„Kein Zufall“: Machu Picchu wurde gezielt auf tektonischen Plattengrenzen erbaut

Es scheint, als ob die sagenumwobene Inkastadt Machu Picchu nirgends anders auf der Welt hätte stehen können. Geologe Rualdo Menegat fand heraus, dass sich kilometerlange geologische Verwerfungen exakt unter der Ruine kreuzen. Die Stadt selbst sei ein Abbild der Verwerfungslinien.
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Ein geologisches X markiert den "Schatz" Machu Picchu - Geologen haben herausgefunden, warum die Inkastadt ausgerechnet an keinem anderen Standort hätte erbaut werden können.Foto: iStock
Epoch Times28. September 2019

So schön Machu Picchu auch ist, es ist nicht der einfachste Ort, um eine Stadt zu errichten. Bis heute steht die Ruine hoch oben in den Anden, auf drei Seiten von steilen Abhängen zum Urubamba-Fluss umgeben. Ein Geologe aus Brasilien glaubt, das Rätsel um die sagenhafte Inkastadt gelöst zu haben. Warum wurde sie ausgerechnet dort errichtet – und warum ist sie bis heute so gut erhalten?

Machu Picchu liegt auf einem schmalen Bergrücken rund 2.430 Meter über dem Meeresspiegel inmitten eines abgelegenen Teils der Peruanischen Anden. Rund 200 Einzelstrukturen machten dieses urbane Zentrum laut UNESCO zu einem der größten des Inka-Reiches mit einer Bevölkerung von bis zu 1.000 Menschen in seiner Blütezeit. Seit ihrer Enthüllung im Jahr 1991 hat die Regenwaldstadt mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet werden konnte. Aber eine konnten Geologen nun doch beantworten.

Das Geheimnis liegt vermutlich tief unter der legendären Inkastadt, in den Verwerfungen, in denen sich tektonische Platten treffen. Diese „geologischen Fehler“ produzierten über Millionen von Jahren hinweg eine Fülle von Steinen und lieferten den Inkas schließlich die nötigen Baumaterialien.

Ein geologisches X markiert den „Schatz“ Machu Picchu

Es ist buchstäblich ein „X“, das den Ort für Machu Picchu markiert – wobei das X der Kreuzungspunkt von geologischen Verwerfungen ist, die von Nord-Ost nach Süd-West sowie von Nord-West nach Süd-Ost verlaufen. Darüber hinaus befinden sich auch andere Inkastädte, darunter Ollantaytambo, Pisac und Cusco nach Angaben der Forscher an ähnlichen Kreuzungen.

„Machu Picchus Standort ist kein Zufall“, sagt der Geologe Rualdo Menegat von der Federal University of Rio Grande do Sul in Brasilien. „Es wäre unmöglich, eine solche Anlage im Hochgebirge zu bauen, wenn das Substrat nicht gebrochen wäre.“

Bruchsteine fügen sich immer wieder in das Bild von Machu Picchu ein. Foto: iStock

Menegat und seine Kollegen kombinierten Daten aus Satellitenbildern und Feldmessungen gepaart mit einer geoarchäologischen Analyse, um Brüche unter der alten Inka-Festung zu kartieren. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Stadt über dem Schnittpunkt eines Netzes von Frakturen und Verwerfungen unterschiedlicher Länge und Größe liegt. Einige der von den Forschern identifizierten Fehler erstrecken sich über eine Länge von bis zu 175 Kilometern.

„Wir zeigen, dass die Inka-Entwickler bewusst kreuztektonische Fehler gewählt haben, um ihre Städte zu bauen. Tatsächlich waren die Felsen in Machu Picchu so zersplittert, dass es möglich war, Städte auf hohem topographischem Niveau zu bauen, strategisch sicher sowohl vor geologischen Gefahren als auch vor unwirtlichen Andenbedingungen. Darüber hinaus wurden die Hauptsektoren, Gebäude und Treppen nach den drei genannten Fehlerrichtungen gebaut“, so die Zusammenfassung der Studie.

Dank perfekter Ortswahl und geologischer Fehler bis heute erhalten

„Doch damit nicht genug. Sogar die Gebäude und die Treppen der Stadt Machu Picchu spiegeln die Fehler unter ihnen bis zu einem gewissen Grad wider“, sagt Menegat. „Das Layout spiegelt deutlich die Frakturmatrix wider, die dem Standort zugrunde liegt.“

Ein Teil des Mauerwerks, aus dem die Gebäude und Tempel von Machu Picchu bestehen, ist so gut zusammengefügt, dass es auch ohne Mörtel keine Spalten in den Fugen gibt. Die perfekte Passform ermöglicht zudem, dass die Steine bei einem Erdbeben „tanzen“ und anschließend wieder an ihren ursprünglichen Ort rutschen würden.

Fugen- und mörtellose Bauweise machen die Gebäude in Machu Picchu erdbebensicher. Auch nach über 600 Jahren. Foto: iStock

Durch die Verwerfungen, die Steine mit kongruenten Bruchkanten erzeugten, ist es denkbar, dass die Inkas mit der Wahl des Standorts viel Zeit und Energie gespart haben. „Die intensive Frakturierung dort prädisponierte die Gesteine dazu, entlang derselben Schwächungsebenen zu brechen, was die Energie, die zum Schneiden benötigt wurde, stark reduzierte“, sagte Menegat.

Es hätte noch andere Vorteile gegeben, eine Stadt über einem tektonisch aktiven Gebiet zu bauen. Die Verwerfungen, die Schmelzwasser und Regenwasser in die Stadt leiten, hätten gleichzeitig dazu beigetragen, den Standort nach starken Regenfällen in der Region zu entwässern.

Bis zu zwei Drittel der Bauarbeiten entfielen auf die unterirdische Entwässerung, was laut früheren Untersuchungen eine „bedeutende Leistung im Bereich der öffentlichen Arbeiten“ darstellt. Außerdem hätte die hohe Lage der Stadt sie von Lawinen und Erdrutschen isoliert.

Bleibt nur noch die Frage, woher wussten die Inka, dass sich gerade unter ihrer Hauptstadt tektonische Verwerfungen befanden? (ts)



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