Sandkorngroße Videos im Auge des Betrachters

Es handelt sich noch um Prototypen, doch der Weg zur Marktreife wird bereits beschritten. Mojo Vision erklärt, was es mit „Augmented Reality“ auf sich hat.
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Symbolbild.Foto: Istockphoto/scyther5
Von 16. Mai 2022

Die Entwicklung der tragbaren Mini-Computer erreicht nach den Datenbrillen mit den smarten Kontaktlinsen neue Dimensionen. Obwohl Samsung bereits 2014 einen Patentantrag gestellt haben soll, ist unklar, ob der südkoreanische Konzern ein entsprechendes Produkt zur Serienreife entwickeln wird. Öffentlich wesentlich aktiver zeigt sich da das kalifornische Tech-Start-Up Mojo Vision aus Saratoga im Silicon Valley mit seiner Version einer smarten AR-Kontaktlinse (AR=Augmented Reality, vergrößerte Realität). Einer der Highlights gegenüber den teils recht klobigen Datenbrillen ist der bessere Tragekomfort der neuen „Mojo Lens“.

Videos auf sandkorngroßem Display

Im Gespräch mit dem Online-Mixed-Reality-Magazin „Mixed“ erklärte kürzlich der Chief Technology Officer und Mitbegründer von Mojo Vision, Mike Wiemer, die Wirkungsweise der aktuellen Prototyp-Linse, die demnach sowohl Text als auch Grafiken und Videos direkt auf die Retina projizieren könne – und das selbst bei geschlossenen Augen.

Das Herzstück der AR-Linse sei ein Micro-LED-Display mit einer Pixeldichte von 14K – laut Wiemer das kleinste Display mit der höchsten jemals verbauten Pixeldichte. Es sei speziell für diese Kontaktlinse entwickelt worden und habe Sandkorngröße. Laut CTO Mike Wiemer erfolge die Steuerung mittels Augenbewegungen und lasse sich so auch jederzeit deaktivieren. Integrierte Bewegungssensoren sollen das Bild stabilisieren, während Bildsensoren Helligkeit und Kontrast dem Umgebungslicht anpassen.

In einer Twitter-Meldung informiert Mojo Vision darüber, dass erstmals ein grundlegender Betriebssystemcode mit Komponenten für die Benutzererfahrung im Prototyp eingebaut worden sei. Benutzer könnten damit „schnell und diskret auf aktuelle Informationen zugreifen“, heißt es.

Noch alles im „grünen“ Bereich

Nach Angaben der „Wirtschaftswoche“ befindet sich das Display direkt über der Pupille und projiziert im eingeschalteten Zustand Licht auf die Netzhaut. Die Inhalte werden leicht transparent und aktuell noch grün farbig dargestellt. Laut Mojo-Produktmanager Steve Sinclair soll es zukünftig aber auch ein Farbdisplay geben. Ist der Bildschirm ausgeschaltet, soll er durchsichtig wirken.

„Das Ziel ist, dass es niemandem auffällt, wenn Sie die Linse tragen“, erklärte Sinclair die stabile Kontaktlinse mit den ringförmig um das zentrale Halb-Millimeter-Miniaturdisplay angeordneten grünen Chipelementen. Die Auflösung von 14.400 Pixel per Inch (PPI) oder umgerechnet 5.670 Bildpunkte pro Zentimeter (PPCM) zeigt im Vergleich mit der Pixeldichte von etwas über 500 PPI bei einem modernen Smartphone einen deutlichen Sprung in der Bildschärfe.

Der Datenempfang soll per Funk geschehen, beispielsweise vom Handy aus. Die Kontaktlinse verfügt über eine eingebaute Batterie, die sich drahtlos aufladen lässt. Die Haltbarkeit der Linse wird mit einem Jahr angegeben.

Dem WIWO-Bericht nach muss das Mojo-Projekt noch ein aufwendiges Zulassungsverfahren der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA durchlaufen und seine gesundheitliche Unbedenklichkeit unter Beweis stellen.

Auf dem Weg zur Marktreife

Erstmals zeigte sich das Augmented-Reality-Unternehmen im November 2018 öffentlich mit einer 50 Millionen US-Dollar-Investition im Rücken, die sich bis heute auf 205 Investoren-Millionen steigern ließ. Gegründet worden sei Mojo Vision aber schon 2015, arbeitete jahrelang jedoch im Verborgenen.

Eine erste tragbare Kontaktlinse mit Display und 5-Ghz-Funkeinheit kam 2019 als Prototyp an den Start. Doch erst Anfang 2020 ging Mojo dann mit einem Prototyp der smarten AR-Kontaktlinse an die Öffentlichkeit. „Wir durften nichts sagen, bevor wir uns nicht sicher waren, dass es funktioniert“, erklärte Mojo-CTO Wiemer.

Zuletzt habe Mojo den japanischen Med-Tech-Riesen Menicon mit seiner Kontaktlinsenproduktion als Partner gewinnen können, was Wiemer als „großen Schritt“ bezeichnete. Gemeinsam wolle man nun die smarte Kontaktlinse zur Marktreife führen.

Und Steve Sinclair machte auf dem US-Technewsportal „VentureBeat“ deutlich: „Wir bezeichnen es nicht als Produkt. Wir bezeichnen es als einen Prototyp.“ Das nächste Jahr werde für Mojo Vision darin bestehen, „das zu nutzen, was wir daraus gelernt haben, weil wir jetzt wissen, wie man eine intelligente Kontaktlinse mit allen Elementen baut“. Jetzt gehe es um Optimierung, um Software-Entwicklung, um die Entwicklung von Erfahrungen und um Sicherheitstests.

Doch wer wird die erste Zielgruppe sein? Steve Sinclair: „Wir müssen wirklich verstehen, wie es als Produkt für Menschen mit eingeschränkter Sehkraft als den ersten Kunden, an dem wir interessiert sind, funktioniert.“



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