Wer frisst wen? Tiergärten denken über drastische Maßnahmen nach

Die Tiergärten in Deutschland kämpfen um das Überleben. Wöchentlich droht ein Umsatzverlust von knapp 500.000 Euro. Das Ostergeschäft fehlt – jetzt denkt man über drastische Maßnahmen nach.
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Viele Tiergärten in Deutschland stellen auf Notbetrieb um. (Symbolbild)Foto: iStock
Epoch Times14. April 2020

Keine Besucher, keine Einnahmen – somit fehlt das Geld für Futter. Viele Tiergärten in Deutschland kämpfen um die Existenz. Denn mit der Ausgangssperre aufgrund der Corona-Krise bleibt die wichtigste Einnahmequelle aus: die Tierparkbesucher. Für einige Zoos ist dies existenzbedrohend und deshalb denken viele Direktoren über einen Notfallplan nach.

Die Krise trifft die Tiergärten mit voller finanzieller Wucht, das Ostergeschäft ist völlig ausgeblieben. Normalerweise verzeichnen die heimischen Tiergärten genau in dieser Zeit den höchsten Umsatz. Jedoch brachte das Jahr 2020 bisher keine großen Erlöse. Da Tiergärten ihren Betrieb nicht einfach runterfahren können, ist Hilfe dringend nötig.

100 Millionen Euro fordert der Verband für Zoologische Gärten als Soforthilfe. Schließlich müssen die Tiere gefüttert und gepflegt werden. Die Direktorin des Tierparks Neumünster, Verena Kaspari, erklärt die prekäre Lage: „Ostern ist unser wichtigstes Wochenende im Jahr.“ Das Fehlen der zahlenden Gäste veranlasst sie, über drastische Maßnahmen nachzudenken.

Tiergärten denken über Unaussprechliches nach

Man habe bereits eine Liste erstellt, welche Tiere man zuerst töten würde. Es würden im Notfall einige Zootiere verfüttert werden, doch dem nicht genug. Was müsste mit den reinen Fleischfressern passieren? Was macht man mit den Pinguinen oder Seehunden?

Es wird in Fachkreisen nicht gerne darüber gesprochen. Neumünsters Direktorin Verena Kaspari denkt aber laut über das Unaussprechliche nach, „einige Tiere euthanasieren“ zu müssen, bevor diese verhungern. „Das ist nicht schön, aber es könnte so kommen.“

Die aktuelle Schließung der Zoos ging auch an den Tieren nicht spurlos vorbei. Die Tierwelt reagiert in den Tierparks unterschiedlich. Manche sind erstaunt, andere wieder gelangweilt und viele sind froh. Die Corona-Krise hat das Affenhaus, das Elefantengehege und auch den Streichelzoo innerhalb weniger Stunden menschenleer gemacht.

Wie reagiert die Tierwelt?

Viele Tiere wundern sich sichtlich über das Ausbleiben der Gäste. Sie warten geduldig auf Zuspruch von außen, wobei dies auch für andere Tierarten eine gewisse Freiheit bringt. Lemuren können nach Herzenslust im Freien herumtollen. Ansonsten wären sie hinter Glas oder Gittern eingesperrt.

Die Elefanten warten am Gehege-Ende auf die Besucher. Die Affen lechzen nach Aufmerksamkeit und beobachten deshalb die Taten der Tierpfleger umso genauer. Um die Langeweile der Tiere etwas zu zerstreuen, haben sich die Tierpfleger einiges einfallen lassen. Geschicklichkeitsspiele, neue Klettermöglichkeiten oder mit Heu gefüllte Stahlkugeln sollen die Tiere unterhalten.

Vögel beginnen sich vermehrt für ihre Artgenossen zu interessieren. Das Zwitschern der Vögel ist lauter als sonst. Der Nachwuchs scheint gesichert zu sein. Giraffen und Erdmännchen wirken aufmerksamer. Eine Sprecherin des Frankfurter Tiergartens bringt die Entwicklung auf den Punkt: „Da aber die täglichen Routinen wie Reinigung, Fütterung und Medical Training durch die gewohnten Tierpflegerinnen und -pfleger eingehalten werden, können sich die Tiere auf die neue Situation auch gut und schnell einstellen.“

Szenarien mit Grenzen

Im Hintergrund müssen die Verantwortlichen allerdings einige Szenarien durchspielen. Dabei stoße man schnell an Grenzen. Was tun, wenn ein Tierpark endgültig schließt? Wohin mit den verbliebenen Tieren? Ein Beispiel aus Neumünster: Ein dreieinhalb Meter langer Eisbär wäre kurzfristig innerhalb von Europas Tierpark-Netzwerk nicht vermittelbar.

Es gebe schlichtweg keinen Platz für einen derart großen Eisbären in den Zoos von Europa. Und dann stelle sich die Frage, wenn denn ein geeigneter Platz vorhanden wäre: Wer nimmt einen weiteren „Mitesser“ klaglos und schnell auf? (cs)



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