Mehr Dankbarkeit im Jahr 2023

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Von 31. Dezember 2022

Es gibt die Tradition, sich am Ende eines alten Jahres Vorsätze für das neue Jahr zu überlegen. Zum Beispiel, mehr Zeit für Familie und Freunde zu haben oder einen achtsameren Umgang mit den Nachbarn oder der Natur zu pflegen. Es gibt viele gute Vorsätze. Ich persönlich nehme mir für 2023 vor, ein dankbarer Mensch zu werden.

Ich glaube, dass heute viele unglücklich sind und einer negativen gesellschaftlichen Stimmung verfallen, weil sie undankbar sind. Weil sie vor lauter politischen oder persönlichen Sorgen nicht mehr sehen, was ihnen das Leben trotz allem schenkt. Weil sie vergessen haben, dass das Leben ein Geschenk ist.

Ich bin da nicht besser als andere, deshalb möchte ich im neuen Jahr mehr Dankbarkeit üben. Ich glaube, ein undankbarer Mensch kann nicht glücklich sein. Ein undankbarer Mensch, der über Jahre seine Dankbarkeit verlernt, ist jemand, dem auch die Hoffnung abhandenkommt. „Die Hoffnung des Undankbaren schmilzt wie winterlicher Reif und verrinnt wie unnützes Wasser“, warnt das biblische Buch der Weisheit.

Nun stellt sich die Frage, warum ausgerechnet im wohlhabenden Westeuropa die Dankbarkeit für das Geschenk des Lebens keine große Tugend ist. Liegt es daran, dass Dankbarkeit nicht von Wohlstand kommt, sondern aus dem Bewusstsein, dass wir die Liebe oder den Sinn des Lebens nicht selber machen, sondern nur empfangen können? Dass wir das Wesentliche weder herstellen noch einfordern können?

Das widerspricht dem Zeitgeist, der das selbstgemachte Leben propagiert. Das Leben als Plattform des eigenen Wollens und Wünschens. So dürften heute viele glauben, dass sie den Sinn ihres Lebens selber schaffen. Dass ihnen Karriere und Glück zustehen. Dass sie ein Recht auf Gesundheit und Genuss haben. Aber damit verschwindet die Dankbarkeit, denn wieso sollte ich dankbar sein für ein Leben, das ich für mein gutes Recht halte? Ist es nicht viel mehr logisch, dass ich frustriert bin und mich von der bösen Gesellschaft diskriminiert fühle, wenn die Wunder der Selbstverwirklichung ausbleiben?

Umso wichtiger ist es heute, an die Tugend der Dankbarkeit zu erinnern. An die wesentlichen Dinge, die ein gelungenes Leben ausmachen: Liebe, Hoffnung, Sinn. Eine Kultur der Selbstermächtigung vergisst, dass dies nur empfangen werden kann, und führt in die Einsamkeit der Selbstbeschäftigung. Deswegen braucht es eine neue Kultur der Dankbarkeit. Oder mit den Worten des antiken Denkers Cicero: „Dankbarkeit ist nicht nur die größte aller Tugenden, sondern auch die Mutter von allen.“

Giuseppe Gracia (55) ist Schriftsteller und Kommunikationsberater. Sein neues Buch «Die Utopia Methode» (Fontis Verlag, 2022) beleuchtet die Gefahren utopischer Politik.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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