Schon fast ein Genozid: Lockdowns führen laut Oxfam bis zu 12.000 Hungertoten pro Tag zusätzlich

Von 9. Februar 2021

In einer Ende Januar erschienenen Studie mit dem Titel „The Inequality Virus“ geht Oxfam auf die gravierenden negativen Auswirkungen der staatlichen Lockdownmaßnahmen in den Entwicklungsländern ein.

Weltweit seien etwa 1,7 Milliarden Kinder von den Schulen ausgesperrt worden, in den Entwicklungsländern beinahe vier Monate, in den Industrieländern etwa sechs Wochen. In den Entwicklungsländern traf es also die Kinder sehr viel schlimmer als in den Industrieländern.

Da die Internet- und Technik-Ausstattung in den armen Ländern und insbesondere in den Unterschichten oft sehr schlecht ist, hieß das für ein Millionenheer von unterprivilegierten Kindern das Ende der Bildung, das Ende der Hoffnung auf ein besseres Leben. Oxfam weist ausdrücklich vielfach darauf hin, dass die Lockdown-Politik im Wesentlichen die Unterprivilegierten dieser Erde trifft.

Durch die Lockdowns verloren hunderte Millionen von Menschen ihre Arbeit und wurden in Entbehrung und Hunger gestürzt. Die Zahl der in Armut lebenden Menschen dürfte sich daher seit März 2020 laut Oxfam um 200 bis 500 Millionen erhöht haben. Die Zahl der akut an Hunger leidenden Menschen soll sich 2020 um 82 Prozent auf 270 Millionen beinahe verdoppelt haben.

Selbst in den USA wird die Zahl der Erwachsenen, die nicht ausreichend zu essen haben, mit 29 Millionen angegeben. Oxfam schätzt, dass durch die Pandemie Ende 2020 zwischen 6.000 bis 12.000 Menschen zusätzlich pro Tag an Hunger starben.

Gleichzeitig habe das Vermögen der Milliardäre von März bis Ende 2020 um 3.900 Milliarden auf nun etwa 12.000 Milliarden US-Dollar zugenommen. Die zehn reichsten Menschen der Welt sind in diesem Zeitraum demnach um 540 Milliarden Dollar reicher geworden.

Covid-Tote und Hunger-Tote

Ende Januar/ Anfang Februar 2021 starben nach Angaben des „Worldometers“ etwa 14.000 Menschen pro Tag an oder mit Covid. Das Median- und Durchschnittsalter der Covid-Toten liegt bei etwa 80 Jahren oder darüber. Das entspricht grob der durchschnittlichen Lebenserwartung in den meisten Industrieländern.

Unterstellt man, dass die an oder mit Covid Verstorbenen ohne das Corona-Virus zwei bis fünf Jahre länger gelebt hätten, so wurden durch das Virus Ende Januar etwa 28.000 bis 70.000 Lebensjahre pro Tag vernichtet.

Die Hungertoten in den armen Ländern sind fast alle Kinder. Unterstellt man, dass das Durchschnittsalter der durch die Covid-Maßnahmen zusätzlich verhungernden Menschen fünf Jahre beträgt und deren Lebenserwartung 70 Jahre gewesen wäre, so werden durch die Covid-Maßnahmen pro Tag etwa 390.000 bis 780.000 Lebensjahre vernichtet. Durch die Lockdowns werden also etwa 6 bis 28 Mal so viele Lebensjahre vernichtet wie gerettet. Ich vermute, dass die tatsächliche Zahl am oberen Ende der Rechnung liegt.

Die Kur ist also um ein Vielfaches schlimmer als die Krankheit. Dabei sind in diesen Zahlen noch nicht die ganzen Folgekosten des heutigen Elends enthalten.

Am Rande sei bemerkt, dass auch der Ökonom und Rentenexperte Bernd Raffelhüschen, Leiter des Instituts für Finanzwissenschaft und Sozialpolitik an der Uni Freiburg, für Deutschland zu einem ähnlichen Ergebnis kommt. Er errechnete, dass durch die Corona-Lockdowns in Deutschland sehr viel mehr Lebensjahre vernichtet als gerettet würden. Die Kur sei auch in Deutschland sehr viel schlimmer als die Krankheit, es würden 10 bis 100 Mal mehr Lebensjahre vernichtet als gerettet.

