Schweizer Firma will mit CO2-Sauger die Welt retten

CO2 ist ein Milliardengeschäft, schon heute. Eine Schweizer Firma will mit ihren Filteranlagen die Welt retten und CO2 aus der Atmosphäre entfernen. Gewinnbringend ist das (bisher) nicht und am Ende des Auspuffs landet das CO2 aus synthetischen Kraftstoffen trotzdem wieder in der Luft.
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Ventilatoren auf einem Dach:Foto: iStock
Epoch Times23. Oktober 2019

Man könnte meinen, auf dem Dach der Müllverbrennungsanlage Hinwil nahe Zürich stehen überdimensionale Ventilatoren. Ganz falsch ist das nicht, nur, dass diese Installation CO2 aus der Luft filtert. Die 18 Kollektoren saugen pro Jahr 900 Tonnen Kohlenstoffdioxid ein und stellen sie der weiteren Verwendung zur Verfügung.

Ein Abnehmer des Kohlendioxid ist eine benachbarte Gärtnerei, in deren Gewächshäusern Tomaten und Gurken an meterhohen Pflanzen gedeihen. „Das ist wie ein Wachstumsbeschleuniger, wie Doping ohne Nebenwirkungen,“ erklären die Gärtner. Denkbar ist aber auch die Herstellung von Stein – mit CO2 – wie in Island oder synthetischem Kraftstoff.

Das dahinter stehende Start-Up Climeworks haben zwei deutsche Ingenieure nach ihrem Studium an der ETH Zürich gegründet. 50 Millionen Euro hätten sie bereits von internationalen Geldgebern bekommen, sagte Mitgründer Christoph Gebald.

Aber auch einige ihre Wettbewerber konnten bereits finanzkräftige Investoren wie die Rohstoff- und Öl-Giganten BHP Billiton und Chevron oder Bill Gates gewinnen. Dies beweist einmal mehr, im Geschäft mit dem CO2 geht es um Geld, um viel Geld.

Durch Angst finanziert

Dabei ist die Anlage in Hinwil alles andere als wirtschaftlich. Die Kosten pro Tonne CO2 belaufen sich auf etwa 500 Euro. CO2-Zertifikate für diese Menge kosten momentan etwa 25 Euro. Im Handel übliche Preise liegen bei 200 bis 250 Euro pro Tonne – ungefähr die Hälfte der derzeitigen Herstellungskosten.

Während die Gärtnerei in Hinwil zeigt, dass CO2 wichtig und gut für Pflanzen ist, herrscht außerhalb der Gewächshäuser die Meinung, CO2 sei schädlich. Im Bundestag wurden kürzlich umfangreiche Klimamaßnahmen beschlossen, darunter auch eine CO2-Steuer.

Doch selbst bei 180 Euro pro Tonne, bleibt das Gas aus Hinwil ein Minusgeschäft.

Die treibende Kraft hinter den Millionen-Investitionen in Unternehmen wie Climeworks ist die Angst vor dem Klimawandel – unabhängig davon, ob die Menschheit daran schuld ist oder nicht und unabhängig davon, ob wir etwas daran ändern können oder nicht.

Weltweit ist davon die Rede, die Erwärmung der Durchschnittstemperatur auf zwei, besser auf 1,5, Grad zu beschränken. Berechnungen zufolge darf die Menschheit dafür nur noch 1.100 respektive 360 Milliarden Tonnen CO2 emittieren.

Bei den derzeitigen Emissionen dürften wir damit nach spätestens 26 Jahren und der Erwärmung um zwei Grad nicht mal mehr atmen. Doch trotz aller Bemühungen sinken die CO2-Emissionen nicht. Im Gegenteil, sie steigen sogar.

Jan Minx vom Berliner Klimaforschungsinstituts MCC sieht nur eine Chance. Gegenüber dem „Stern“ erklärte er: „Man muss das Kohlenstoffdioxid, das wir jetzt in die Atmosphäre blasen, später wieder aus ihr entfernen. Das hat eben ihren Preis – aber es ist zum Wohle aller“.

Wohin mit dem CO2?

Die 900 Tonnen CO2 aus Hinwil landen zum Teil in der benachbarten Gärtnerei, aber auch Coca-Cola bezieht CO2 von Climeworks, um ihren Getränken die passende Spritzigkeit zu verleihen. Letztendlich landet das CO2 (teilweise) wieder in der Atmosphäre, entweder wenn die Tür vom Gewächshaus oder aber die Flasche geöffnet wird.

Technisch möglich ist auch die Umwandlung in synthetische Kraftstoffe, die anschließend verkauft werden können. Bisher wurde dafür jedoch konventionell erzeugter Strom verwendet, was den Gesamtprozess alles andere als nachhaltig macht. Auch das CO2 stammte bisher nicht aus der Luft, sondern aus der Umwandlung fossiler Gase. Allerdings landet auch hier das aus der Luft gefilterte CO2 am Ende des Auspuffs wieder in der Atmosphäre.

Dauerhaft, aber um einiges teurer, ist eine Variante, die Climeworks in Island erprobt. In einem Pilotprojekt mit dem Energieversorger Reykjavik Energy filtert das Schweizer Unternehmen CO2 aus dem Dampfstrom der Turbinen. Nach dem Vermengen mit Wasser pumpt man in Island das CO2 wieder unter Tage. Die Reaktion mit den natürlich vorkommenden Mineralien erschafft ein CO2-Gestein – das man nicht weiter verkaufen kann.

Die Schweizer haben dennoch große Ziele und wollen bis 2025 400.000 Anlagen verkaufen und installieren. Damit könnte nach Unternehmensangaben ein Prozent der weltweiten Emissionen aus der Luft gefiltert werden. Dafür hoffen die Gründer auf eine Preis „in der Größenordnung von 100 bis 150 Dollar pro Tonne CO2“, um die Nachfrage anzukurbeln. Bisher betreibt Climeworks 14 Anlagen. (ts)



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