Woran man „Rechte“ erkennen kann

Gehen Sie gerne mit Freunden wandern? Verzichten Sie auf Selbstbefriedigung? Haben Sie Ihre kleinen Kinder gut erzogen? Zählen Sie sich zur Mitte der Gesellschaft? Dann machen Sie sich schon verdächtig, wenn es nach der Amadeu Antonio Stiftung, der „Zeit“ und der Apothekenzeitung „Baby und Familie“ geht.
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Ein Wanderer beim Waldspaziergang.Foto: iStock
Von 2. Februar 2023


Was zeichnet einen Menschen eigentlich als „rechts“ aus? Der Kabarettist Nikolai Binner hat sich dem Thema auf seinem YouTube-Kanal angenommen – und einige ältere Beispiele zutage gefördert für das, was manche Medienvertreter als Warnsignal betrachten.

So hatte die „Zeit“ bereits am 20. Mai 2022 einen Artikel veröffentlicht, in dem der Autor Timo Büchner „Neonazis“ vorwarf, gerne zusammen im Wald spazieren zu gehen.

„Wandern hat in der extremen Rechten eine lange Tradition“

Büchners Kritik richtete sich gegen die vermeintlichen Motive der Wanderer. Diese huldigten nämlich einem „bizarren Ahnenkult“, ließ Büchner seine Leser gleich im Vorspann wissen. Konkret erwähnte der Artikel unter anderen die „Deutschen Wanderfalken“. Diese „rechtsextreme“ Gruppe habe sich gegen „Trägheit, Genusssucht, Völlerei“ und „Konsumsucht“ als „Unwerte“ ausgesprochen. Außerdem habe das „Wandern […] in der extremen Rechten eine lange Tradition“, denn „rechte Wanderer“ stellten sich auch „in die Tradition der Hitlerjugend“, erfährt man im „Zeit“-Artikel.

Ein fleißiger und sparsamer Mensch, der sich gesund und maßvoll ernährt und im Wald wohlfühlt, wäre damit schon verdächtig. Das sieht offenbar auch die „Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz (FARN) des Verbands NaturFreunde Deutschlands“ so. Laut Büchner habe „FARN“ erkannt, dass der Wald „eine Projektionsfläche für modernitätskritische, nationalistische, rassistische und biologistische Ideologien“ biete.

Enthaltsamkeit als rechtes Ideal

Auch der Verzicht auf Pornografie und Masturbation ist „rechts“, wenn man der „Belltower“-Autorin Veronika Kracher folgen mag. Sie kritisierte die „Junge Alternative“ (JA), die Jugendorganisation der AfD, schon vor einiger Zeit dafür, dass diese mit den Idealen der US-amerikanischen Männerbewegung „NoFap“ („Nicht onanieren“) sympathisiere. Denn für die „radikale bis extreme Rechte“ habe „der aufrechte Soldat für das deutsche Vaterland“ auf Selbstbefriedigung zu verzichten, interpretiert Kracher die Empfehlungen zur Enthaltsamkeit.

Sie untermauerte ihre These unter anderem mit dem Hinweis auf den bayerischen AfD-Kommunalpolitiker Thomas Richard Deutscher, der auf Facebook ein kurzes Plädoyer gegen Masturbation und Pornografie veröffentlicht hatte. Die „Süddeutsche Zeitung“  hatte in ähnlichem Ton ebenfalls über den Fall berichtet. Sowohl der „Belltower“- als auch der SZ-Artikel lehnen den einschlägigen Verzicht im Sinne des AfD-Anhängers mit Verweis auf die „Wissenschaft“ ab.

Eine Studie des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung aus dem Jahr 2014 belegt hingegen durchaus einen Zusammenhang zwischen Pornokonsum und schädlichen Wirkungen auf die Gehirnstruktur. Die Junge Alternative wird inzwischen vom Verfassungsschutz als „Verdachtsfall“ eingestuft. Der Comedian Nikolai Binner äußert sich hierzu in einem Video auf YouTube.

