Rabbi Aryeh Spero: „Die Linke verlangt von uns, nationalen Selbstmord zu begehen“
Rabbi Aryeh Spero war Mitte der 1990er Jahre Mitbegründer einer konservativen Denkfabrik von schwarzen und jüdischen politischen Konservativen. Der verheiratete Vater war der erste Rabbiner, der Ronald Reagan als Präsidentschaftskandidat in öffentlichen Zeitungsanzeigen im ganzen Land unterstützte.
Neben Auftritten in Radio und Fernsehen veröffentlicht er regelmäßig Artikel im „Wall Street Journal“, der „Washington Times“, „National Review“, „Human Events“ und zahlreiche Publikationen in den USA. Sein Buch „Push Back, Reclaiming the American Judeo-Christian Spirit“ [„Rückstoss – die Rückgewinnung des amerikanischen jüdisch-christlichen Geistes] ist zum Bestseller avanciert und vergriffen. Eine 2. Auflage ist in Arbeit. Initiative Christenschutz interviewte ihn Anfang März.
Initiative Christenschutz (CS): In Ihrem Buch „Push Back“ rufen Sie dazu auf, den jüdisch-christlichen Geist Amerikas zurückzufordern. Sie sehen die Notwendigkeit eines Aufrufs zum Handeln – was ist die Ursache?
Rabbi Aryeh Spero: Weil er absichtlich zerstört wird. Weil wir in einer Gesellschaft leben, die nicht mehr religiös ist oder sich wegen ihrer Religion schämt. Also mögen es die Leute nicht, Dinge in religiöser Terminologie zu formulieren. Aber es steht außer Frage, dass ein Teil dieses Vorstoßes, das jüdisch-christliche Ethos zu zerstören, den Westen zerstört. Es ist eine Rebellion gegen die Bibel, die Heilige Schrift, unser Erbe. Alles, was wir sehen, was Amerika in Europa groß gemacht hat, kommt von diesem Ansatz, diesem jüdisch-christlichen Ansatz.
Viele Menschen wollen das nicht hören und verunglimpfen und dämonisieren es. Sie wollen dieses Erbe aus der Gesellschaft entfernen und sie entwurzeln. Wir sehen das jetzt. Zum Teil in der Form des Sozialismus. Sie beschönigen den Sozialismus, aber es gibt nichts Süßes am Sozialismus.
Manches stammt vom altmodischen Hedonismus, der Lizenz, alles zu tun, was man will, aber die Leute wollen nicht einfach als hedonistisch angesehen werden, als Personen, die nur ihren Trieben folgen. Also geben sie ihren Machenschaften alle möglichen schicken Namen wie „Bürgerrechte“, „Menschenrechte“, „Inklusion“, „Toleranz“. Aber im Kern ist das alles nur altmodischer Hedonismus.
CS: Trotzdem scheint der altmodische Hedonismus, wie Sie sagen, die instinktive Sehnsucht der Menschen nach einem überzeitlichen Lebenssinn nicht zu befriedigen. Sie suchen weiter nach dem Überirdischen, nach dem Transzendenten – ohne Gott.
Spero: Dazu kommt noch das Heidentum. Ich meine damit nicht, dass die Leute rausgehen und Bäume oder Sterne anbeten; sondern Heidentum bedeutet, dass es einfach viele Götter gibt oder mit anderen Worten, viele gleichwertige unterschiedliche Götter. Daraus folgt moralischer Relativismus.
Die widerspricht dem jüdisch-christlichen Ethos, dass es nur einen Gott gibt, einen Schöpfer, der Gesetze, Führung und Grenzen gegeben hat. Er hat dieses Leben vergnüglich gemacht. Er hat eine sehr vergnügliche Welt geschaffen, Früchte und Gemüse und Sonnenaufgänge und Männer und Frauen.
Aber es gibt Grenzen und es gibt viele Menschen, die diese Grenzen nicht wollen. Sie wollen kein gottorientiertes Leben. Und so gebrauchen sie verschiedene Floskeln. Sie nennen sich „multikulturell“, aber im Kern wollen sie genau das, was das Heidentum will – einen moralischen Relativismus. Man kann immer einen Gott finden, der rechtfertigt, was man will, also kann man immer einen „Ismus“ finden, der rechtfertigt, was man will.