Schon fast ein Genozid

Zurück zu den Entwicklungsländern. Der Blick auf die vielen elend verhungernden Kinder ist nicht alles. Das ganze Leid vor dem grausamen Hungertod, die hunderte Millionen Arbeitslosen, das Elend, die Verwahrlosung großer Bevölkerungsteile unserer Erde sind in diesen trockenen Zahlen nicht enthalten.

Man kann die Lockdown-Politik der Entwicklungsländer fast schon als einen Genozid betrachten, einen Genozid an den Unterprivilegierten dieser Welt. Diese Lockdown-Politik hat System, ist nicht etwa Zufall.

Geldzahlungen an Entwicklungsländer durch den IWF und Unterstützung durch die WHO sind laut Robert Stein stark an eine Bedingung geknüpft: Harte Lockdowns einzuführen. Das führt zu einem starken Anstieg der Hungertoten bei den Unterprivilegierten. Gleichzeit steigen die Vermögen der Reichen und Mächtigen in immer neue Höhen.

Man kann den Eindruck bekommen, dass die staatlich verfolgte Lockdown-Politik stark von Nietzsches Antichrist inspiriert ist. Hier drei Kernsätze der Nietzsche-Moral: „Was ist gut? – Alles, was das Gefühl der Macht, den Willen zur Macht, die Macht selbst im Menschen erhöht. […] Was ist Glück? – Das Gefühl davon, dass die Macht wächst. […] Die Schwachen und Missratenen sollen zugrunde gehen: erster Satz unserer Menschenliebe.“

Diesem Motto scheint ein großer Teil der Corona-Politik weltweit zu folgen. Durch die politischen Corona-Maßnahmen werden Schäden, Leid, Elend, Hunger und Tod bei den Schwächsten unserer Erde in einem großen Ausmaß herbeigeführt.

Im Namen der Rettung von Menschenleben und Schutz vor Krankheit werden gleichzeitig Menschenleben in großem Ausmaß vernichtet, unterprivilegierte Menschenleben, Leben der Schwachen. Gleichzeitig steigt die Macht der Mächtigen ungeheuer. „Was ist Glück? Das Gefühl davon, dass die Macht wächst.“

Das große Wegschauen und Ablenken

Die allererste Gegenmaßnahme, die man ergreifen müsste, wäre daher naheliegenderweise ein sofortiger Stopp der staatlichen Lockdown-Maßnahmen, die so viel mehr Leid, Elend und Tod in die Welt bringen als sie verhindern. Die politischen Zwangsmaßnahmen sind die Ursache dieser schlimmen Entwicklungen.

Zurück zu Oxfam. Die Organisation führt fünf Gegenmaßnahmen auf – allerdings nicht die Beendigung der Anti-Corona-Maßnahmen. Dazu schweigt Oxfam. Das empfinde ich als unseriös und heuchlerisch.

Auch Politiker lenken von der Ursache von viel Leid – den Lockdowns – ab. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagte im September allerdings ganz deutlich: „An den Folgen der Lockdowns werden weit mehr Menschen sterben als am Virus.“

Ein wahrer Satz. Seine politischen Gegenmaßnahmen als Schlussfolgerungen: Ein Stabilisierungsprogramm über 50 Milliarden Euro und ein neues Afrika-Abkommen.

Doch kein Wort über die Lockdown-Politik. Man mimt Betroffenheit und lenkt von den wahren Ursachen, den Lockdowns geschickt ab. Nietzsche und sein Antichrist hätten ihre Freude daran.

Zum Autor: Prof. Dr. Christian Kreiß, Jahrgang 1962: Studium und Promotion in Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsgeschichte an der LMU München. Neun Jahre Berufstätigkeit als Bankier, davon sieben Jahre als Investment Banker. Seit 2002 Professor an der Hochschule Aalen für Finanzierung und Volkswirtschaftslehre. Autor von sieben Büchern: Gekaufte Wissenschaft (2020); Das Mephisto-Prinzip in unserer Wirtschaft (2019); BWL Blenden Wuchern Lamentieren (2019, zusammen mit Heinz Siebenbrock); und andere. Homepage www.menschengerechtewirtschaft.de

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