Der Ursprung der politischen Korrektheit

„Richtiges Denken“, „soziales Handeln“ – im Kulturmarxismus ist das wichtiger als die objektive Wahrheit. Damit die Menschen das auch korrekt umsetzen, wurde die politische Korrektheit erfunden. Ein Kommentar.
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„Die Menschen, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen, sind immer auf der Seite des Mitgefühls und der ‚Opferrechte‘. Wenn man also etwas ablehnt, was sie tun, wird man sofort zum Täter,“ meinte der klinische Psychologe Dr. Jordan Peterson.Foto: Halfpoint/iStock
Von und 19. Februar 2022

Was ist politische Korrektheit? Das ist eine einfache Frage mit komplizierten Antworten. Lange bevor die politische Korrektheit in den öffentlichen Sprachgebrauch einging, merkte George Orwell an, dass in einer Zeit der Täuschung das Aussprechen der Wahrheit ein revolutionärer Akt sei. Oder wie Voltaire es weise ausdrückte: „Wenn du wissen willst, wer dich beherrscht, musst du nur herausfinden, wen du nicht kritisieren darfst.“

In jüngerer Zeit stellte der konservative politische Theoretiker Angelo Codevilla fest: „Bei der politischen Korrektheit geht es nicht und ging es nie nur um die Dinge, die sie aufzwingt, sondern um den Zwang selbst.“

Bei der politischen Korrektheit geht es nur darum, die Redefreiheit einzuschränken – und letztlich die Gedankenfreiheit. Mit ihr soll eine Einigung auf der Grundlage gemeinsamer Werte und Kultur verhindert werden. Es geht also in Wirklichkeit um politische Ziele.

„Richtiges Denken“ wichtiger als die objektive Wahrheit

William Safire schrieb 1991 in einer Kolumne in der „New York Times“ erstmals über den Begriff „politisch korrekt“. Er merkte an, dass „der Ursprung im richtigen Denken liegt“. Dieses stammte aus einer Schrift von Mao Zedong, dem Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas, aus dem Jahr 1963 namens „Woher kommen die richtigen Ideen der Menschen?“ Safire hob Maos Antwort hervor: „Sie kommen aus der sozialen Praxis und nur aus dieser.“

Eine 6-jährige Tibeterin blickt am 2. November 1997 in Los Angeles zwischen Anti-China-Demonstranten hindurch auf ein mit Farbe bespritztes Portrait des ehemaligen Führers der KP Chinas, Mao Zedong. Foto: Mike Nelson/AFP via Getty Images

Die Kommunisten sollen den Ausdruck „richtiges Denken“ in den 1920er-Jahren als Mittel verwendet haben, um die Mitglieder zu zwingen, die ideologische Linie der Partei durchzuführen.

Codevilla zufolge implizieren die Worte selbst das Folgende: „Die Wahrheit hat sich von der Widerspiegelung der objektiven Realität zu dem gewandelt, was einen normativen Einfluss hat – d. h. zu dem, was die Agenda der herrschenden Klasse (der Demokraten) fördert, was immer das zu einem bestimmten Zeitpunkt auch sein mag. Das ist die Bedeutung des Begriffs politische Korrektheit gegenüber der sachlichen Korrektheit.“

Politische Korrektheit ist die zwangsweise Anwendung von Überzeugungen, die eine politische Agenda fördern. Es sind buchstäblich die Worte selbst. Es gibt keine Suche nach sachlicher Korrektheit – es gibt nur die Suche nach dem, was zum Ziel führen würde. Auf diese Weise wurde die Wahrheit ihrer Seele beraubt und ist nicht länger ein Mittel für einen ehrlichen Diskurs. Sie ist ein Mittel zur Kontrolle.

[Der klinische Psychologe] Dr. Jordan Peterson sagte Folgendes über die soziale Gerechtigkeit: „Die Menschen, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen, sind immer auf der Seite des Mitgefühls und der ‚Opferrechte‘. Wenn man also etwas ablehnt, was sie tun, wird man sofort zum Täter. Die Sache ist die: Wenn man Mitgefühl durch Ressentiment ersetzt, versteht man die autoritäre Linke. Im Grunde sind es Ressentiments.“

Ressentiment ist die Basis für Hass. Man definiert ihn auch als ein Empfinden von Ungerechtigkeit. Robert Solomon, Professor an der University of Texas, erklärte: „Ressentiment ist Wut, die sich gegen eine Person mit höherem Status richtet, Wut richtet sich gegen eine Person mit gleichem Status und Verachtung ist Wut, die sich gegen eine Person mit niedrigerem Status richtet.“

Politische Korrektheit ist durch die ihr innewohnende Selbstgerechtigkeit letztlich ein Ressentiment und ein Krieg gegen unsere Institutionen. Peterson definiert die sogenannten „Social Justice Warriors“ als „diejenigen, die Mitgefühl als Waffe einsetzen“. 