CS: Sie sprechen davon, dass die Linke bestimmte Begriffe wie „Mitgefühl“ und „soziale Gerechtigkeit“ unterwandert. Können Sie ein konkretes Beispiel für diese Art des „Kaperns“ nennen? Und, noch wichtiger, was ist ein Gegenmittel zu dieser Unterwanderung?
Spero: Ja, das Vokabular ist sehr wichtig, wenn es um Kultur geht. Was den Menschen vom Tier unterscheidet, ist die Sprache, die Fähigkeit zu denken und dann diese Gedanken in sehr verständlichen Begriffen auszudrücken, um an das Gewissen anderer Menschen zu appellieren, an ihre Moral.
Der Wortschatz ist das Wesen einer Zivilisation. Es kommt darauf an, wie wir Begriffe definieren, wie wir Begriffe verwenden und es ist zentral, um das Schicksal einer Gesellschaft zu bestimmen. Es geht nicht nur um Unterhaltung, sondern wirklich um das Schicksal einer Gesellschaft auch bei den Menschen, die nicht mehr in das jüdisch-christliche Ethos eingebunden sind.
Wer aus dem Westen kommt und in diesen Begriffen verwurzelt ist, der weiß, wie grundlegend sie für eine moralische Gesellschaft sind. Wer also die Definitionen dieser moralischen Begriffe beherrscht, „Mitgefühl“, „Liebe“, „soziale Gerechtigkeit“ usw., der wird die Zukunft einer Zivilisation bestimmen. Worte und Sprache sind sehr wichtig.
CS: Von diesen Begriffen wurde die Bedeutung regelrecht ins Gegenteil verkehrt. Wie konnte das geschehen?
Spero: Die Linken haben unsere Begriffe gekapert, sie haben ihnen eine andere Bedeutung gegeben und sie falsch ausgelegt. Sie haben sie absichtlich umdefiniert, um Sozialismus und Kollektivismus zu fördern. Es gibt nun Mitgefühl, aber nur noch Mitgefühl für selektive Gruppen oder bestimmte Ereignisse. Kein Mitgefühl gibt es für normale, gesetzestreue, hart arbeitende Bürger.
Das Wort „soziale Gerechtigkeit“ beispielsweise ist keine Gerechtigkeit, sondern eine Phrase, die den Sozialismus saniert. Es ist eine Floskel, um die Dinge zu tun, die nicht an und für sich gerecht sind, aber die gerade zum Sozialismus führen. So wird das Wort manipuliert.
Erst kürzlich haben in Amerika im Namen der sozialen Gerechtigkeit alle zugesehen, sogar Politiker, wie amerikanische Städte niedergebrannt und geplündert werden und Menschen verprügelt wurden. Das ist es, was die Toleranz im Namen der Toleranz verlangt.
Man verlangt von uns, das Unerträgliche zu tolerieren, im Namen der Toleranz. Man verlangt von uns, nationalen Selbstmord zu begehen. Man verlangt von uns, unser Erbe aufzugeben. Die jüdisch-christliche Weltanschauung ist ein Erbe, und man verlangt von uns, unser eigenes Erbe zu ermorden. Daher müssen wir auf die richtige Definition von Wörtern bestehen.
CS: Wenn die jüdisch-christliche Anthropologie und Weltanschauung in einer Gesellschaft ausgelöscht wird, wird sie durch immer totalitärere Maßnahmen ersetzt: a) Warum ist das so? b) Wie können wir diesen Prozess aufhalten?
Spero: Das jüdisch-christliche Ethos ist in dem Glauben verwurzelt, dass unsere Rechte von Gott kommen. Gott sagt uns in der Genesis, dass er den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat. So hat er dem Menschen Kreativität und Gewissen gegeben, und deshalb hat Gott den Menschen mit Rechten ausgestattet, dem Recht zu denken, dem Recht, sich auszudrücken, dem Recht, Freiheit zu haben, die Freiheit zu verkünden, was für alle Bewohner dort Freiheit bedeutet. Es geht um das Recht, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, man selbst zu sein. All dies sind gottgegebene Rechte.
