J.E. Rasch: „Plumps!“ oder „Good Luck, Britain!“
Die Trumps und Putins lachen sich derweilen ins Fäustchen. Die Europäer samt Queen, Fish and Chips sind ihnen schon lange ein Dorn im Auge. Am liebsten wäre den Herrn im Kreml und im Weißen Haus, wenn sich die „Brüsseler Spitzen“ wieder nach Hause trollten und wie anno dazumal ihre landesfürstlichen Süppchen kochten.
Das eine oder andere Großherzogtum oder gar Königreich dürfte da ruhig wieder erblühen. Man stelle sich nur Markus Söder vor, im Hermelin, in der sagenhaften Kutsche Ludwigs II., wie er den Kremlherren Wladimir Wladimirowitsch unter dem Jubel des seligen Bayernvolkes zur Eröffnung des Südstranges der Gaspipeline Nord Stream ins Hofbräuhaus begleitet…
Plumps! Wer in der Realität aufschlägt, spürt spätestens beim Aufprall, wie hart die Folgen von Fehlentscheidungen sein können. Selbst wenn sie schon weiter zurückliegen. Theresa May, notabene, spielt jetzt noch dazu eine ziemlich zwielichtige Rolle in dem tragikomischen Stück „Wie es euch gefällt“. Shakespeare hätte natürlich keine Freude an dieser Aufführung gehabt. Die heutigen Darsteller sind schlicht zu schlecht. Ganz zu schweigen von der windigen Inszenierung! Und das Raunen und Gelächter auf den ehrwürdigen Bänken des Unterhauses beschwingt längst auch keinen mehr.
Die unbeschönigte Realität ökonomischer Zwänge im europäischen Geflecht verschlungener Gesetzeswerke und der Druck von der Straße haben die bislang kampfeslustige Dame Theresa gehörig in die Enge getrieben; sie und die Regierung Ihrer Majestät stehen mit dem Rücken an der Wand. Bloß die wird von der anderen Seite gleich auch noch von Schotten auf ihre Durchlässigkeit abgeklopft.
Doch Mitleid ist nicht angebracht. Zumindest nicht für die glücklosen Protagonisten in London. Sie haben so ziemlich alles versiebt, was es in dieser unseligen Causa zu versieben gab. Die Leidtragenden dieses Desasters namens Brexit sind vor allem die Jungen und alle, die wie selbstverständlich intereuropäisch leben, agieren und arbeiten. Doch auch sie sind nicht unschuldig an der Misere.
Zu wenige von ihnen sind beim Referendum 2016 den Urnen fern geblieben. Die damals fleißig für den Brexit votierenden „alten Knochen“, von denen einige inzwischen sogar schon das Zeitliche gesegnet haben dürften, sorgten deshalb für jenes knappe Ergebnis, mit dem keiner wirklich gerechnet hatte. Nun wird geklagt und gezetert: ja, hätten wir, wären wir…
Plumps. Zu spät. Das britische Kind, das ungezogene, sowieso immer vorlaute, unzufriedene, ist wirklich in den Brunnen gefallen. So what! Onkel Jean-Claude, der fröhlich küssende Juncker aus besseren Tagen, wird es nicht mehr herausziehen. Das steht schon mal fest. Mehr aber eben auch nicht.
Die schallende Ohrfeige, die das zuweilen recht unflätig tönende Unterhaus mit seinem „No“ zum ihrem Deal mit der Brüsseler EU-Hautevolee der Frau Premierministerin verabreichte, hat deutliche Spuren hinterlassen, die auch nicht vom abgewendeten Misstrauensvotum ein und derselben, jagdlüsternen Parlamentarier-Meute (um es stilgerecht auszudrücken) getilgt werden dürften.
Die Buchmacher in den Wettbüros sind schon auf alles vorbereitet. Je früher Theresa May aus Downing Street No.10 auszieht, umso höher könnten die Gewinn-Chargen sein. Oder ist es doch umgekehrt?
Nun beklagen ausgerechnet die Briten – zumindest schon mehrheitlich – dass sie sich mit Theresa May, deren eher unbeholfenen Tanzschwünge beim Parteitag exemplarisch für ihre „Inkompetenz“ in vielen Dingen gesehen wurden, die eben genau falsche Regierungschefin eingehandelt haben könnten.
Das klingt „periodisch“ – als ob da schon wieder viele Verängstigte pfeifend durch den Wald liefen…
Good Luck, Britain!
Der Autor: Joseph-Emich Rasch – Jahrgang 1953 – ist Linguist, Dramaturg und Kolumnist, schrieb und inszenierte diverse Theaterstücke sowie zahlreiche Satire-Programme, wandte sich im vergangenen Jahrzehnt vermehrt der Analytischen Philosophie zu. Er ist Dozent für Kommunikation, Rhetorik und Dialektik.
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