So macht Reisen wieder Spaß!

Schauen Sie endlich mal wieder auf von Whats App, Computer und Co. und interagieren Sie mit der realen Welt und den Menschen um sie herum. Das ist wirklich sehr viel gesünder und inspirierender als die moderne Technik. Ein Interview mit Reiseschriftsteller Seth Kugel.
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Weg von der modernen Technik und rein ins reale Leben - So macht Reisen wieder Spaß.Foto: iStock
Epoch Times2. April 2019

Von 2010 bis 2016 reiste Seth Kugel um die ganze Welt und schrieb die „Frugal Traveller Kolumne“ für die New York Times. Er hat gerade ein Buch mit dem Titel „Rediscovering Travel: A Guide for the Globally Curious“ (= Reisen wiederentdecken: Ein Leitfaden für global Neugierige) (WW Norton & Co, $ 26,95) herausgebracht, in dem er die Weltenbummler dazu auffordert, die Freuden des Reisens wiederzuentdecken.

Weg von der modernen Technik und rein ins reale Leben

Wir wissen möglicherweise bereits, dass wir zu viel Zeit mit unseren technischen Geräten verbringen. Seth Kugel erinnert sich noch ganz genau an das Reisen, bevor all die Computer und Handys unser Leben bestimmten. Er erinnert an all die überraschenden Möglichkeiten, die auf Sie warten: An den Spaß, ungeplante Stunden und Tagen die Sie wieder nachgehen könnten. Einziger Knackpunkt: Sie müssen sich aufraffen und sich selbst vertrauen können.

Epoche Times interviewte Seth Kugel, um ihn nach unserer übermäßigen Abhängigkeit von Smartphones zu fragen. Er gab uns Tipps, wie man die Entdeckung auf Reisen wieder erlernen könnte und wie man es schafft, zwischen Spontanität und einem durchgeplanten Arbeitstag zu balancieren.

Weg von der modernen Technik und rein ins reale Leben. Foto: iStock

Epoch Times: Wann und wie haben Sie zum ersten Mal erkannt, dass die Menschen selbst im Urlaub zu abhängig von ihren Smartphones wurden?

Seth Kugel: Irgendwann 2011 saß ich in der Nähe eines Paares in einer Hotellobby und bekam unweigerlich mit, wie sie ihren Tag minutiös durchplanten. Ich kann mich nicht erinnern, wo wir waren, aber ich denke, es war die Karibik, weil alle Shorts und Flip-Flops trugen, vielleicht war es in Puerto Rico. Sie saßen vor einem Tablet und lasen die Nutzerberichte durch, um zu planen, wo sie was an diesem Tag essen würden.

Ich erinnere mich, wie ich dachte: Was ist das? Warum verwenden sie keinen von Experten erstellten Reiseführer? Warum vertrauen sie fremden Leuten, warum haben sie das nicht alles vorher online geplant, bevor sie abreisten? Oder warum fragen sie nicht die anderen Reisenden, die schon eine Weile in der Stadt sind? Oder: Warum gehen sie nicht einfach herum und schauen sich Menüs an und sehen, welche Orte von Einheimischen überfüllt sind? Das sind meistens die besten Lokale!

Es ist komisch, dass mich das überrascht hat, denn nur wenige Jahre später sollte das völlig normal sein. Keine Notwendigkeit, dies im Hotelzimmer zu tun, da die meisten Reisenden jetzt auf die eine oder andere Weise überall und zu jeder Zeit mit mobilen Daten verbunden sind. Es gibt sogar Apps, die Sie anpiepsen, wenn Sie sich in der Nähe von etwas befinden, von dem diese App glaubt, dass Sie das interessant finden könnten.

