Forscher finden unterirdischen See auf dem Mars

Schon lange suchen Forscher nach flüssigem Wasser auf dem Mars. Jetzt meldet ein italiensches Team gleich einen ganzen See. Könnte es dort Leben geben?
Titelbild
Die Computergrafik zeigt das Ebenengebiet des südlichen Marspols.Foto: USGS Astrogeology Science Center, Arizona State University, ESA, INA/dpa
Epoch Times26. Juli 2018

Forscher haben nach eigenen Angaben erstmals einen See aus flüssigem Wasser auf dem Mars gefunden. Der rund 20 Kilometer breite See liegt demnach rund 1,5 Kilometer unter dem Eis des Mars-Südpols.

Das berichtet ein Team um Roberto Orosei vom italienischen Nationalen Institut für Astrophysik in Bologna im US-Fachblatt „Science“. Flüssiges Wasser ist eine Grundvoraussetzung für Leben, wie wir es kennen. Anzeichen für Leben in dem Marssee lassen sich aus den Radarbeobachtungen mit der Raumsonde „Mars Express“ der europäischen Raumfahrtagentur Esa allerdings nicht ablesen.

Wasser ja, Leben nein?

Die Entdeckung zeige, dass flüssiges Wasser auf dem Mars nicht nur vorübergehend in Form kleiner Rinnsale vorkommt, wie zuvor angenommen wurde, sagte Alan Duffy, Professor an der australischen Swinburne University und Mitglied des internationalen Forscherteams. Die Wissenschaftler entdeckten den See mit Hilfe von Radargeräten an Bord der 2003 gestarteten Weltraumsonde „Mars Express“ der Europäischen Weltraumorganisation ESA.

Heute ist der Mars kalt, karg und trocken. Vor mindestens 3,6 Milliarden Jahren herrschte dort jedoch ein warmes, feuchtes Klima und es gab zahlreiche Seen. Mit der Erkenntnis, dass noch heute große Mengen flüssigen Wassers existieren, erhoffen sich die Forscher Antwort auf die Frage, ob in der Vergangenheit Leben auf dem Mars entstanden war und ob es heute noch existieren könnte.

Ein beständiger Wasserbestand, „bietet die Voraussetzung für Leben über einen längeren Zeitraum“, sagte Duffy.

So könnte es auf dem Mars aussehen: 3D-Illustration des Roten Planeten. Foto: iStock

Die Beobachtung beende eine jahrzehntelange Debatte über die Existenz von flüssigem Wasser auf dem Mars, betont die Amerikanische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (AAAS), Herausgeberin von „Science“. Ausgetrocknete Flussläufe und Sedimente zeigen, dass es auf dem Roten Planeten vor Jahrmilliarden flüssiges Wasser gegeben haben muss. Damals war das Klima dort wärmer und die Marsatmosphäre dichter als heute. Sogar ein ganzer Ozean könnte weite Teile des jungen Mars einst bedeckt haben.

Seit Jahrzehnten fahnden Forscher nach flüssigem Wasser auf unserem Nachbarplaneten. Heute existiert Wasser auf dem Mars jedoch vor allem als Eis in den Polkappen. In der dünnen Marsluft findet sich ein geringer Wasserdampfanteil.

Wasser auf dem Mars ist keine Neuheit, flüssiges Wasser schon …

In den vergangenen Jahren haben Wissenschaftler bereits verschiedene Spuren flüssigen Wassers auf dem Mars entdeckt. So haben sich auf dem „Phoenix“-Landemodul der US-Raumfahrtbehörde Nasa Wasserstropfen niedergeschlagen, und an manchen Steilhängen des Roten Planeten zeigen sich jahreszeitabhängige Fließstrukturen, die von tauendem Wassereis stammen könnten.