Wenn sie gottgegeben sind, dann ist die Menschheit, die unter diesen Rechten lebt, sicher, denn niemand wird sich an den Rechten zu schaffen machen. Man hat Redefreiheit und Freiheit eine Familie zu gründen – kurzum man hat das Recht auf Freiheit. Das ist es, was man in der Unabhängigkeitserklärung [der USA] gemeint hat. Wir sind von unserem Schöpfer damit begabt.
Wenn nicht Gott dem Menschen diese Rechte gibt, wenn das jüdisch-christliche Ethos über den Haufen geworfen wird, was passiert dann? Wer gibt dann diese Rechte? Die Regierung? Der Mensch?
Wenn der Mensch die Rechte gibt, dann darf der Mensch die Rechte auch nehmen. Was dann geschieht, ist, dass die Rechte davon abhängen, ob sie dem ultimativen Ziel entsprechen, das dem Menschen vorschwebt. Und diese Menschen verfolgen ein utopisches Ziel.
All diese Gesellschaften, Russland, China, Kuba – sie alle folgten einer Utopie. Alles sei zum Wohle des Volkes. So hat man die Freiheit verloren. Wenn das jüdisch-christliche Paradigma verloren geht, dann werden ihnen die Rechte vom Menschen oder vom Staat gegeben. Dann wird der Staat sie ihnen irgendwann auch wieder wegnehmen.
CS: Wie würden Sie diese gemeinsame „Identität“ der USA mit der religiösen Pluralität, die in der Nation existiert, in Einklang bringen? Wie kann in den USA die jüdisch-christliche Identität und gleichzeitig der religiöse Pluralismus koexistieren – es scheint paradox.
Spero: Das ist eine sehr gute Frage. In meinem Buch „Push Back“ habe ich darüber gesprochen. Wir in Amerika glauben natürlich, dass jeder das Recht hat, seine Religion und seinen Glauben zu praktizieren, solange er damit nicht direkt jemand anderem körperlich schadet. Und so lange dieser Glaube den grundlegenden Rechtsgrundlagen des Landes folgt, ist das kein Problem. Wir wollen, dass das jüdisch-christliche Ethos überdauert.
Dabei geht es aber nicht um eine theologische Frage oder ein theologisches Mandat. Es ist ein staatsbürgerlicher Entwurf, damit eine Gesellschaft gedeihen kann und damit es Freiheit gibt und damit das Individuum vor der Gruppe geehrt wird. Das jüdisch-christliche Ethos schreibt nicht vor, dass man ein Jude oder Christ zu sein hat. Es schreibt nicht vor, dass man die Bibel akzeptieren oder in die Kirche gehen muss.
Es ist vielmehr eine Blaupause, ein Plan für vier oder fünf grundlegende staatsbürgerliche Philosophien. An erster Stelle steht da, dass das Individuum an erster Stelle steht und dass der Bürger nicht als Mitglied einer Gruppe identifiziert wird. Die zweite Idee ist die Freiheit.
Man könnte natürlich den Namen „jüdisch-christlichen Ethos“ ändern, aber er hat nun mal eine Kraft, weil es klassisch in der Bibel wurzelt. Es gibt da ein Erbe und es ist ein altes Erbe.
CS: Kirchen- und Glaubensführer, die gegen den Strom schwimmen und ihre treue Herde unterstützen sollten, verlassen hingegen ihr „Schiff“. Was wäre Ihr Aufruf an diejenigen, die Angst haben und eingeschüchtert sind?
Spero: In meinem Buch verknüpfe ich „politische Korrektheit“ mit „religiöser Korrektheit“. Es gibt „religiöse Korrektheit“ unter den Rabbinern, unter den Protestanten und unter den Katholiken – bei den Katholiken ist es die Befreiungstheologie. Wir erleben diese religiöse Korrektheit.
