Federvieh-Prozess in Frankreich: Dem Gallischen Gockel Maurice droht gerichtliches Krähverbot

Federvieh-Demo in Frankreich: Maurice-Fans erschienen mit ihren eigenen Hähnen und Hennen, um ihre Solidarität zu bekunden. Das Federvieh stolzierte vor dem Gerichtsgebäude auf und ab. "Das Land lebt und macht Lärm - der Hahn auch", hatte ein Halter trotzig auf ein Pappschild geschrieben.
Titelbild
Corinne Fesseau mit ihrem Hahn "Maurice" in ihrem Garten in Saint-Pierre-d'Oleron in La Rochelle, Westfrankreich. - Ein französisches Gericht soll am kommenden Donnerstag darüber entscheiden, ob ein lebhafter Hahn als nachbarschaftliches Ärgernis anzusehen ist, in einem Fall, der zu Protestschreien auf dem Land geführt hat.Foto: XAVIER LEOTY/AFP/Getty Images
Epoch Times31. August 2019

Dem wohl bekanntesten aller gallischen Hähne droht ein gerichtliches Krähverbot: Das „Kikeriki“ des französischen Gockels Maurice erregt seine Nachbarn so sehr, dass sie einen Prozess gegen den Hahn und seine Besitzerin angestrengt haben. Am Donnerstag soll im westfranzösischen Rochefort das Urteil fallen. Für viele Franzosen symbolisiert der bizarre Rechtsstreit den Kampf um ein ländliches Frankreich, das immer stärker bedroht ist.

Bereits die Gerichtsanhörung Anfang Juli sorgte für tierisches Theater: Maurice-Fans erschienen mit ihren eigenen Hähnen und Hennen, um ihre Solidarität zu bekunden. Das Federvieh stolzierte vor dem Gerichtsgebäude auf und ab. „Das Land lebt und macht Lärm – der Hahn auch“, hatte ein Halter trotzig auf ein Pappschild geschrieben.

Maurice schläft nicht aus

Die Kläger haben ein Ferienhaus auf der Insel Oléron an der französischen Atlantikküste, die für ihr mildes Klima und ihre langen Sandstrände bekannt ist. Das Rentnerpaar wirft Hahn Maurice vor, es mit seinem frühen Morgengruß regelmäßig um den Schlaf zu bringen. „Sie wollen einfach nur Ruhe und Frieden“, sagt ihr Anwalt. Maurice gehöre nachts eingesperrt. „Schließlich handelt es sich um eine Wohnsiedlung, wir sind hier nicht auf dem Land.“

Der Besitzerin von Maurice, Corine Fesseau, schwillt bei solchen Worten der Kamm: „Wenn mein Hahn sprechen könnte, würde er sagen: lasst mich in Ruhe singen!“ Denn im Französischen „kräht“ der Hahn nicht, er „singt“.

Und gegen das Singen könne doch niemand etwas haben, meint Fesseau, die selbst für ihr Leben gerne Lieder trällert. Die grauhaarige Dame lebt bereits seit 35 Jahren auf Oléron und hat seit einigen Jahren eine kleine Hühnerzucht. Ihr viertes Hühnchen entpuppte sich allerdings als waschechter Hahn. Maurice kräht standesgemäß jeden Morgen ab 06.30 Uhr, wie Fesseau freimütig einräumt.

Medienrummel um Gockelprozess

Das Problem: Der Hühnerstall ist nur wenige Meter vom Schlafzimmer der Kläger entfernt. Eine außergerichtliche Einigung zwischen den Streithähnen scheiterte, es kam zum Prozess. Zu diesem erschienen die klagenden Rentner bisher nicht persönlich, offenbar war ihnen das Medieninteresse zu groß.

Das Gerichtsverfahren gegen den Gockel bewegt ganz Frankreich, der Hahn ist schließlich Wappentier des Landes. Zudem symbolisiert es den ewigen Konflikt zwischen Landbewohnern und zugezogenen Stadtmenschen.

Deshalb schlägt der Prozess auch höhere Wellen als ein ähnliches Verfahren im brandenburgischen Dorf Zitz, bei dem ein lärmempfindlicher Anwohner 2016 von einem Züchter ein „Ausgehverbot“ für seine Hähne forderte. In München setzte eine genervte Anwohnerin bereits 2009 vor Gericht ein Krähverbot gegen einen Zwerghahn namens Maxl durch.

In Frankreich ist ein echter „Kulturkampf“ um den Hahn entbrannt, wie die „New York Times“ schreibt. Der Bürgermeister eines französischen Dorfes unweit von Rochefort hat bereits eine Initiative angekündigt, um ländliche Geräusche als „nationales Kulturerbe“ unter Schutz stellen zu lassen.

Hahn Maurice blieb dem Prozessauftakt im Juli fern – er litt nach Angaben seiner Halterin unter „Stress“ und akuter Heiserkeit. Diese hat bereits dazu geführt, dass er nicht mehr so häufig kräht. Aber noch können die Nachbarn nicht frohlocken: Denn als Folge einer Bronchitis hat der Hahn nun laut seiner Besitzerin eine neue Angewohnheit: Er schnarcht. (afp/sua)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion