Verkauft Google unsere privaten Daten an China?

Google zeichnet alles auf, einschließlich des Ortes, an dem man sich befindet: „In jeder Minute, in der deutsche Internetnutzer online sind, übermittelt Google 19,6 Millionen Datenpakete zu ihrem Online-Verhalten.“
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Google-Unternehmen in Silicon Valley.Foto: iStock
Von 14. Juni 2022


Um es mit den Worten des legendären Autors Paulo Coelho zu sagen: „Alles im Leben hat seinen Preis.“ Das gilt auch für unsere persönlichen Daten. Das glauben Sie nicht? Dann möchte ich Ihnen von Google erzählen, einem problematischen multinationalen Konzern.

Wie gefährlich Google ist, zeigt ein neuer Bericht des Irish Council for Civil Liberties (ICCL). Darin zeigt die irische Bürgerrechtsorganisation auf, mit welch verheerender Wirkung Google das Schwert der Echtzeitgebote (Real Time Bidding, RTB) führt.

Echtzeitgebote sind „das größte jemals bekannt gewordene Datenleck“

Was sind Echtzeitgebote? Laut der entsprechenden Google-Website geht es um den An- und Verkauf von „digitalem Werbeinventar“. Und was ist mit dem Begriff „Inventar“ gemeint? Eine umfassende Liste. In dem ICCL-Bericht wird gewarnt, dass dieses Inventar eine sehr ausführliche Aufstellung der digitalen Fußabdrücke umfasst, die wir online hinterlassen.

„Diese mehr als 117 Milliarden Dollar schwere Branche agiert hinter den Szenen auf Webseiten und Apps“, schreiben die Autoren. Überwacht wird alles, also wirklich alles, was Sie tun, auch das, was Sie sich ansehen, „egal, wie privat oder sensibel“ das sein mag.

Außerdem verzeichnet dieses digitale Stammbuch, wo Sie sich aufhalten und wann. Wenn Sie das (völlig zurecht und mit gutem Grund) schlimm finden, machen Sie sich auf einiges gefasst, denn es wird nur noch schlimmer und schlimmer.

An jedem einzelnen Tag des Jahres schickt Google all diese Daten an ungefähr 5.000 Unternehmen aus aller Welt. Damit können sämtliche 5.000 Empfänger ein umfassendes Profil von Ihnen erstellen.

Haben Sie sich je gefragt, warum Sie so spezielle, scheinbar genau auf Sie zugeschnittene Werbung gezeigt bekommen?

Jetzt wissen Sie, warum. Wie schreiben die ICCL-Forscher: „RTB ist das größte jemals bekannt gewordene Datenleck.“ Google zeichnet auf, was Sie sich online ansehen, und gibt diese Informationen weiter, aber damit nicht genug: Das RTB des Unternehmens erfasst und teilt auch viele Male pro Tag Ihren Aufenthaltsort in der echten Welt. Wie oft? „178 Billionen Mal im Jahr in den USA und Europa.“

Deutschland: 19,6 Mio. Datenpakete pro Minute

Sind Sie Amerikaner und nutzen Google täglich? Dann gehen Sie davon aus, dass Ihre Online-Aktivitäten und Ihr Standort 747-mal pro Tag enthüllt werden. Sind Sie aus dem Bundesstaat Ohio, steigt diese Zahl sogar auf 812. Warum das so ist, kann ich Ihnen auch nicht sagen.

In den gesamten USA wird das Online-Verhalten und der Standort der Nutzer über 100 Billionen Mal im Jahr aufgezeichnet, katalogisiert und geteilt.

Die Zahlen für Europa sehen nicht viel besser aus: RTB enthüllt im Verlauf von 24 Stunden 376-mal die Nutzerdaten. Onlineverhalten und Standort werden 71 Billionen Mal erfasst.

