Archäologen entdecken „Schatzkammer eines Zauberers“ in Pompeji

Die Forscher in Pompeji rätseln noch. Wozu waren die jetzt gefundenen Kristalle und Gesteine, Knöpfe, orientalische Käfer, Amulette und Puppen gut?
Titelbild
Amulette, Edelsteine, Puppen aus der Truhe.Foto: Cesare Abbate/Parco Archeologico di Pompei/dpa
Epoch Times14. August 2019

In Italiens berühmtester Ausgrabungsstätte haben Archäologen einen Fund gemacht, der Rätsel aufgibt: Im südöstlich von Neapel gelegenen Pompeji im „Haus mit dem Garten“ (Casa col Giardino) legten Forscher eine Truhe mit exotischen Gegenständen frei, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete.

Die Überreste eines Holz- und Metallsarges enthielten neben weiblichen Gegenständen wie Spiegeln und Halsketten weitere Schmuckgegenstände. Die Gegenstände, die sicherlich schön, aber nicht von großem wirtschaftlichem Wert sind, scheinen eine andere Geschichte zu erzählen.

Neben Schmuck, Kristallen und Gesteinen fanden die Archäologen, aus Knochen gefertigte Knöpfe, orientalische Käfer, Amulette, Puppen, Glocken, Phallussymbole und sogar einen kleinen Schädel. Dies führt zu der Vermutung, dass der Fund Teil einer Art „Schatzkammer eines Zauberers“ gewesen sein könne, so der Direktor der Ausgrabungsstätte Pompeji, Massimo Osanna.

Aus dem Arbeitszimmer eines „Zauberers“

Wahrscheinlich hätten die Objekte nicht dem reichen Hausbesitzer gehört, sondern einem Diener oder einer Sklavin des Hauses, mutmaßte Osanna. Darauf deute hin, dass diese Holzkiste sich nicht im Schlafzimmer der Hausmutter oder dem Atriums des Hauses befand.

Die Experten vermuten stattdessen einen kultischen Hintergrund. Einige Gegenstände galten als Glücksbringer, anderen wurde laut Osanna direkt die Fähigkeit zugeschrieben, Pechsträhnen zu beenden. Die Objekte könnten demnach in Ritualen zur Steigerung der Fruchtbarkeit und der Verführungskraft eingesetzt worden sein oder auch, um das Gelingen einer Schwangerschaft oder Geburt zu beschwören. Auch die Verwendung als Talismänner oder Votivgaben ist denkbar.

Wenn ein Diener des Hauses die Kunst des Zeichendeutens verstand, könnte dies die Anwesenheit so vieler seltsamer Objekte erklären. Auch die Spiegel könnten in Ritualen eine Funktion gespielt haben. Im Angesichts des todbringenden Vulkanausbruchs war jedoch auch der Zauberer machtlos.

Eine Inschrift veranlasste die „Verschiebung“ des Vesuv-Ausbruchs

Während Archäologen den zweitausend Jahre alten Abdruck der Truhe in der gehärteten Asche in Diensträumen des Hauses fanden, lagen im Atrium des Hauses die Skelette von zehn Personen. Zwei weitere Skelette befanden sich wenige Meter vor der Haustür.

„Die Untersuchungen an den Überresten der zehn im Atrium gefundenen Personen haben gezeigt, dass es sich um eine Gruppe handelt, die ausschließlich aus Frauen und Kindern besteht. Wir denken, es war eine ganze Familie im römischen Sinne des Wortes, also auch die Sklaven im Dienst“, so der Direktor. „Die Männer waren vorausgegangen, zwei von ihnen starben ein paar Meter vor der Haustür.“

Bereits im Herbst 2018 wurde im selben Haus eine Inschrift gefunden, die das bisher bekannte Datum des Ausbruchs des Vesuvs infrage stellt. Statt vom 24. August gehen neuste Forschungen vom 24. Oktober 79 n. Chr. als Tag des Untergangs von Pompeji aus. Kommende Untersuchungen sollen sowohl zu weitere Erkenntnissen über den Schatz des Zauberers führen, sowie die verwandtschaftlichen Beziehungen der Toten klären. (ts/dpa)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion