Schlusslicht: Nach Rezession im zweiten Quartal liegt Deutschland am unteren Ende der Eurozone

Die deutsche Wirtschaftsleistung hat sich im zweiten Quartal etwas abgeschwächt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland ist im zweiten Quartal 2019 preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,1 Prozent niedriger gewesen als im Vorquartal. Damit liegt Deutschland auch auf dem letzten Platz in der Eurozone. Ungarn, Litauen und Finnland liegen in der Eurostat-Wertung voran.
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Foto: Maurizio Gambarini/dpa (Symbolbild)
Von 14. August 2019

Die deutsche Wirtschaftsleistung hat sich im zweiten Quartal etwas abgeschwächt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging zwischen April und Juni um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zurück, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte. Im ersten Quartal war die deutsche Wirtschaft noch um 0,4 Prozent gewachsen.

Daneben wurde mehr investiert als im ersten Quartal, wobei die Bauinvestitionen rückläufig waren, so das Statistikamt weiter. Gebremst wurde das Wachstum von der Außenwirtschaft, wie die Statistiker mitteilten. Demnach gingen die Exporte im Vergleich zum Vorquartal stärker zurück als die Importe. Positive Impulse kamen aus dem Inland, sowohl die privaten als auch die staatlichen Konsumausgaben waren im zweiten Quartal höher als zu Jahresbeginn. Außerdem wurde mehr investiert.

Das reale Wirtschaftswachstum stagnierte indes im Vergleich zum Vorjahr, wie das Bundesamt weiter mitteilte. Bereinigt um den Kalendereffekt ergibt sich ein Anstieg um 0,4 Prozent, da im zweiten Quartal 2019 ein Arbeitstag weniger zur Verfügung stand als ein Jahr zuvor.

„Konjunkturschwäche, aber noch keine Rezession“

Im ersten Quartal 2019 hatte das reale BIP um 0,8 Prozent (kalenderbereinigt: 0,9 Prozent) höher gelegen als im Vorjahresquartal. Die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal 2019 wurde von 45,2 Millionen Erwerbstätigen erbracht, das waren 435 000 Personen oder 1,0 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, so das Bundesamt.

Die Exportnation Deutschland sieht sich mit Herausforderungen eines schwächeren globalen Wachstums konfrontiert. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erklärte zu den Zahlen, die deutschen Unternehmen seien nach dem guten Jahresstart nun „in der harten konjunkturellen Realität angekommen“. Die internationalen Handelskonflikte, Unsicherheiten in zentralen Regionen der Ölversorgung sowie ein noch immer ungelöster Brexit hinterließen „deutliche Spuren“.

„Wir sind in einer Konjunkturschwäche, aber noch nicht in einer Rezession“, versucht Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in einer ersten Reaktion gegenüber der „Bild“-Zeitung zu beruhigen. „Die können wir verhindern, wenn wir die richtigen Maßnahmen ergreifen.“

Altmaier macht schwieriges Umfeld verantwortlich

Der Minister macht vor allem das internationale Umfeld für die Entwicklung verantwortlich. „Die schwelenden Handelskonflikte fordern ihren Tribut – und das bekommt die exportorientierte deutsche Industrie besonders zu spüren“, erklärt Altmaier. Dazu kämen eine generell abgekühlte Weltwirtschaft, der Handelskonflikt zwischen den USA und der Volksrepublik China sowie die ungewisse Entwicklung im Zusammenhang mit dem Brexit.

Allerdings deuten die Zahlen zum Teil auch auf hausgemachte Faktoren hin, die zur Folge haben, dass Deutschland, in früheren Zeiten noch Wachstumsmotor innerhalb Europas, auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern besonders schlecht abschneidet.

Mit seinem Minuswachstum liegt Deutschland nun auch in der Eurozone insgesamt auf dem letzten Platz. Wie die „Welt“ berichtet, ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) innerhalb der gesamten Eurozone zwar auf niedrigem Niveau, aber doch gewachsen. In Frankreich hat das BIP in der Zeit von April bis Juni um 0,2 Prozent zugelegt, in Spanien um 0,5 Prozent. Die exportmäßig ähnlich strukturierten Niederlande konnten sich ebenfalls zumindest im Plusbereich halten, Italien stagniert – trotz anhaltender Regierungskrisen, von denen das zweite Quartal gekennzeichnet war.

Altmaier spricht von Entlastung – andere von der CO2-Steuer

Insgesamt wuchs die Eurozone dem Statistikamt Eurostat zufolge gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent, wobei neben Deutschland auch Großbritannien und Schweden eine rückläufige Entwicklung im BIP zu verzeichnen hatten.

In Ungarn hingegen war ein Wachstum von 1,1 Prozent gegenüber Januar bis März 2019 zu verzeichnen, gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es gar 5,1 Prozent (Deutschland: 0,4). Auch Litauen und Finnland (plus 0,9 gegenüber dem ersten Quartal) sowie Polen, Lettland und Dänemark schnitten weit überdurchschnittlich ab.

Altmaier hat nun angekündigt, Unternehmen entlasten zu wollen, insbesondere den Mittelstand, aus dem in den vergangenen Monaten mehrfach Kritik an seiner Amtsführung und seinen strategischen Schwerpunkten gekommen war. Die Rede ist nun gegenüber „Bild“ von Entlastungen bei der Körperschaftsteuer und einem klaren Fahrplan für die vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlages in der kommenden Legislaturperiode.

Zuletzt waren aus der Bundesregierung insgesamt und auch aus seiner eigenen Partei jedoch andere Signale gekommen. Neben einer CO2-Steuer, die immer noch nicht vom Tisch ist, könnte auch eine Abkehr von der Schuldenbremse unter dem Banner des „Klimaschutzes“ für zusätzliche Unsicherheit in der Wirtschaft sorgen.

(Mit Material von AFP und dts)

 

 

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