Insbesondere Deutschland scheint dabei das Interesse Googles geweckt zu haben. In dem Bericht heißt es: „In jeder Minute, in der deutschen Internetnutzer online sind, übermittelt Google 19,6 Millionen Datenpakete zu ihrem Online-Verhalten.“

Egal, ob Sie in Berlin oder Boston, in München oder Miami leben – der folgende Punkt sollte wachsam machen: „Persönliche Daten werden an Unternehmen rund um den Globus verschickt, auch nach Russland und China. Es findet keinerlei wie auch immer geartete Kontrolle statt, was dann mit diesen Daten geschieht.“

Um zu verstehen, wie durch und durch böse RTB ist, sollten wir uns auf das Gedankenexperiment einlassen, das Forscher von European Digital Rights vorschlagen, einer internationalen Bürgerrechtsorganisation mit Sitz in Brüssel: „Stellen Sie sich Auktionen, Börsenplätze, Händler, große Bildschirme, Lärm, Grafiken und Prozentzahlen vor.“ Und im nächsten Schritt stellen Sie sich vor, dass all das dem höchsten Bieter zufällt.

Einer dieser Bieter war, wie wir dem Bericht entnehmen können, die amerikanische Heimatschutzbehörde und die gekauften Daten wurden dazu genutzt, Telefone von Millionen amerikanischer Bürger zu tracken. Ohne gerichtlichen Beschluss. Anders formuliert: Die Behörde, die doch vermeintlich für Wahrheit und Gerechtigkeit kämpfen soll, hat sich unrechtmäßig verhalten. RTB hat es ihr ermöglicht.

Kommen wir zum eigentlichen Problem

Ist Google böse? Bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil, aber vergessen Sie dabei nicht, dass das Unternehmen seinen eigenen Grundsatz „Don’t be evil“ 2018 praktisch vollständig aus seinem Verhaltenskodex gestrichen hat.

Ob Google böse ist oder nicht, darüber lässt sich trefflich streiten. Was dagegen außer Frage steht, ist, dass Google viel zu viel Einfluss genießt. Dieser Einfluss hat es dem multinationalen Technologieriesen ermöglicht, mit einem hohen Maß an Immunität zu agieren und Tausenden Bietern mit unvorstellbar tiefen Taschen unsere persönlichen Daten zu verkaufen.

Kann man überhaupt irgendetwas dagegen unternehmen? In den USA zumindest gibt es erste Bestrebungen. Am 19. Mai reichte eine Gruppe Senatoren beider Parteien den Entwurf für ein Gesetz ein, das Googles Geschäft mit digitaler Werbung zerschlagen soll.

Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, zielt das Gesetz ausdrücklich auf Unternehmen ab, die jährlich mehr als 20 Milliarden Dollar Umsatz mit Transaktionen aus dem Anzeigengeschäft machen. Dazu zählen Namen wie Facebook, Microsoft und natürlich auch Google. Googles Mutterunternehmen Alphabet macht allein mit Anzeigen 54 Milliarden Dollar Umsatz pro Quartal.

Selbstverständlich wird sich Google mit Händen und Klauen dagegen wehren, mit RTB eine lukrative Einnahmequelle aufgeben zu müssen. Hoffen wir deshalb, dass der Vorstoß der Senatoren ein voller Erfolg wird. Es muss Schluss sein mit unerwünschtem Standort-Tracking und dem Verkauf persönlicher Daten ohne unsere Zustimmung – je eher, desto besser.

John Mac Ghlionn ist Wissenschaftler auf dem Gebiet der psychosozialen Forschung mit den Schwerpunkten soziale Dysfunktion und Medienmanipulation. Außerdem ist er Essayist. Seine Essays erschienen in verschiedenen Publikationen, darunter „New York Post“, „Sydney Morning Herald“, „Newsweek“, „National Review“, „The Spectator US“.

Der Artikel erschien zuerst bei The Epoch Times: Is Google Selling Your Private Data to China?

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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