Ob es auf dem roten Planeten auch heute noch flüssiges Wasser gibt, war lange umstritten. Foto: NASA/JPL-Caltech/MSSS/dpa

Zudem gibt es Hinweise, dass sich in einer dünnen Schicht unter der Marsoberfläche mancherorts regelmäßig, aber kurzzeitig, flüssiges Wasser bilden könnte – allerdings in winzigsten Mengen.

Dauerhaft kann flüssiges Wasser an der Marsoberfläche heute nicht existieren. Seit mehr als 30 Jahren vermuten Forscher jedoch, dass es unter dem Eis der Polkappen Taschen mit flüssigem Wasser geben könnte – ähnlich den unterirdischen Seen der Antarktis und Grönlands auf der Erde. Die „Mars Express“-Radardaten bestätigen nun diese Vermutung.

Mit der Sonde der europäischen Raumfahrtagentur Esa haben die Forscher um Orosei Teile der Südpolregion Planum Australe auf dem Roten Planeten abgesucht. Dort stießen sie auf eine deutlich abgegrenzte Region mit denselben Radarsignaturen, wie sie versteckte Seen unter dem Eis irdischer Polarregionen erzeugen.

Ein ständiger Vorrat flüssigen Wassers „bietet die Voraussetzung für Leben“

Ob es in dem unterirdischen Gletschersee auf dem Mars überhaupt Leben geben kann, ist unklar. Als andere Forscher auf der Erde den unterirdischen Lake Whillans in der Antarktis angebohrt haben, stießen sie auf zahlreiche Mikroben in der ewigen Finsternis.

Allerdings ist der Lake Whillans kein abgeschlossenes Ökosystem, sein Wasser tauscht sich über einen unterirdischen Fluss langsam aber regelmäßig aus. Zudem ist es am Mars-Südpol noch deutlich kälter als in der irdischen Antarktis. Die Temperatur des jetzt entdeckten unterirdischen Sees schätzen die Forscher auf minus 68 Grad Celsius.

Aufnahme des „Mount Sharp“ vom Marsrover Curiosity. Die Nasa rechnet in spätestens 20 Jahren mit Beweisen für außerirdisches Leben. Foto: Nasa/dpa

Um bei dieser frostigen Kälte flüssig zu bleiben, muss der unterirdische See voller Salze sein, die den Gefrierpunkt erheblich herabsetzen können. Magnesium-, Kalzium- und Natriumsalze sind auf dem Mars weit verbreitet. Es sei daher durchaus plausibel, dass diese auch in dem unterirdischen See vorkommen, argumentieren die Forscher um Orosei. Der nötige Salzgehalt macht es für mögliches Leben nicht gerade einfacher, allerdings sind von der Erde Mikroorganismen bekannt, die auch bei hoher Salzkonzentration überleben.

Der Mars ist nicht der einzige Himmelskörper mit flüssigem Wasser im Sonnensystem

Unterirdische Ozeane auf verschiedenen Eismonden der Planeten Jupiter und Saturn gelten gegenwärtig als aussichtsreichste Orte für die Fahndung nach außerirdischem Leben in unserem Sonnensystem. Ob sich der unterirdische Gletschersee auf dem Mars in diese Riege einreiht, bleibt abzuwarten.

Immerhin ist der neu entdeckte See möglicherweise kein Einzelfall: Da erst ein Bruchteil der Südpolkappe per Radar untersucht sei und die Methode wegen ihrer begrenzten räumlichen Auflösung nur unterirdische Seen mit einer bestimmten Mindestgröße nachweisen könne, gebe es keinen Grund anzunehmen, dass unterirdisches flüssiges Wasser nur an dieser einen Stelle auf dem Mars vorkomme, betonen die Autoren. (dpa/ts)

Das aus Aufnahmen der Esa-Sonde Mars-Express zusammengesetzte Bild zeigt eine riesige, eisige Spirale am Nordpol des Planeten. Foto: ESA/DLR/FU Berlin; NASA MGS MOLA Science Team/dpa/dpa



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