Oumuamua: Weder Asteroid noch Komet – und vielleicht nicht allein

Oumuamua, der intergalaktische "Botschafter", der 2017 an der Erde vorbeiflog und wider Erwarten beschleunigte, ist doch kein Komet. Astronomen von Havard-Smithsonian entfachen damit erneut die Diskussion was Oumuamua eigentlich ist, wo es herkommt – und ob es noch mehr gibt.
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Oumuamua wurde im Jahr 2017 entdeckt – rund um dieses Objekt ranken sich zahlreiche Geheimnisse.Foto: iStock
Von 21. August 2020

Es bleibt weiter spannend um Oumuamua. Jüngste Untersuchungen legen nahe, dass das Himmelsobjekt entgegen früherer Annahmen nicht aus molekularem Wasserstoff-Eis besteht – und damit kein Komet ist.

Zu diesem Ergebnis kommen Astronomen des Center for Astrophysics Harvard & Smithsonian (CfA) und des Korea Astronomy and Space Science Institute (KASI). Sie beschäftigten sich mit der Frage, ob ein auf Wasserstoff basierendes Objekt tatsächlich die Reise vom interstellaren Raum in unser Sonnensystem überhaupt hätte antreten können. „The Astrophysical Journal Letters“ veröffentlichte die Studie Mitte August.

Theorie vom intergalaktischen Eisberg bröckelt

Oumuamua – hawaiianisch für Botschafter – reiste 2017 mit einer Geschwindigkeit von 315.000 Kilometer pro Stunde. Oumuamua wurde zunächst als Asteroid klassifiziert. Als er später jedoch unerwartet beschleunigte, stellte man fest, dass er eher kometenähnliche Eigenschaften hatte. Doch das intergalaktische Objekt mit einem Radius von 200 Metern passte auch nicht in diese Kategorie. Zudem ist sein Entstehungsort bis heute ein Rätsel.

„Der wahrscheinlichste Ort, an dem Wasserstoff-Eisberge [Kometen] entstehen, liegt in der dichtesten Umgebung des interstellaren Mediums. Das sind riesige Molekülwolken“, erklärte Dr. Avi Loeb vom CfA. So vermuteten Astronomen Oumuamuas Ursprung in einer gigantischen Molekülwolke mit der Bezeichnung W51 – in nur 17.000 Lichtjahren Entfernung, eine der erdnächsten ihrer Art.

Nachdem Beobachtungen des Weltraumteleskops Spitzer Anfang dieses Jahres keinerlei Ausgasung von Molekülen auf Kohlenstoffbasis gezeigt hatten, bröckelte die These Oumuamua sei ein Wasserstoff-Eisberg.

Obwohl „der Vorschlag von Seligman und Laughlin vielversprechend erschien“ – er könnte sowohl die extrem langgestreckte Form als auch die nicht-gravitationelle Beschleunigung erklären – basiert er auf einer Annahme. Die Autoren gingen davon aus, dass sich Wasserstoffeis in dichten Molekülwolken bilden könnte. „Wenn dies zutrifft, könnten H2-Eisobjekte im Universum reichlich vorhanden sein und hätten somit weitreichende Auswirkungen“, erklärte Dr. Thiem Hoang vom KASI.

„Wir hatten jedoch den Verdacht, dass Wasserstoff-Eisberge die Reise – die wahrscheinlich Hunderte von Millionen Jahren dauert – nicht überleben könnten, weil sie zu schnell verdampfen“, so Hoang weiter.

Ein Oumuamua-ähnliches Objekt pro Monat

Nach dem Wissen der Astrophysik entstehen feste Objekte durch klebrige Zusammenstöße von Staub. Im Falle eines Wasserstoff-Eisbergs könnte jedoch bereits die kollisionsbedingte Erwärmung den Wasserstoffmantel verdampfen lassen und die Teilchen am Wachstum hindern.

Auch die Erwärmung durch Sternenlicht hat laut Loeb eine zerstörerische Wirkung. Erwärmung durch Kollisionen und Sternenlicht könnte demnach auch Wasserstoff-Eisberge von der Größe von Oumuamua zerstören, bevor sie ihre interstellare Reise antreten. Daraus schlussfolgern die Forscher, dass „Oumuamua nicht von einer Molekülwolke aus in unser Sonnensystem gereist ist.“

„Dieses Objekt“, fügte Hoang hinzu, „ist mysteriös und schwer zu verstehen, weil es eigentümliche Eigenschaften aufweist, die wir von Kometen und Asteroiden in unserem Sonnensystem noch nie gesehen haben.“

Während die Natur des interstellaren Reisenden derzeit ein ungelöstes Rätsel ist, ist Loeb zuversichtlich, dass es nicht lange so bleiben wird. Vor allem, wenn Oumuamua nicht allein ist. „Wenn [es] ein Mitglied einer Population ähnlicher Objekte auf zufälligen Flugbahnen ist, dann sollte das [derzeit im Bau befindliche] Vera C. Rubin-Observatorium (VRO) […] ungefähr ein Oumuamua-ähnliches Objekt pro Monat entdecken.“

(Mit Material des Center for Astrophysics Harvard & Smithsonian (CfA))



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