Und weiter: „Keiner dieser autoritären ‚politisch korrekten‘ Typen empfindet Dankbarkeit für irgendwelche Institutionen. Sie haben einen Begriff: Patriarchat. Er ist allumfassend. Es bedeutet, dass alles, was unsere Gesellschaft ausmacht, korrupt sei.“

Codevilla spricht von zwei Ebenen der politischen Korrektheit. „Im Kleinen geht es um das Bedürfnis der herrschenden Klasse Amerikas, die Wählerbeteiligung aus den gewohnten Wählerschichten der Demokratischen Partei bis zum Letzten auszupressen. Im Großen ist es ein Krieg gegen die Zivilisation, der geführt wird, um der Identitätspolitik zu frönen.“

Oder wie Rudi Dutschke, der radikale Führer der deutschen Studentenbewegung der 1960er-Jahre, sagte: Es geht um Veränderung, „einen langen Marsch durch die Institutionen“, einen langsamen Wandel von innen heraus.

„Politische Korrektheit zielt darauf ab, allen Amerikanern ein einheitliches Denken und Verhalten aufzuerlegen, und ist daher totalitär“, sagte der Politologe Raymond V. Raehn. Genau hier finden wir die wahren Wurzeln der politischen Korrektheit.

Ein Graffiti des italienischen Künstlers Ozmo, auf dem der Kopf des marxistischen Philosophen Antonio Gramsci zu sehen ist. Foto: ALBERTO PIZZOLI/AFP via Getty Images

[Der marxistische Philosoph] Antonio Gramsci schuf die Theorie der kulturellen Hegemonie. Sie behandelt die Art und Weise, in der Nationen kulturelle Institutionen nutzen, um ihre Macht in kapitalistischen Gesellschaften zu erhalten. Gramsci glaubte, dass Hegemonie durch die Institutionen der Gesellschaft – Familie, Kirche, Schule, Wirtschaft, Universitäten und Regierung – geschaffen werde. Diese Institutionen seien die Fesseln, die die Beherrschten an die herrschende Klasse binden.

Gramsci nach muss die herrschende Klasse, um erfolgreich zu sein und die Macht und den Status quo zu erhalten, die Beherrschten dazu bringen, die sozialen, moralischen und politischen Werte der herrschenden Klasse zu akzeptieren und sogar zu übernehmen. Um diese Bindungen zu brechen, müssen die gesamten Wertesysteme der gesellschaftlichen Institutionen aufgehoben werden – die gesellschaftlichen Normen und Überzeugungen müssen geändert werden.

Die Frankfurter Schule

Die Frankfurter Schule – deren Vertreter aus Deutschland in die USA flohen, als Hitler an die Macht kam – übernahm Gramscis Lehren und wandte sie auf die amerikanische Gesellschaft an. Das Ziel der Frankfurter Schule war es, Amerika allmählich einen Linksruck zu verpassen, indem sie die Grundsätze von Gramscis Gegenhegemonie und die Kritische Theorie nutzte – eine soziale Theorie, die die Gesellschaft als Ganzes kritisiert und zu verändern sucht.

Theodor Adorno, einer der führenden Köpfe der Frankfurter Schule, nahm diese Theorie auf und formte sie um. Für Adorno war der Kapitalismus kein bloßes Organisationsprinzip mehr. Er hatte stattdessen die Gesellschaft und die Kultur zu genau den Mechanismen umgeformt, durch die die Ordnung – und der Kapitalismus – aufrechterhalten wurde. Institutionen und die Kultur erzeugten nun den Kapitalismus.

Adorno war der Ansicht, dass die einstmals getrennten und unterschiedlichen Aspekte – Kultur, Politik und der wirtschaftliche Markt – nun miteinander verschmolzen, um das Ganze aufrechtzuerhalten. Die Kultur war nicht länger ein Nebenprodukt oder ein zufälliger Teil des Kapitalismus. Die Kultur erhielt den Kapitalismus aufrecht. 

Dies führte Adorno dazu, das Wesen der modernen Kultur als den Befähiger einer kapitalistischen Gesellschaft zu betrachten. Er kam zu der Überzeugung, dass die moderne Kultur umgestürzt werden muss, damit die Menschheit ihr volles Potenzial erreichen kann.

