„Bibersee“ sogar auf Google Maps

Akkurat haben die Biber das Holz aufgeschichtet, Dutzende Zentimeter hoch, mehrere Meter lang. Durch den Bau eines Dammes haben die Nager einen kleinen See ins Leben gerufen, der in der Region um Eppingen zu Aufsehen führt. Und auch zu Sorgen.
Titelbild
Ein handgemachtes gelbes Ortsschild verweist auf den «Bibersee» in der Nähe des Eppinger Ortsteils Adelshofen.Foto: Marijan Murat/dpa/dpa
Epoch Times20. Januar 2020

Hier nimmt der Biber noch ein wenig Holz, dort einen Ast, ein bisschen Laub vielleicht oder gleich einen ganzen Baumstamm: Stück für Stück haben es fleißige Nager im Kraichgau geschafft, mit einem überaus erfolgreichen Dammbau einen See zu bilden, der auf dem Internet-Kartenwerk Google Maps verzeichnet ist.

Die Wasserfläche an der Landstraße in der Nähe von Eppingen (Baden-Württemberg) hat ein Scherzbold bereits mit einem handgemachten gelben Ortschild „Bibersee“ am Ufer versehen. Die Beamten der Stadt entwerfen ein Konzept für das Gewässer. Die Reaktionen auf den pelzigen Bauherrn schwanken – zwischen Bewunderung und vorsichtigen Warnungen vor den Folgen für den menschlichen Nachbarn.

Der See war nach Angaben der Stadt Eppingen durch den Rückstau des Dammes am kleinen Hilsbach entstanden. Wochenlang hatten die Nager penibel Äste und Kleinholz aufeinandergestapelt und das Wasser angestaut. Weil der Damm den Wasserstand an der Lebensstätte der Biber reguliere, habe er für diese eine schützende Funktion, sagt Frank Edlinger, der bei der Stadt Eppingen für die Biotopvernetzung zuständig ist zur „Heilbronner Stimme„.

Naturschutz vs. Eigentumsrechte

Es gebe reges Interesse an den Tieren und dem neuen Gewässer, sagt auch Eppingens Baubürgermeister Peter Thalmann. „Es entwickeln sich da aus naturschutzrechtlicher Sicht tolle Auenlandschaften.“ Andererseits gebe es auch Konflikte mit dem Schutz von Eigentum oder mit dem Hochwasserschutz am Damm.

Darauf macht auch Uwe Genzwürker aufmerksam, der Naturschutzbeauftragte des Landratsamtes Heilbronn. „Biber sind äußerst begabte Wasserbauer, sie haben ein feines Gespür und sie wissen genau, wie sie sich ihren Lebensraum gestalten können“, sagt der Kreisökologe. Zudem verbiete das Naturschutzrecht, den Damm zu zerstören. Doch müsse man eben auch darauf achten, dass die Interessen aller geschützt seien. Der Bauer könne nun wegen des kleinen Sees nicht mit der Ernte des überschwemmten Zuckerrübenfeldes rechnen und bekomme keine Entschädigung. Der Besitzer der Mühle dagegen habe einen Anspruch darauf, dass sein Werk am Wasserlauf funktioniere.

Für die Region sind Biber nichts Neues: „Der einst ausgerottete Biber ist zurück, er breitet sich aus und er hat noch nicht alle Gewässer besetzt“, sagt Genzwürker. Seit Ende der 1990er-Jahre wandert der Nager über Donau und Main in seine früheren Reviere zurück.

„Bislang kein Problem“

Ein Problem stellt der Biber derzeit nach Ansicht der Experten noch nicht da, auch nicht am „Bibersee“. Ein Drainagerohr hilft dabei, den Wasserstand am Biberdamm zu regulieren. Er dürfe aber nicht beliebig gesenkt werden, sagt Edlinger: „Die Biberburg muss funktionsfähig und zum Schutz vor Feinden unter Wasser bleiben.“

Werden die Biber nun zu Stammgästen? Da gehen die Meinungen auseinander. Fachmann Edlinger rechnet nicht damit, dass die tierischen Bauherren es lange am mehrere Dutzend Zentimeter tiefen „Bibersee“ aushalten werden: „Ich schätze, die ziehen weiter, weil ihnen auf Dauer zu viel los sein wird an der Landstraße.“

Baubürgermeister Thalmann ist sich da nicht so sicher: „Biber fühlen sich dort wohl, wo sie Nahrung haben“, sagt er. Und weil das aufgestaute Wasser Teile eines Zuckerrübenfeldes überspült habe, würden die Pelztiere da so bald nicht wieder verschwinden. „Die haben an den Rüben große Freude.“

Abgesehen davon dürfte die Population größer werden, es sei dieses Jahr mit Nachwuchs zu rechnen, sagt Thalmann. „Und wenn der eine Biber dann doch weiterzieht, wird das Thema sicher nicht verschwinden. Dann zieht der nächste her.“ (dpa/ts)



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