Paket-Drohnen und Postzustellung aus der Luft: Die Technik funktioniert, die Politik zögert

Vom Motorschaden bis zur harten Landung: Paket-Drohnen müssen zahlreiche Probleme meistern, doch die ersten Pakete in Island, China oder den USA sind auf dem Luftweg unterwegs. Auch deutsche Firmen beteiligen sich – Wingcopter bringen Pakete bis fünf Kilogramm mittlerweile binnen zwei Stunden bis zu 120 Kilometer Entfernung ans Ziel.
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Rein technisch schon machbar: Auslieferung per Paket-Drohne.Foto: iStock
Von 2. Januar 2020

Dass die Paketzustellung per Drohne funktioniert, hat die Deutsche Post bereits bewiesen. Nach Testflügen über den Rhein in Bonn wurde schnell klar, dass die Zustellung mit Paket-Drohnen in der Stadt wenig Probleme bereitet. Die echten „Problemzonen“ seien die ländlichen Gebiete mit schwer zugänglichem Gelände oder weiten Entfernungen.

Etwa zwei Jahre nach den ersten Flügen über den Rhein konnten Bewohner im oberbayerischen Reit im Winkl Pakete per Drohne versenden und empfangen, wobei die Paket-Drohne laut DHL vom Tal bis zur Alm auf 1.200 Metern Höhe eine Distanz von acht Kilometern zurücklegte. „Eilige Medikamente […] konnten dabei innerhalb von nur acht Minuten geliefert werden“, hieß es weiter.

„Business Insider“ berichtet nun über zwei Start-ups, die unabhängig voneinander die Paketzustellung per Drohne weiter perfektionieren und dabei völlig gegensätzliche Konzepte verfolgen. Beiden Projekten gemeinsam ist, dass die Technik funktioniert, aber die Rahmenbedingungen besser sein könnten.

„Jede Drohne am Himmel ersetzt ein Auto auf der Straße“

Auf einer Wiese am Stadtrand von Tel Aviv erprobt das Start-up „Flytrex“ die Paketzustellung aus der Luft und musste auch immer wieder Rückschläge einstecken. Vom Motorschaden bis zur harten Landung war alles dabei, die Mitarbeiter mussten immer wieder Lösungen finden. Mit Erfolg.

Flytrex-CEO Yarif Bash erklärte gegenüber Business Insider, das Start-up ist „das erste Unternehmen weltweit, das es geschafft hat, kommerziell und dauerhaft Pakete mit Drohnen auszuliefern. Seit 2017 in Reykjavik. Seit 2018 auch in Norddakota (USA)“. Außerdem ist Bash überzeugt, dass die Paketzustellung aus der Luft die Straßen entlasten kann,

denn jede Drohne am Himmel ersetzt ein Auto auf der Straße“.

Einen ähnlichen und doch technisch völlig anderen Ansatz verfolgt das deutsche Unternehmen Wingcopter. Statt auf Multicopter – Miniatur-Hubschraubern mit mehreren Motoren – setzt Wingcopter auf einen selbst entwickelten Hybrid von Flugzeug und Helikopter mit mehreren Rotoren und Schwenk- beziehungsweise Kippflügeln.

Während Flugzeug-ähnliche Drohnen mit starren Flügeln eine Start- und Landebahn benötigen oder per Katapult in die Luft geschossen werden müssen, können Kipprotor-Flugzeuge aus eigener Kraft auf der Stelle starten und landen. Darüber hinaus bieten die Tragflächen Auftrieb, sodass die Antriebsleistung für zusätzliche Geschwindigkeit oder Reichweite eingesetzt werden kann.

Die ersten DHL-Paketcopter konnten nur 1,2 Kilogramm über eine relativ kurze Strecke tragen. Der Wingcopter schafft selbst mit acht Kilogramm Zuladung noch 50 Kilometer, Pakete bis fünf Kilogramm transportiert er binnen zwei Stunden bis zu 120 Kilometer weit. Beide Varianten können jedoch lediglich ein Paket gleichzeitig befördern und müssen vor der nächsten Zustellung zur Basis zurückkehren und gegebenenfalls geladen werden.

Die Situation in Deutschland ist kompliziert

Zwei andere wichtige Themen sind die genaue Positionierung – möglichst auf den Zentimeter genau – und die Sicherheit der Drohnen.

Über ersteres sagte der Geschäftsführer von Wingcopter Tom Plümmer zu Business Insider, man arbeite an einem zentimetergenauen Positionierungssysteme: „Damit wäre es sogar möglich, dass eine Drohne einen Brief in einen Postkasten auf einem Balkon wirft.“

Bezüglich der Sicherheit ergänzt Flytrex-CEO Bash, die verwendeten Drohnen haben sechs Motoren und Akkus und könnten auch mit einem Motorschaden sicher fliegen. Zudem kann die Steuerung auf drei GPS-Systeme zurückgreifen.

Ein Schnittpunkt beider Bereiche tritt auf, wenn eines Tages tatsächlich Hunderte Drohnen verschiedener Unternehmen am Himmel schweben. Bis dahin müssen die Entwickler garantieren, dass die Drohnen nicht nur nicht abstürzen, sondern auch, dass sie miteinander kommunizieren, um Kollisionen zu vermeiden.

Über den Zeitrahmen zur Umsetzung herrscht in der Branche eine geteilte Meinung. Der Flytrex-CEO rechnet damit, „dass Lieferdrohnen in Deutschland in drei bis fünf Jahren Realität werden“, so Business Insider. Plümmer hält den Einsatz von Lieferdrohnen bereits 2020 für möglich – wenn die Förderung stimmt.

„Bisher liegen wir sehr weit zurück. Die USA und China sind uns deutlich voraus“, sagt Plümmer. In beiden Ländern ist die Förderung deutlich höher. Wingcopter war oder ist unter anderem an Projekten in Japan, Kanada, Australien, Norwegen, Malawi, Ruanda und Irland beteiligt.

Trotz erfolgreicher Testflüge und Pilotprojekte plant die Deutsche Post für 2020 keine Drohnenflotten, die weiträumig die Paketzustellung übernehmen, stattdessen setzt DHL „auf mehr Paketboxen“ als flexible Abholorte.



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