Kaffeesatz: Vom Bio-Müll zum Wundermittel

Stark oder mild, mit Milch oder Zucker. Mit Kaffee kommen Morgenmuffel auf Touren und Nachtschwärmer halten länger durch. Doch auch der Kaffeesatz hält einige Überraschungen bereit und wartet auf seinen vielfältigen Einsatz.
Schon eine Tasse Kaffee weckt die Lebensgeister. Aber wohin mit dem Kaffeesatz?
Schon eine Tasse Kaffee weckt die Lebensgeister. Aber wohin mit dem Kaffeesatz?Foto: iStock
Von 14. Dezember 2022

Früher war es den Weisen und Magiern vorbehalten, in die geheimnisvollen Tiefen einzutauchen, um aus den Überresten des getrunkenen Kaffees die Zukunft zu lesen. Doch im Kaffeesatz schlummern noch mehr Zauberkräfte. Er ist Dünger, Putzmittel, Geruchskiller, Schädlingsbekämpfer und ein echter Beauty-Geheimtipp – kurzum: viel zu schade, um auf dem Bio-Müll zu landen.

Kaffee ist laut Statistischem Bundesamt das mit Abstand beliebteste Heißgetränk in Deutschland. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei durchschnittlich knapp 170 Litern im Jahr. Damit fällt jede Menge Kaffeesatz an. Gut getrocknet kann man ihn leicht in einer Dose aufbewahren und bei Bedarf gezielt einsetzen.

Dünger

Kaffeesatz verfügt über viele Nährstoffe wie Phosphor, Kalium und Stickstoff, der Pflanzen als Dünger verabreicht werden kann. Klassisches Anzeichen für einen Kaliummangel der Pflanze sind vergilbte Blätter. Das Kalium aus dem Kaffeesatz fördert den Zellaufbau, während der Stickstoff für starkes Blattwachstum sorgt und Phosphor die Fruchtreife und Blütenbildung unterstützt.

Vor allem für Balkonpflanzen und Pflanzen, die sauren Boden beanspruchen, ist Kaffeesatz zu empfehlen. Dazu gehören neben Zitrusgewächsen beispielsweise auch Hortensien, Rhododendren und Kamelien. Nutzpflanzen wie Gurke, Tomate, Zucchini oder Heidelbeeren freuen sich ebenfalls über den Kaffeesatz.

Um Schimmel zu vermeiden, sollte der Kaffeesatz zunächst getrocknet werden – beispielsweise an einer sonnigen Stelle oder auf einem Blech im Backofen. Der Kaffeesatz sollte bei Balkonpflanzen eher sparsam unter die Erde gemischt werden, um eine Übersäuerung des Bodens zu vermeiden. Der Inhalt eines Kaffeefilters (etwa 30 Gramm Kaffeesatz) auf einen 10-Liter-Sack Blumenerde gilt als ideal. Bei Freilandpflanzen kann man großzügiger verfahren.

Zimmerpflanzen hingegen bekommt die Anwendung von kaltem Kaffee besser. Hierzu alle paar Wochen der Gießkanne eine halbe Tasse Kaffee zufügen. Dazu wird der alte Kaffeesatz zuvor einfach noch einmal aufgebrüht.

Es gibt aber auch eine Reihe von Pflanzen, die Kaffee weniger gut vertragen. Bei Stecklingen kommt das Koffein beispielsweise nicht gut an. Daher ist es ratsam, im Selbstversuch mit geringen Mengen zu beginnen oder sich gezielt zu informieren, ob Kaffeesatz geeignet ist.

Wer seinen Kaffeesatz auf dem Kompost verrotten lässt, zieht damit übrigens Regenwürmern an.

Schädlingsbekämpfung

Schnecken nehmen Reißaus, wenn man um die Pflanze – beispielsweise Salat – einen Ring aus Kaffeesatz streut, heißt es.

Bei Blattläusen soll eine Kaffee-Wasser-Lösung im Verhältnis von 1:1 helfen, mit der die Pflanze besprüht wird. Hierfür kann man den alten Kaffeesatz ebenfalls einfach noch einmal aufbrühen.

Vorbeugend kann man schon im Frühjahr Kaffeesatz im Wurzelbereich gefährdeter Pflanzen wie Rosen einbringen. Wenn hingegen Triebspitzen bereits stark mit Blattläusen befallen sind, schneidet man diese besser ab und spült die Läuse mit Wasser weg.

Blattläuse an einer Rose. Foto: iStock

Mückenschreck

An einem lauschigen Sommerabend kann man sich die wundersame Wirkung des getrockneten Kaffeesatzes ebenfalls zunutze machen und unliebsame Stechmücken vertreiben. Keine Angst, Sie müssen sich das schwarze Pulver nicht auf die Haut reiben, sondern in einem feuerfesten Gefäß mithilfe von etwas Zeitungspapier anzünden. Die Wirkung ist ähnlich wie bei Räucherstäbchen. Auch Wespen sollen auf diese Weise vertrieben werden können.

Topfreiniger

Wenn Töpfe und Pfannen unter hartnäckigen Verkrustungen leiden, rückt man ihnen mit Kaffeesatz zu Leibe. Dazu ein bisschen Kaffeesatz auf einen feuchten Schwamm geben und kräftig schrubben.

Peeling

Bei der Hautpflege sorgt Kaffeesatz für einen wahren Frische-Kick. Das im Kaffee enthaltene Koffein regt nicht nur die Durchblutung an, sondern lässt die Haut strahlender und jünger aussehen. Dank Peelingeffekt werden tote Hautschuppen entfernt.

Für eine pflegende Maske werden zwei Teelöffel Kaffeesatz mit je zwei Esslöffeln Olivenöl und Honig vermischt und auf Gesicht und Hals aufgetragen – die Augen dabei aussparen. Nach 10 bis 15 Minuten Einwirkzeit wird die Maske mit lauwarmem Wasser abgespült.

Peeling aus Kaffeesatz. Foto: iStock

Geruchskiller

Eine Schale Kaffeesatz im Kühlschrank bindet Gerüche und sorgt für angenehmen Kaffeeduft.

Auch Zwiebel- oder Knoblauchgeruch an den Händen lässt sich vertreiben, wenn man die Hände mit Kaffeesatz abreibt und mit klarem Wasser abspült. Dadurch verschwindet nicht nur der unangenehme Geruch, sondern die Haut fühlt sich dank des Peelingeffekts auch viel zarter an.

Die magischen Eigenschaften des Kaffeesatzes versagen jedoch, wenn es um Rohrreinigung geht. Das Mittel wird zu Unrecht als Geheimwaffe gegen Verstopfung angegeben, meinen Experten. Sie raten dringend davon ab, weil der Kaffeesatz sogar zu einem echten Verstopfungsproblem führen kann.



Falls Sie die Wirkung von Kaffeesatz ausprobieren wollen, aber selbst kein Kaffeetrinker sind, erkundigen Sie sich einfach bei Freunden oder im Café um die Ecke nach Kaffeesatz. Bei so vielen Kaffeetrinkern im Land sollte sich auch für Sie ein bisschen von dem Wundermittel finden lassen.



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