen fulminanten Triumph einfahren

Die Union droht damit erstmals in ihrer Geschichte in einer Bundestags- oder EU-Wahl unter 30 Prozent zu fallen. Das gab es seit 1949 noch niemals! Bei der ersten EU-Wahl im Jahr 1979 kamen CDU/CSU noch auf 49,2 Prozent. Sie könnten also im Vergleich dazu um über 20 Punkte schlechter abschneiden. Und selbst bei der letzten EU-Wahl lag die Union immerhin noch bei über 35 Prozent. 28,5 Prozent wäre also keine mittlere, sondern schon eine größere Katastrophe.

Eine ganz große Katastrophe wird aber die SPD einfahren, die mit Sicherheit erstmals in ihrer Geschichte bei einer Bundestags- oder EU-Wahl unter 20 Prozent fallen wird. Auch hier der Vergleich: Bei der ersten EU-Wahl 1979 kam die SPD auf fast 41 Prozent. Sollte sie tatsächlich auf um die 16,5 Prozent stürzen, wäre das gerade einmal zwei Fünftel vom 1979er Ergebnis und ein Minus von rund 11 Punkten gegenüber 2014.

Der ganz große Gewinner dieser Wahl werden Die Grünen sein, die das mit Abstand beste Ergebnis ihrer Geschichte bei einer großen Wahl erzielen werden. Bei der EU-Wahl vor zehn Jahren kamen sie auf knapp über 12 Prozent. Diesen, ihren bisherigen Rekordwert werden sie am Sonntag etwa auf das 1,5-Fache steigern können.

Die AfD wird das für sie sehr gute Bundestagwahlergebnis von 2017 mit 12,6 Prozent höchstwahrscheinlich nicht toppen, wird sich aber im Vergleich zur EU-Wahl von 2014 um etwa 5 Punkte steigern können.

Die Linke wird gegenüber den beiden letzten EU-Wahlen, bei denen sie jeweils um die 7,5 Prozent lag, leichte Verluste einfahren, während die FDP ihr sehr schwaches Ergebnis von 2014 mit 3,4 Prozent deutlich steigern wird um ca. 3 Punkte, dabei aber weit wegbleiben wird von ihrem Ergebnis bei der letzten Bundestagswahl, als sie auf über 10,7 Prozent kam. Die sonstigen Parteien werden sich, wie gesagt, insgesamt von zuletzt knapp 9 Prozent 2014 nochmals steigern in den zweistelligen Bereich, wahrscheinlich um die 11 Prozent oder sogar darüber.

  1. GRÜNE: + 7,3 %
  2. AfD: + 4,9 %
  3. FDP: + 3,35 %
  4. Sonstige: + 2,8 %
  5. LINKE: – 0,65 %
  6. CDU/CSU: – 6,9 %
  7. SPD: – 10,8 %

Niederlande und Großbritannien haben bereits gewählt

Aus den Niederlanden, wo gestern bereits gewählt wurde, liegt inzwischen eine ausführliche Prognose vor. Demnach liegt die Arbeitspartei (Sozis) mit ca. 18 Prozent vor den beiden Regierungsparteien VVD (konservativ-liberal) mit 15 und der CDA (christdemokratisch) mit 12 Prozent sowie der VFD (nationalkonservativ und EU-kritisch) mit ca. 11 Prozent. Die Wahlbeteiligung ist von zuletzt sehr mageren 37,3 Prozent auf ca. 41,2 Prozent gestiegen. Die offiziellen Ergebnisse werden erst am Sonntag nach Schließung der letzten Wahllokale in Europa bekanntgegeben.

In Großbritannien, wo gestern ebenfalls schon gewählt wurde, lag die neue Brexit-Partei von Nigel Farage in den Umfragen zuletzt klar vorn. Laut YouGov könnte die Brexit-Partei auf bis zu 37 Prozent kommen und wäre damit klarer Wahlsieger vor den Liberal Democrats mit ca. 19 Prozent und Labour (Sozis) mit 13 sowie den Grünen mit 12 Prozent. Völlig abgeschlagen die konservativen Tories von Premierministerin Theresa May, die im einstelligen Bereich landen dürften. YouGov berechnete in seiner Umfrage sogar nur noch 7 Prozent für die Tories.

Zuerst erschienen bei JFB

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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