Möwen in Berlin – wie der Küstenvogel in die Hauptstadt kam

Weit weg von Nord- und Ostsee wirken sie irgendwie fremd. Doch Möwen fühlen sich längst nicht mehr nur am Meer, sondern auch in Städten wie Berlin wohl – mit einigen speziellen Fressgewohnheiten.
Eine Möwe sitzt auf einem Steg an der Spree in Berlin.
Eine Möwe sitzt auf einem Steg an der Spree in Berlin.Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa
Epoch Times11. September 2023

Welche Orte in Berlin kommen einer einsamen Nordseeinsel am nächsten? Dem Brutverhalten vieler Hauptstadt-Möwen nach zu urteilen, versprechen hoch gelegene und mit Kies bedeckte Flachdächer am meisten Insel-Feeling, wie Stadtnaturexperte Derk Ehlert erklärt.

Dort gebe es in Berlin besonders viele Nester. „Die nennenswerten Brutplätze sind in der freien Natur eigentlich Inseln, unberührte Flächen, wo es Kies und Sand und keine Störung gibt.“ Doch an Nord- und Ostsee gebe es immer weniger davon, weil sie zugebaut würden oder Menschen als Naherholungsgebiete dienten.

Mehr als 150 Brutvogelpaare in der Stadt

Deswegen suchten die Tiere nach neuen Lebensräumen und würden auch im Binnenland fündig – zum Beispiel auf dem Dach eines großen Einkaufszentrums am Alexanderplatz. „Wir gehen von mehr als 150 Brutvogelpaaren in der Stadt aus“, sagte Ehlert. Silbermöwen, Mittelmeermöwen, Sturmmöwen und Steppenmöwen: Die Namen klingen so gar nicht nach Beton und Großstadt. Jahrzehntelang waren die Tiere dem Experten zufolge nur Sommergäste, seit mehr als zehn Jahren kommen sie auch als Brutvögel in die Hauptstadt.

Schon immer in Berlin heimisch sei die kleinere Lachmöwe, von der es etwa 50 bis 60 Brutpaare gebe, sagte Ehlert. Sie hat einen roten Schnabel, rote Beine und im Sommer einen vollständig dunkelbraun gefärbten Kopf. Im Gegensatz zu ihren großen Verwandten brüten die Vögel nicht auf Dächern, sondern auf kleinen Inseln und Seerosen.

Nahrungsmangel als Grund

Dass nun auch Großmöwen in Berlin brüten, liegt Ehlert zufolge auch am Nahrungsmangel. Es gebe zu wenig Fisch im Wasser und immer weniger Fischkutter. Im Binnenland hofften die Tiere auf mehr Nahrung. „Sie geben ihren Jungen übrigens keine Pommes und keinen Döner, sondern die Küken kriegen tatsächlich das, was sie auch sonst bekämen: Fisch“, erklärte Ehlert. Dafür fliegen die erwachsenen Tiere ans Wasser. Eine spezielle Delikatesse: Auch Ratten und Kleinsäuger würden an die Kleinen verfüttert.

Ungefähr Ende Juli sei die Brutzeit vorbei. Die meisten Großmöwen seien nicht mehr in Berlin, sagte Ehlert. „Viele haben schon längst Deutschland verlassen und sind schon längst irgendwo auf dieser Welt.“ Großmöwen fliegen dem Experten zufolge mehrere Jahre umher und kehren dann oft an ihren Geburtsort zurück. Manche Berliner Möwen kämen zwar nicht wieder in die Hauptstadt, brüteten aber dafür in anderen Großstädten wie Hamburg oder Stuttgart. „Sie neigen dazu, städtisch zu bleiben, wenn sie hier groß geworden sind.“ (dpa/dl)



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