Machen Sie sich frei von Smartphone und Co. und greifen Sie lieber auf gedruckte Reiseführer und Karten zurück. Foto: iStock

„Leider haben unsere Telefone das Schlimmste in uns hervorgebracht.“

Es liegt in der Natur des Menschen, sich unbequem zu fühlen, sich Fremden zu nähern, in unbekannten Städten und Ländern herumzuwandern oder Risiken einzugehen – aber genau das macht Reisen doch wieder interessanter. Unser Instinkt besteht heute daraus, sich auf unser Telefon zu verlassen. Aber Reisen ist besser, wenn wir uns auf die Welt um uns verlassen, die wesentlich größer und interessanter ist.

Eine weitere große Lektion kam zwei Jahre später in Santiago de Chile. Google Maps für iOS war erst ein Jahr auf dem Markt und ich habe es regelmäßig zu Hause verwendet. Aber in Santiago hat die App gestreikt. Es wusste nicht, wo sich irgendetwas befand. Also kaufte ich nach einem Tag einen ganz üblichen Stadtplan mit einer großen, reißfesten Papierkarte der Stadt. Ich habe es mit den Plänen des Tages markiert, die ich mir so vorgenommen hatte.

Innerhalb weniger Stunden fühlte ich mich in der Stadt wie Zuhause. Ich kannte die wichtigsten Plätze und hatte nicht mehr das Gefühl, dass ich willkürlich den Anweisungen eines GPS-Systems folgte. Mein Gehirn schien wieder neu und selbstständig arbeiten und denken zu können. Das ist übrigens keine grandiose Entdeckung von mir. Ich habe Artikel von Neurologen gelesen, die genau diesen Fakt bestätigen, das Karten-Apps Ihr Gehirn daran hindern, eigenständig mentale Karten zu erstellen und sich selbst zu navigieren.

Karte statt App, Selbstbestimmung statt Fernsteuerung. Foto: iStock

Wenn Sie einen Reiseführer schreiben müssten, um die Entdeckungsmöglichkeiten zu maximieren, welche Informationen würden Sie hinzufügen und welche würden Sie weglassen?

Ich würde einen langen Abschnitt über kulturelle Unterschiede mit aufnehmen. Wie interagieren hier die Menschen miteinander? Was sind die richtigen Grüße, die die Menschen sich wohlfühlen lassen? Wie offen sind sie für Ausländer? Worüber reden sie gerne? Wir New Yorker werden oft dafür kritisiert, dass wir ständig über Arbeit reden. Aber es wäre nützlich für Reisende aus Brasilien – die nach dem Verlassen des Büros nie über die Arbeit reden – zu wissen, wie man einen New Yorker fragt, was er beruflich macht. Denn das wäre ein guter Weg, das Eis zu brechen.

Es wäre hilfreich zu wissen, dass wir uns in einigen Teilen der Welt sofort nach der Familie erkundigen sollten oder nach dem Ort, an dem die Menschen in die Kirche gehen. Ich würde sicher auch ausführlich darüber schreiben, wie man sicher bleibt und in welchen Stadtteilen man sich aufhalten kann und welche Bereiche man lieber meiden sollte.

Selfies sind die modernen Nachfolger von Postkarten. Foto: Franziska Kraufmann/dpa

Dann würde ich das mitaufnehmen, was ich in meinen Reiseartikeln mache. Ich schreibe über eine Vielzahl von Orten, die das darstellen, was die Stadt zu bieten hat. Wenn es in Paris eine wunderbare Sache ist, Vorräte in einem Käsegeschäft und in einer Bäckerei zu kaufen und auf einem Platz oder in einem Park zu essen, dann würde ich einige besonders gute Orte dafür auswählen. Aber ich möchte betonen, dass man das eben auch überall machen kann.

Ich würde auch über die weniger bekannten Dinge berichten. Kennen die Leute z. B. die Rolle des Eiffelturms in der Geschichte des Selfies? Nun, der Eiffelturm erschien auf den ersten Postkarten, die jemals verschickt wurden. Dies waren die ersten Bilder, die Reisende nach Hause schickten, um zu sagen „Schau, wo ich bin“. Das Selfie ist ein direkter Nachkomme.

