Warten auf die große Aufarbeitung

Nur wenige Verantwortliche der deutschen Corona-Politik haben bisher Fehler eingeräumt oder gar um Verzeihung gebeten. Doch der Ruf nach Aufarbeitung der offensichtlichen Verfehlungen wird lauter: Viele Schäden lassen sich nicht mehr kleinreden.
Titelbild
Corona-Proteste in Berlin am 28. März 2021.Foto: Carsten Koall/Getty Images
Von 7. Dezember 2022


„Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen.“ Dieser Satz des damals amtierenden Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) gehört zu den bekanntesten Sätzen eines Spitzenpolitikers zu Beginn der Corona-Krise. Er stammt vom 22. April 2020 und fiel während einer Regierungsbefragung im Bundestag.

Rechtfertigungsgründe

Doch es hat nicht „ein paar Monate“ gedauert, sondern fast zweieinhalb Jahre, bis das Thema wieder aufploppt. Spahn selbst brachte es erneut aufs Tapet, als am 22. September 2022 sein zusammen mit Olaf Köhne und Peter Käfferlein geschriebenes Buch „Wir werden einander viel verzeihen müssen. Wie die Pandemie uns verändert hat – und was sie uns für die Zukunft lehrt. Innenansichten einer Krise“ (Heyne Verlag, 22 Euro) auf den Markt kam.

Das Buch enthält viele Handlungsrechtfertigungen, nach dem Motto „Hinterher ist man immer schlauer“: Wer hätte schon wissen können, dass all die Grundrechtseinschränkungen, Kontaktverbote, Isolierungen von Pflegebedürftigen, Lockdowns, Schulschließungen und Diskriminierungen Ungeimpfter zu schweren gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Problemen führen könnten?

„Nicht gegenseitig aufrechnen“

Ähnliche Töne schlug wenig später Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) an: „Es war nicht notwendig […], diese Schulen zuzumachen, Kindergärten zuzumachen, die Bundesnotbremse war nicht notwendig. Da sind in dieser Zeit sehr, sehr viele Ungerechtigkeiten passiert; sehr viele Entscheidungen, die man heute anders treffen würde“.

Man könne die Dinge zwar „nicht ungeschehen machen“, aber man könne „offen drüber reden“ und versuchen, „auch ein Stück weit nach vorn zu leben, dann diese Fehler nicht nochmal zu machen und sich’s vielleicht auch nicht so gegenseitig aufzurechnen“, sagte Kretschmer.

Empörung in sozialen Netzwerken

Jenen, die unter anderem unter den von Spahn und Kretschmer erlassenen Verordnungen zu leiden hatten und zum Teil noch immer zu leiden haben, stoßen vor allem die Worte „einander“ und „gegenseitig“ sauer auf.

Denn wegen welcher Verfehlung, wegen welcher Schuld sollen nun ausgerechnet diese Menschen um Verzeihung bitten? „Ein gegenseitiges Aufrechnen ist gar nicht möglich, da es ein einseitiges Niedermachen war“, schreibt beispielsweise „rp kuster“ auf Twitter.

Und der User „slender-billed whalebird“ stellt klar: „Es geht nicht darum, dass eine Entscheidung sich rückblickend als schlecht erwiesen hat. Es geht darum, mit welcher Impertinenz völlig beratungsresistent auf die alleinige Deutungshoheit insistiert wurde. Dabei wurden Existenzen vernichtet.“

Die Haftungsfrage

So oder so ähnlich sehen es auch viele Leidtragende und Kritiker der deutschen Corona-Politik. Die Verantwortlichen seien endlich zur Verantwortung zu ziehen, meinen beispielsweise auch jene Demonstranten, die bundesweit Woche für Woche gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße gehen.

Es müsse Schluss sein mit der Schwamm-Drüber-Rhetorik – allein schon, um eine Wiederholung zu verhindern. Eine Aufarbeitung der Ereignisse müsse schnellstmöglich stattfinden.

Durchaus auch im strafrechtlichen Sinn – Stichwort Haftung, Stichwort Entschädigung. Denn dass die breite Palette an „Corona-Maßnahmen“ – vom Maskenzwang über Lockdowns bis zum lange Zeit allgegenwärtigen Impfdruck, den die Politik, die Medien, die Justiz, die Kirchen, die Gewerkschaften, das Gesundheitswesen und die Betriebskrisenstäbe ausgearbeitet und durchgesetzt hatten, nicht folgenlos blieben, lässt sich inzwischen nicht mehr verheimlichen.

