Corona-Krise in Afrika sorgt für Frust bei Krabbenfischern

Erstmals fahren Krabbenkutter gar nicht mehr raus - Zwangsstopp. Die globale Corona-Krise trifft auch die Fischer an der Nordseeküste. Dafür gibt es verschiedene Gründe.
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Gerade erst in die Saison gestartet, müssen Krabbenfischer an der deutschen Nordseeküste eine Zwangspause wegen Corona einlegen.Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa/dpa
Epoch Times28. März 2020

Mitten in der Corona-Krise starten die Krabbenfischer an der niedersächsischen Küste in eine ungewisse Saison.

„Die Fischer können fischen, kein Problem. Aber die Nachfrage stagniert dadurch, dass die Restaurants geschlossen haben“, sagte der Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Küstenfischer der Nordsee, Günter Klever. Auch in Belgien – Hauptabnehmer der Nordseegarnelen – gebe es ja Beschränkungen.

Eine zweite Erzeugergemeinschaft, die der Deutschen Krabbenfischer mit knapp 100 Fischereifahrzeugen von Sylt (Schleswig-Holstein) bis Ditzum in Ostfriesland, entschied sich am Wochenende für einen zunächst einwöchigen Fangstopp. „In Marokko haben sie auch das Virus. In Marokko werden ja die Krabben gepult, da bricht die Produktion gerade zusammen“, sagte Geschäftsführer Kai-Arne Schmidt.

Nordseekrabben in Afrika geschält

Von Norddeutschland kommen die Krabben nach Nordafrika, um von Hand geschält zu werden. EU-Hygienevorschriften hatten der Praxis des Pulens in Heimarbeit an der norddeutschen Küste vor Jahrzehnten ein Ende gesetzt. Wegen niedriger Lohnkosten legt ein Großteil der Nordseegarnelen heute Tausende Kilometer zurück, bis er in Deutschland in den Handel kommt. Unter Umwelt- und Verbraucherschützern sorgen die langen Transportwege immer wieder für Kritik – und für die Fischer birgt die Praxis Risiken.

„Wir hatten letztes Jahr schon zweimal drei Wochen Ruhepause, weil die Schälung weggebrochen war“, so Klever. „Erstens weil Übermengen Krabben da waren und zu wenig Pulkapazitäten. Zweitens durch die islamischen Feiertage – Ramadan, Zuckerfest, da wird nicht geschält.“

Eine Alternative gibt es Klever zufolge derzeit aber nicht: „Wenn jetzt tatsächlich Marokko total wegbricht, dann brauchen sie auch nicht rausfahren.“

„Wenn wir Pech haben, liegen wir die nächsten zwei, drei Monate“, formuliert Schmidt eine düstere Prognose. Nach dem wirtschaftlich schwachen vergangenen Jahr ist die Lage brisant. Die Krabbenfischer litten 2019 unter dem Rekordergebnis von 2018: Wegen voller Kühlhäuser gab es kaum Bedarf, die Preise purzelten von satten 12 Euro pro Kilogramm auf knapp 3 Euro. Laut Klever von der Erzeugergemeinschaft Küstenfischer lag der Umsatz unter der Hälfte des Vorjahres. „Wenn ein Jahr der Umsatz wegbricht, kann man das durchhalten. Wenn noch eins kommt, wird’s schwierig. Ganz schwierig.“

Eine zusätzliche Sorge treibt Klever um: Der Handel kaufe keine Krabben mehr auf Vorrat. „Das haben sie im letzten Jahr gemacht, das werden sie nicht noch mal machen. Ich hörte von einem Großhändler, der sagte, er hat noch Krabben bis 2022.“ (dpa)



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