Herbert Marcuse

Herbert Marcuse, ein weiterer prominenter Vertreter der Frankfurter Schule, schuf die Philosophie der „Großen Verweigerung“ oder, in anderen Worten, „den Protest gegen das, was ist“. Marcuse galt als der Guru der Studentenbewegungen der 1960er-Jahre. Er war es, der den Satz „Make love, not war“ prägte.

Marcuse machte sich auch die Idee des Feminismus zu eigen. Er sah darin das Potenzial für einen radikalen sozialen Wandel und mögliche Auswirkungen auf die traditionelle Familie. Der Prozess des Überdenkens von Weiblichkeit und Männlichkeit – der Geschlechtsidentität – könnte dazu führen, dass männliche Eigenschaften durch weibliche ersetzt werden.

Herbert Marcuse (1898-1979), deutschamerikanischer Philosoph und radikaler politischer Theoretiker und Vertreter der Frankfurter Schule und der Kritischen Theorie. Foto: Keystone/Getty Images

Fassen wir das kurz zusammen: Gramsci propagierte die Umwälzung gesellschaftlicher Institutionen, Werte und Moralvorstellungen als Mittel zur Förderung des Wandels und des Kulturmarxismus. Die Frankfurter Schule griff Gramscis Ideen auf und begann damit, sie in die amerikanische Gesellschaft einzuführen. Die Theorie des kritischen Denkens wurde eingesetzt, um Kritik und Angriffe auf alle traditionellen sozialen Institutionen zu lancieren. Das Ziel war es, die Gesellschaft als Ganzes zu kritisieren und zu verändern. Adorno machte diese Sichtweise zum Schwerpunkt und sah die Kultur als den Hauptfaktor für die Aufrechterhaltung des Kapitalismus.

Das Ziel der Frankfurter Schule und aller ihrer Vertreter war immer die Umwälzung der amerikanischen gesellschaftlichen Werte und Institutionen. Wie Georg Lukács, einer der ursprünglichen Gründer der Frankfurter Schule, meinte: „Ein solcher weltweiter Umsturz der Werte kann nicht ohne die Vernichtung der alten Werte und die Schaffung neuer Werte durch die Revolutionäre stattfinden.“

Politische Korrektheit zielt darauf ab, Institutionen zu zerstören

Das Werkzeug, mit dem diese Werte umgestürzt werden sollten, ist die politische Korrektheit. Politische Korrektheit dient dazu, Etiketten anzubringen. Sobald diese allgemein angenommen werden, bildet sich ein neuer „rationaler Konsens“.

Wer sich gegen diesen neuen „rationalen Konsens“ ausspricht, verstößt gegen die Maxime. Seine Argumente werden für ungültig erklärt und er wird zum Außenseiter deklariert – zum Rechtsextremisten, Rassisten oder sogar zum Nazi oder Faschisten. Ab diesem Zeitpunkt werden alle seine weiteren Argumente komplett verworfen. Es ist nicht ein einziges Argument, das dementiert wurde, sondern alle Argumente.

Auf diese Weise werden immer mehr Fehler gefunden, immer mehr Grundüberzeugungen infrage gestellt. Wenn eine wertgeschätzte Institution fehlerhaft ist, müssen es alle anderen auch sein. Der Politologe Raehn fasste die politische Korrektheit so zusammen: „Keine einzige Religion, Kultur oder Rasse sollte überlegen sein. Und so wurde der Multikulturalismus erfunden. Dann sollte kein einziges Geschlecht überlegen sein. Und da es nichts Überlegenes gab, gab es auch nichts zu schätzen.“

Die politische Korrektheit will Institutionen zerstören, aber Gruppen aufbauen. Sie behauptet, das Individuum zu befreien, zerstört aber das Individuum im kollektiven Gruppendenken – und letztlich die Gruppen selbst. Sie strebt danach, geistige Homogenität – gleiches Denken – zu schaffen. Diese Heucheleien und widersprüchlichen Ideale sind nicht das Ergebnis fehlerhafter Logik, sondern das Ergebnis politischer Ziele, die die Logik ersetzen und aufheben. Bei der politischen Korrektheit handelt es sich nur um politisch gewünschte Ergebnisse des politisch gewünschten Denkens.

Bei der politischen Korrektheit geht es um politische Ziele. Es geht darum, die Redefreiheit – und letztlich die Gedankenfreiheit – zu verhindern. Mit ihr sollen die Freiheit und die Wahrheit erstickt werden.

Jeff Carlson und Hans Mahncke sind investigative Journalisten und Co-Moderatoren der Sendung „Truth Over News“ auf EpochTV.

Dieser Artikel erschien im Original auf The Epoch Times USA unter dem Titel: What Is Political Correctness? (deutsche Bearbeitung von as)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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