Impfschäden „hinreichend nachgewiesen“

Beispiel Impfung: „Der Zusammenhang zwischen den COVID-19-mRNA-Impfungen und Blutgerinnseln, Herzmuskelentzündungen, Herzinfarkten und Schlaganfällen“ sei inzwischen „hinreichend nachgewiesen“, bestätigte jüngst nach Angaben des Online-Portals „Philosophia-Perennis“ der britische Onkologe Dr. Angus Dalgleish von der St. George’s University of London im British Medical Journal.

Und für den Pathologen Dr. Ryan Cole seien die bislang erworbenen Erkenntnisse „Grund genug, das Impfprogramm zu stoppen“. Denn seine Datenauswertung lasse den Schluss zu, dass die mRNA-Impfstoffe „das Immunsystem stören“ und „die seltsamsten Krebsarten und Krebsarten, die wir in Schach halten und behandeln konnten, sich wie ein Lauffeuer ausbreiten“.

ZDF mit impfkritischem Beitrag

Während der „Mitteldeutsche Rundfunk“ schon seit Wochen kritische Berichte über Erkrankungen und Todesfälle infolge einer mRNA-Impfung ausstrahlt, veröffentlichte nun auch das ZDF kürzlich einen Beitrag über Gesundheitsschäden, die aufgrund von „Impfnebenwirkungen“ entstehen können.

Im Mittelpunkt des Films „Fatigue-Syndrom, Durchblutungsstörungen: Wie Menschen unter Impfnebenwirkungen leiden“ stehen die Erfahrungen der jungen Schauspielerin Felicia Binger. Sie hatte sich im Mai 2021 eine mRNA-Spritze geben lassen. Obwohl nie positiv getestet, erkrankte Binger danach so schwer, dass sie ihrem Beruf nicht mehr nachgehen kann. Sie teilt ihr Schicksal inzwischen mit Tausenden Betroffenen, für die die Long-COVID-Spezialambulanz der Universitätsklinik Marburg hierzulande eine der ganz wenigen Anlaufstellen ist, die bei der Frage nach Impfnebenwirkungen nicht abwinken.

Zeit für eine neue Corona-Debatte

Für eine Aufarbeitung solcher und ähnlicher Folgen der bundesdeutschen Corona-Politik sei es höchste Zeit, meint auch die „Berliner Zeitung“. Am 4. Dezember erschien unter dem Titel „Der Staat sollte sich bei den Ungeimpften entschuldigen!“ ein Artikel, in dem die Verfasserin Jessica Hamed „einen Dialog über das Unrecht, das Kritikern der Corona-Maßnahmen angetan wurde“, fordert. Der Text ist Teil einer Serie, über die die „Berliner Zeitung“ den öffentlichen Diskurs aus der Tabuzone holen will.

Wider das Vergessen sind auch die Autoren Markus Klöckner und Jens Wernicke unterwegs: In ihrem aktuellen Buch „Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen. Das Corona-Unrecht und seine Täter“ (Rubikon Verlag, 20 Euro) erörtern sie dutzende despektierliche Aussagen, die unter anderem Politiker, Mediziner und Medienvertreter gemacht hatten, um den Widerstand der impfskeptischen Menschen zu brechen. Auch sie fordern, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Bislang aber bleiben die Entschuldigungsversuche wie jene von Spahn und Kretschmer und auch die Appelle der meisten Medien für eine Aufarbeitung der Corona-Krise seltene Pflänzchen im deutschen Blätterwald.

Von der überwältigenden Mehrheit jener Politikerinnen und Politiker, denen die Maßnahmen nicht streng genug sein konnten und die sich nicht scheuten, Teile der Bevölkerung vor laufenden Kameras zu diffamieren, ist in dieser Richtung noch nicht viel gekommen.

Stellvertretend für die Reaktion der vielen Involvierten sei beispielsweise der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) genannt, der die inzwischen als verfassungswidrig eingestuften Ausgangssperren vom April 2020 „auch im Rückblick als verantwortbar und richtig“ betrachtet, wie der „Bayerische Rundfunk“ berichtet.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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