„TikTok sollte sofort verboten werden“

Die KP Chinas manipuliert den TikTok-Algorithmus, es werden politische Botschaften gezeigt und das Wählerverhalten weltweit beeinflusst. Ein Verbot der App ist fällig, fordert der Politikwissenschaftler Anders Corr.
TikTok: Subtile Gehirnwäsche und hybride Kriegsführung
Foto: iStock
Von 10. Juli 2022

TikTok, die unter Jugendlichen äußerst beliebte Social-Media-App, wird von China kontrolliert. Im Jahr 2022 verdreifachte die App ihre Werbeeinnahmen auf 12 Milliarden Dollar. Unternehmen wollen Zugang zu diesem neuesten Kanal haben, um jugendliche Vorlieben zu beeinflussen. Für dieses Privileg zahlen sie jedes Jahr hohe Summen.

Sechzig Prozent der TikTok-Nutzer sind zwischen 16 und 24 Jahre alt – eine sehr begehrte Zielgruppe, sowohl weil sie leicht zu beeindrucken ist als auch wegen ihres großen Marktpotenzials.

Patriotische Botschaften

Doch unglücklicherweise verlieren TikTok-Nutzer ihre privaten Daten leicht an Peking, das TikTok letztlich kontrolliert. Und die Kommunistische Partei Chinas nutzt ihre Kontrolle über die TikTok-Muttergesellschaft ByteDance, um den TikTok-Algorithmus so zu manipulieren, dass er politische Botschaften zeigt, die Chinas nationale Interessen fördern, anstatt Freiheit, Demokratie, Menschenrechte und die Interessen der Staaten der TikTok-Nutzer.

Brendan Carr, Kommissar der US-Bundeskommission für Kommunikation, wies am 28. Juni zu Recht darauf hin: „TikTok ist nicht einfach eine weitere Video-App. Das ist der Schafspelz. Sie sammelt große Mengen sensibler Daten, auf die neuen Berichten zufolge in Peking zugegriffen wird.“

Carr forderte Apple und Google auf, TikTok aus ihren App-Stores zu entfernen, weil es gegen ihre Regeln verstößt.

TikTok sammelt Nutzerdaten für mikrogezielte Werbung, die China bereits für politische Zwecke einsetzen kann. Unerklärlicherweise erlaubt die Biden-Regierung Peking Zugang zu diesen persönlichen Daten.

Laut einem von Carr zitierten neuen Bericht von „Buzzfeed News“ kann Peking auf alle Daten der TikTok-Nutzer zugreifen. In die Software sind zahlreiche Hintertüren eingebaut, die vollständig von der KPC kontrolliert werden, selbst wenn die Nutzer-Daten nicht in China gespeichert werden.

Ein unbekannter Bürgermeister und eine knapp verlorene Wahl

Alles, was ein Tiktok-Nutzer in seinen Feed einstellt – Katzenvideos, politische Überzeugungen, seine persönlichsten Vorlieben –, ist Peking bekannt. Es kann diese Daten verfolgen und zuordnen und mit individuell fein abgestimmter Kommunikation die Nutzer politisch beeinflussen. Der Fachbegriff dafür ist Microtargeting. Dies könnte in Demokratien, in denen die politischen Präferenzen der Wähler direkt zu Veränderungen in der Regierung führen, große Auswirkungen haben.

Nehmen wir Kolumbien als Beispiel: Dort nutzte ein unbekannter Bürgermeister namens Rodolfo Hernández TikTok und ein Team junger Unterstützer, die sein volkstümliches Material in der App veröffentlichten. Hernández gewann daraufhin 600.000 Follower. Dies ermöglichte es ihm, während der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen im Juni zu nationaler Bekanntheit zu gelangen.

Die vorläufigen Ergebnisse nach der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl, 19. Juni 2022 in Bogotá, Kolumbien. Der zuvor unbekannte Rodolfo Hernández unterlag nur knapp dem linken Präsidentschaftskandidaten Gustavo Petro. Foto: JOAQUIN SARMIENTO/AFP via Getty Images

Wenn es in Kolumbien passieren kann, kann es auch überall sonst auf der Welt passieren.

Der Parteilinie entsprechend verzerrter Algorithmus

Eine von Experten begutachtete Studie von Zuza Nazaruk aus dem Jahr 2021 ergab, dass der Algorithmus von TikTok bei Themen, die von Peking als sensibel angesehen werden, verzerrt ist. Dazu gehören Falun Gong, das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens, der Völkermord in Xinjiang und der TikTok-Algorithmus selbst.

„Obwohl keines der Themen vollständig zensiert wurde, zeigte der Algorithmus von TikTok Videos, die die Linie der KPC unterstützen, ganz oben in der Suche an, obwohl sie weniger Likes oder ein früheres Veröffentlichungsdatum hatten“, so Nazaruk.

Es gibt keinen guten Grund für die Menschen in den westlichen Staaten zuzulassen, dass TikTok sich zum nächsten großen Star entwickelt. Es gibt viele andere Social-Media-Unternehmen und eine Reihe von aufstrebenden Diensten, die die nächste Anlaufstelle für Millennials sein könnten, die nicht die von Mama und Papa bevorzugten sozialen Medien nutzen wollen.

Biden hob das TikTok-Verbot auf

Jede Generation will sich neu erfinden, was TikTok eine Tür öffnete. Doch wenn die Parlamente der verschiedenen Staaten die App aus Gründen der nationalen Sicherheit verbieten würden, würde die Tür schnell geschlossen.

Die vorherige US-Regierung hatte TikTok mithilfe einer Durchführungsverordnung verboten. Das Verbot wurde jedoch durch zwei Bundesgerichtsurteile blockiert und von der Regierung Biden ganz aufgehoben.

Die Parlamentsabgeordneten sollten einspringen und die Privatsphäre der Nutzer in ihren Ländern schützen. Die einzige Möglichkeit, dies zu tun, besteht darin, sie durch ein Verbot zu anderen, vertrauenswürdigeren Social-Media-Unternehmen zu leiten.

Dies wird auch die nationale Sicherheit der Staaten schützen, indem sichergestellt wird, dass Peking den TikTok-Algorithmus nicht nutzen kann, um die politischen Überzeugungen der Wähler zu beeinflussen.

Die Tatsache, dass die Biden-Administration und der Kongress offenbar Angst haben, TikTok zu verbieten – aus Angst vor dem Zorn der Nutzer und dem Verlust von Wählerstimmen – ist der Beweis dafür, dass das Gesetz notwendig ist. Je länger unsere Demokratie wartet, desto schwieriger wird es sein.

Über den Autor:

Anders Corr ist Politikwissenschaftler und Doktor der Regierungswissenschaften. Er ist Direktor bei Corr Analytics Inc. und Herausgeber der Zeitschrift „Journal of Political Risk“. Außerdem führte er umfangreiche Forschungsarbeiten in Nordamerika, Europa und Asien durch. Seine jüngsten Bücher sind „The Concentration of Power: Institutionalization, Hierarchy, and Hegemony“ (2021) und „Great Powers, Grand Strategies: the New Game in the South China Sea“ (2018).

Dieser Artikel erschien im Original auf The Epoch Times USA unter dem Titel: „Ban China’s TikTok Now“ (deutsche Bearbeitung von as)

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 52, vom 9. Juli 2022.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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