Man spricht immer von Toleranz, Mitgefühl und Liebe. Das sind alles religiöse Prinzipien, aber sie tappen in eine Falle. Wenn man „Mitgefühl“, „Liebe“ und „Toleranz“ dem richtigen Sinn nach definiert. Leider sind die Definitionen von „Barmherzigkeit“ oder „soziale Gerechtigkeit“ oder „Liebe“ heute alle wirklich linke Definitionen, weil die Linke die Medien kontrolliert. Sie kontrollieren die Schulen, sie kontrollieren die Akademiker, die Professoren, die Politik. Also kontrollieren sie die Definitionen.
Es gibt einen einfachen Ausweg: Wenn man ein Geistlicher ist, dann muss man Rückgrat entwickeln. Führungspersönlichkeiten wachsen nicht auf Bäumen und es gibt nicht viele von ihnen. Es ist nicht üblich, ein Rückgrat zu haben und ein Anführer und eine Führungskraft zu sein. Man muss Rückgrat haben, so einfach ist es.
Man kommt zu Geistlichen, um die wahre Schrift zu hören, die klassische, nicht politisch korrekte, religiöse korrekte Schrift(auslegung). Wenn der Klerus diese predigt, dann werden sie auch Respekt von der Gemeinde ernten.
CS: Zukunft wird zerstört. Was können und sollten wir jetzt tun, um wieder Hoffnung zu schöpfen und uns auf die kommenden Jahre vorzubereiten?
Spero: Ich weiß nicht, ob das alles Zufall ist oder ob ein größerer Plan dahinter steckt – von dem ich schon vor zehn Jahren geschrieben habe – , nämlich die Mittelschicht abzuschaffen. Warum? Freiheit, Demokratie, Teilnahme hängt von der Mittelschicht ab.
Es gibt immer wieder die Lage, dass eine reiche herrschende Klasse sich um eine Unterschicht kümmert. Und genau darum geht es im Sozialismus. Das Problem ist, wenn man die Mittelschicht abschafft, dann schafft man die Gesellschaft ab. Die Regierung schafft ihre Einkommensquelle ab, den „Tante Emma Laden“ an der Ecke.
Vieles von dem, was jetzt geschieht, war beabsichtigt, glaube ich. Wie Saul Alinsky einmal sagte: „Man soll nie eine Krise ungenutzt verstreichen lassen.“ Es ist sehr grausam. Jetzt, ganz plötzlich, wo Trump nicht mehr Präsident ist, lockern einige der Städte ihre Regelungen.
CS: Was kann die Kirche tun, um den Menschen Mut zu machen?
Spero: Was wir durchmachen, ist etwas nie Dagewesenes. Etwas Ähnliches hatten wir aber schon einmal. Letztendlich siegen die guten Menschen, solange sie ihre Überzeugungen beibehalten, solange sie die Wahrheit, die sie kennen, nicht vergessen. Diese Wahrheit können wir in den großen Büchern finden, in der Bibel beispielsweise.
Gute Menschen werden am Glauben festhalten und diesen Glauben weitergeben. Man bewahrt so die Werte auf und irgendwann, wenn das Böse erschlafft ist – sozusagen – , dann kommt das Gute wieder. Das Böse ist sehr mächtig, aber es verausgabt sich und irgendwann kommt das Gute zurück. Wir sehen das in der ganzen Geschichte.
Wir sind der rettende Überrest und wir müssen unsere Überzeugungen an unsere Kinder weitergeben. Deshalb ist es wichtig, Kinder zu haben, denn der einzige Weg, eine Idee am Leben zu erhalten, ist durch die nächste Generation. Wenn man keine kommende Generation heranzieht, dann hat man keine Chance. Es gibt keine Garantie, dass die Kinder die Werte annehmen werden, aber die Chance ist doch groß.
Wenn Sie also Kinder haben, wenn Sie starke Familien haben, dann geben Sie dieses Erbe weiter. Es sickert durch und hallt nach und das Gute wird siegen.
CS: Rabbi Spero, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Der Artikel erschien zuerst bei der Initiative Christenschutz: Rabbi Aryeh Spero: „Die Linke verlangt von uns, nationalen Selbstmord zu begehen.“
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