Welche Tipps gibt es für eine gute Balance zwischen spontan und geplant?

Einige Dinge müssen geplant werden. Sie schwimmen nicht einfach nur durch den Amazonas hindurch oder streicheln die Piranhas und besuchen dann ein indigenes Reservat. Sie können nicht in New York auftauchen, um zur Krone der Freiheitsstatue eskortiert zu werden. Es ist Monate im Voraus gebucht! Die erste Priorität ist also die Planung und Reservierung der Dinge, die geplant und reserviert werden müssen.

Wenn sich die Reise nähert, können Sie eine große Liste anderer Orte erstellen, die Sie gerne sehen möchten. Ich empfehle, dies nicht nur aus Reiseführern, sondern durch Googling-Themen („Beste Hot Dogs in Chicago“) zu machen, und dann auf die dritte oder vierte Ergebnisseite zu gehen. So überspringt man alle TripAdvisor-Listen und findet einige wirklich lustige Artikel. Ich hoffe jedoch auch auf den gerade erschienenen neuen TripAdvisor, der versucht, Sie und Ihre Vorlieben zu kennen. Ich bin nicht ganz gegen TripAdvisor, es gibt auch Vorteile, die man sich zu Nutzen machen kann.

Die ersten Schritte einer Reiseplanung gehen nicht ohne moderne Technik. Foto: Jens Kalaene/Archiv/dpa

„Die besten Reisetage sind die, die nicht wie geplant verlaufen.“

Wenn Sie eine große Liste haben, planen Sie jeden Morgen den Tag vor. Ermitteln Sie, was wo ist und was von wo aus bequemer zu erreichen ist. Dann gehen Sie los. Aber hier ist das Wichtigste: Jedes Mal, wenn etwas aus der Ferne ansprechend erscheint, sollten Sie Ihre geplante Reiseroute aufgeben.

Sie sehen vielleicht dann nur einen Ort, aber Sie kommen vielleicht auch in ein interessantes Gespräch mit einem Einheimischen oder einem anderen Reisenden, der wiederum etwas anderes empfehlen könnte. Die besten Reisetage sind die, die nicht wie geplant verlaufen.

Ich empfehle auch, einen Tag auf alles zu verzichten, um einfach nur loszuziehen. Es kann zu Fuß sein, wenn Sie sich in einer Stadt befinden, in der dies möglich ist – wählen Sie hierfür eine Umgebung mit traditionellen Attraktionen aus – oder in einem Auto, wenn Sie weiter Touren planen. Fahren Sie dazu am besten auf Landstraßen und nicht auf Autobahnen.

Wenn Sie etwas entdecken wollen, fahren Sie am besten auf Landstraßen und nicht auf Autobahnen. Foto: iStock

Mit Spontanität zur perfekten Reise

Wenn Sie (oder jemand, mit dem Sie unterwegs sind) sich mit all dem unwohl fühlen, wählen Sie ein nicht so weites Ziel aus – einen Bauernhof, ein Restaurant, eine Kirche oder was auch immer. Aber, machen Sie sich auf den Weg dorthin auf mit dem Vorhaben, nicht um jeden Preis dort anzukommen. Denn dann würden Sie wiederum etwas verpassen, weil Sie nicht mit offen Augen reisen.

Ich fragte einen Tango-Instruktor, den ich in Buenos Aires traf, welche Gegend die beste wäre, die nicht üblicherweise von Touristen aufgesucht wurden. Er sagte, „Villa Crespo“. Jemand anderes hatte eine Pizzeria namens „La Mezzeta“ empfohlen. Also holte ich eine Karte heraus, zeichnete einen Weg von meinem Hotel zur „Villa Crespo“ nach „La Mezzeta“ und machte mich auf den Weg. Es war mein schönster Tag in der Stadt. Und der beste Abend auch, als der Tango-Lehrer mich zu einem Blind Date verabredet hatte.

Übersetzt und bearbeitet von Jacqueline Roussety

Quelle: How to Make Travel Fun Again



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