Die Macht des Erziehers: Manipulation im Klassenzimmer

Erziehung dient einerseits dem Erhalt von Moral und Kultur und andererseits dem Erwerb von Kompetenzen. Doch was passiert, wenn nicht genug weise Lehrer vorhanden sind? Es beginnt die Gehirnwäsche im Klassenzimmer - eine altbewährte Strategie wie Aufzeichnungen aus dem alten Ägypten zeigen.
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Die Schreiberzunft hatte viel Einfluss im alten Ägypten, aber die quantitative Ausbildung an charakterlichen Stärken führte zur Korruption und Diebstahl.Foto: iStock
Von 17. November 2019

Wo liegen die Anfänge der Schulen? Der Unterricht in Schulklassen im alten Ägypten begann ca. ab 2135 v. Chr.. Der davor übliche Einzelunterricht konnte dem Bedarf an Beamten im alten Ägypten nicht mehr nachkommen. Somit erwarben Kinder ihr Grundwissen und ihre Fähigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen in Großgruppen.

Durch die Wandlung des Einzelunterrichts zum Schulbetrieb musste die Wissensweitergabe in ein straffes, technisch wie auch ethisch durchgeformtes Konstrukt gebracht werden.

Jüngere Schüler wurden in Höfen unterrichtet, ältere gingen in eine Schreiberschule, in ein „Haus des Lebens“. Dort wurde neben Schreiben und Lesen auch Geometrie und Astronomie unterrichtet. Später folgte Geografie, Medizin, Rechtskunde, Verwaltungswesen sowie Religion und bei Gelegenheit auch Traumdeutung.

Eine abgeschlossene Schreiberausbildung öffnete im alten Ägypten praktisch die Tore zur Elite. Berufen wie Arzt, Priester aber auch jener eines hochrangigen Militärangehörigen lag die Schreiberausbildung voraus.

Der Beruf des Schreibers

Trotzdem besuchten nur drei bis vier Prozent der altägyptischen Bevölkerung die Schule. Für die restliche und meist talentlose Nachkommenschaft war die Schulausbildung überflüssig. Sie fügten sich den Pflichten, wie der Familien- und Haushaltsführung und der Landwirtschaft.

Schreiber waren in der ägyptischen Gesellschaft privilegiert. Ihnen wurde viel Verantwortung zugetragen und aus Sicht der Ägypter war dies ein sehr erstrebenswerter Beruf. Mit einer abgeschlossenen Schreiberausbildung konnte jeder Bürger mit Talent im Lesen und Schreiben eine Beamtenstelle erlangen.

Manipulation der Schüler – Propaganda im alten Ägypten

Zur Zeit des Neuen Reichs stieg der Bedarf an Schreibkundigen, deshalb wurde die Ausbildung der Schreiber reformiert. Zwecks Bedarfsdeckung gab es „Kürzungen“ bei der Weitergabe von traditionellen Wertvorstellungen und somit bei der Ausbildung des Charakters. Stattdessen wurde dem praktischen Teil, dem Schreiben und Lesen, mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Es war das erste Mal, das dokumentiert wurde, wie sich der Unterricht dem staatlichen Bedarf unterordnete.

Die Ausbildung in Tugendhaftigkeit, Anstand und Ausdauer wurden zur Nebensächlichkeit. Respekt und Gehorsamkeit waren stattdessen oft erörterte Themen im Unterricht.

Lehrer wiederholten oftmals, wie vorteilhaft das – wenn auch eintönige – Leben eines Verwaltungsbeamten sei. Der Zweck war, das Leben eines Soldaten und Landmanns zu verschmähen, ebenso wie jenes des Handwerkers, Fischers oder Schiffers.

Die „Schreiberzunft“ war offensichtlich besorgt gewesen, nicht ausreichend Nachwuchs zu bekommen. Um den Rückgang von Schreibern Einhalt zu gewähren, wurde das gesellschaftliche Ansehen des Berufsstandes durch staatliche Propaganda angehoben. Es wurden großspurige Lobeshymnen niedergeschrieben, welche den Berufszweig des Schreibers in den höchsten Tönen priesen.

Auf das Schreiben sollst du deine Gedanken richten …
Ich kenne keinen Beruf, der (mit dem des Schreibers) zu vergleichen wäre…
Ich werde dich die Bücher lieben lehren mehr als deine Mutter,

und ich werde ihre Vortrefflichkeit vor dir ausbreiten.“

Korruption – Folgen schlecht ausgebildeter Charaktere

Die Schreiber hatte im Laufe der Zeit Macht und Privilegien erhalten. Doch die quantitative Ausbildung im charakterlichen Bereich hatte seine Folgen. Pharao Sesostris III lernte dies durch den „Elephantine-Skandal“.

Der Pharao begann daraufhin, alle zukünftigen Beamtensprösslinge von den Familien zu trennen. Diese wurden fortan am Königshof ausgebildet und zu Tugenden erzogen, die darauf abzielten, Diebstahl und Korruption zu verhindern.

Das Wertesystem der Kinder wurde so geformt, dass Loyalität und Treue ausschließlich dem Pharao und den Göttern gebührte.

 

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