Der Kindergarten als Hort des Bösen

Bei „Belltower“ handelt es sich übrigens um eine Publikationsplattform der mit Steuergeldern geförderten Amadeu Antonio Stiftung (AAS). Deren „Fachstelle Gender und Rechtsextremismus“ hatte schon im Herbst 2018 eine 60-seitige Broschüre mit dem Titel „Ene, mene, muh – und raus bist du!“ (PDF-Datei) herausgebracht, in der vor „rechtspopulistischen Äußerungen von Eltern oder Erzieher*innen“ in Kindertagesstätten gewarnt wurde.

Das hatte der Amadeu Antonio Stiftung den Vorwurf eingebracht, „Mädchen mit Zöpfen als potenziell völkisch bezeichnet“ zu haben. Doch die Stiftung wehrte sich: „Nirgendwo werden Mädchen mit Zöpfen unter generellen Rechtsextremismus-Verdacht gestellt. Also keine Sorge, Sie dürfen Ihren Töchtern und Söhnen auch weiterhin Zöpfe flechten und Kleider anziehen :-)“, stellte die AAS doppeldeutig-gönnerhaft klar.

Kinder als Geheimnis- und Codeträger

Einen ähnlichen Ansatz hatte bereits die Apothekerzeitung „Baby und Familie“ (PDF-Datei) 2016 verfolgt, um ganz im Sinne der AAS auf die „Gefahr von rechts“ in Kitas hinzuweisen. Damals gab die Erziehungswissenschaftlerin Dr. Heike Radvan, Leiterin der bereits erwähnten AAS-Fachstelle „Gender und Rechtsextremismus“, dem „Baby und Familie“-Blatt den Tipp, darauf zu achten, ob Kinder „sehr still oder sehr gehorsam sind“. Denn Kinder „rechter Eltern“ seien „meist von klein auf daran gewöhnt, ihr Familienleben und ihren Alltag geheim zu halten“.

Die Berliner Diplom-Sozialarbeiterin Eva Prausner riet im selben Artikel, darauf zu achten, ob Kinder „vielleicht bestimmte Kleidermarken“ trügen, „die Rechten als Zeichen dienen“. Sie empfahl in „Baby und Familie“, das Fehlen amerikanischer Schriftzüge auf der Kleidung kleiner Jungen oder „akkurat geflochtene Zöpfe und lange Röcke“ bei Mädchen als mögliches Warnsignal wahrzunehmen.

Obacht bei engagierten Eltern!

Illustriert wurde der Text mit gezeichneten Skizzen von blonden Kindern und Eltern. Bedenklich wird es nach Ansicht der Frankfurter Soziologin Prof. Michaela Köttig auch, wenn man es in einer Kita mit „netten“ und „engagierten Eltern“ zu tun bekommt, die „persönliche Beziehungen“ aufbauten und „gerne Ämter im Elternbeirat“ übernähmen.

„Im schlimmsten Fall“ würden solche Eltern „Unterstützung bekommen“ und „nicht mehr ausgegrenzt“ werden, selbst wenn sie irgendwann ihre „Gesinnung“ zum Ausdruck brächten, fürchtet wiederum Eva Prausner.

„Rechts-sein hat viele Formen“, das wird gleich zu Beginn des „Baby und Familie“-Artikels klargestellt. „Die Abgrenzung, was extrem ist und was nicht, ist schwierig. Tatsache ist, dass diese Gesinnung in der Mitte der Gesellschaft ihren Ursprung hat“, warnt Soziologin Köttig, und die treffe man „eben auch auf dem Spielplatz oder in der Kita“.

Wenn Rechte Fitnessstudios unterwandern

Doch zurück zu „rechten“ Männern. Um solche könnte es sich nach den Recherchen von Nikolai Binner potenziell auch dann handeln, wenn sie „körperliche Fitness“ in Studios oder beim Kampfsport anstrebten. Davor nämlich hatte der amerikanische Sender MSNBC am 22. März 2022 in einem Artikel über Telegram-Chatgruppen („Pandemic fitness trends have gone extreme – literally“) gewarnt.

Träger rechten Gedankenguts und Kraftsportler besäßen zuweilen eine gemeinsame „Schnittmenge von Extremismus und Fitness“, die dann „zu einer gemeinsamen Obsession mit dem männlichen Körper, Training, Männlichkeit, Testosteron, Kraft und Wettkampf“ führe. Auch „der Bereich der Online-Fitness“ biete „einen neuen und ständig wachsenden Markt, um junge Männer zu erreichen und zu radikalisieren“.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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