Papua-Neuguinea: Gehört dieses Flugzeug-Wrack Amelia Earhart?

Es gibt viele Ideen darüber, was mit Earhart passiert ist, sagte Chris Williamson, Projektleiter des Podcasts "Chasing Earhart". Das Wrack einer vermeintlichen Lockheed Electra 10E vor Papua-Neuguineas Küste könnte das Rästel um die Flugpionierin lösen.
Titelbild
Die berühmte US-amerikanische Flugpionierin Amelia Earhart verschwand auf ihrem letzten Flug im Jahre 1937 spurlos.Foto: Stephani Gordon/Open Boat Films - Mit freundlicher Genehmigung Projekt Blue Angel
Epoch Times10. Februar 2019

Amelia Mary Earhart geboren im Jahre 1897 in Atchison, Kansas, war die erste Frau, die allein mit einem Flugzeug den Atlantik überquerte. 1937 fasste sie sich das Ziel, als erster Mensch die Erde am Äquator zu umrunden und erneut in die Geschichtsbücher einzugehen. Doch dann verschwand die US-amerikanische Flugpionierin unerwartet bei ihrem Flug über den Pazifischen Ozean.

Ein Junge sah den Absturz eines Flugzeuges

Genau zu dieser Zeit sah ein kleiner Junge auf einer Insel Papua-Neuguineas ein Flugzeug abstürzen. Es heißt, dass die linke Tragfläche in Flammen aufging und das Flugzeug auf den Strand prallte. Als der kleine Junge diese Nachricht seinen Eltern erzählte, glaubte ihm jedoch niemand.

Die Gezeiten zogen das Flugzeug schnell in das Meer, bis es schließlich sank und von Korallen bedeckt wurde. Nun werden Vermutungen laut, dass dies nicht irgendein Flugzeug war. Vielmehr glaubt ein Amateurhistoriker, dass es sich dabei um das Flugzeug von Amelia Earhart handeln könnte.

Luftaufnahme von Buka. Foto: Stephani Gordon/Open Boat Films – Mit freundlicher Genehmigung Projekt Blue Angel

„Wir sind immer noch dabei herauszufinden, wessen Flugzeug es ist. Wir wollen nicht vorwärts springen und davon ausgehen, dass es Amelia gehört“, sagte William Snavely, der Direktor des Project Blue Angel, gegenüber Live Science. Ihr Ziel ist es, das bislang unbekannte Flugzeug zu identifizieren. „Aber alles, was wir bisher gesehen haben, spricht für diese Vermutung.“

Tauchexpedition gibt erste Einblicke ins Flugzeug

Auf einer Tauchexpedition im August 2018 untersuchten Taucher das gesunkene Flugzeug. Sie erkannten dabei, dass das Wrack bestimmte Eigenschaften von Earharts Flugzeug, einer Lockheed Electra 10E, aufwies. Weiterhin fand das Team eine Glasscheibe, die möglicherweise eine Scheinwerferabdeckung sein könnte, so Snavely.

Ein Teil des Wracks, das möglicherweise eine Scheinwerferabdeckung ist. Foto: Stephani Gordon/Open Boat Films – Mit freundlicher Genehmigung Projekt Blue Angel

Allerdings seien noch viel mehr Analysen erforderlich, erläutert er zusätzlich. Die Gruppe hat jetzt eine GoFundMe-Seite erstellt, um Geld für eine zweite Reise nach Papua-Neuguinea zu sammeln. Außerdem müssen die Experten das Glas noch genauer untersuchen, sagte Snavely weiter.

„Es ist offensichtlich ein sehr altes Glas, das außerdem deutlich mit Seepocken bedeckt ist“, sagte Snavely zu Live Science. „Es hat in etwa die Form und den Durchmesser, wie die, die in den 1930er Jahren für Lockheed-Flugzeuge verwendet wurden. Aber noch können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich um eine Lockheed-Leuchte handelt. Das ist es, was wir gerade überprüfen lassen.“

Filmemacherin Stephani Gordon bei Filmarbeiten am Cockpit. Foto: Stephani Gordon/Open Boat Films – Mit freundlicher Genehmigung Projekt Blue Angel

Flugpionierin Amelia Earhart begeistert schon früh

Snavely sagte, dass er sich seit seiner Kindheit für Earhart interessiert hat, als er Modellflugzeuge baute. Er hatte sogar eine Spielzeugreplik der Lockheed Electra 10E.

Später, als er sich mit Earharts mysteriösem Verschwinden beschäftigte, erkannte er eine wichtige Tatsache. Earhart und ihr Navigator Fred Noonan versuchten, die Welt zu umrunden, aber sie verschwanden am 2. Juli 1937, nachdem sie Lae, Neuguinea, verlassen hatten. Ihr Ziel war es Howland Island zu erreichen, doch sie kamen nie an.

Die meisten Earhart-Forscher suchten nach dem Absturz in der Nähe von Howland Island. Nur wenige hatten stattdessen die ersten 70 Prozent ihrer Route durchsucht, erkannte Snavely. In diesem Moment erkannte er, was er zu tun hatte.

Auf eigene Faust nach Papua Neuguinea

Im Jahr 2005 flog er nach Rabaul, Papua Neuguinea, mit dem Plan, mit Einheimischen zu sprechen. Er hatte die Hoffnung, das die Menschen Informationen über einen mysteriösen Flugzeugabsturz geben könnten. Und tatsächlich – Snavely hatte Glück. Er traf auf einen Beamten, der von einem Unfall wusste, den ein kleiner Junge vor vielen Jahren gesehen hatte.

Offenbar entdeckte auch ein Schwammtaucher 1995 das Wrack und bestätigte so die Aussage des Jungen. Inzwischen ist der kleine Junge von damals verstorben, sodass Snavely nicht die Möglichkeit hatte, seine Geschichte zu hören. 1995, als der Taucher das Flugzeug zum ersten Mal entdeckte, war er jedoch noch am Leben und konnte den Fund bestätigen.

Ein Einheimischer zeigt den Fundort des Wracks nahe Matsungan Island. Foto: Stephani Gordon/Open Boat Films – Mit freundlicher Genehmigung Projekt Blue Angel

Der Beamte bat Snavely um markante Merkmale, die die Electra von anderen Flugzeugen unterscheidet. Auf diese Weise könnte er den Schwammtaucher das Wrack erneut besuchen lassen, um zu sehen, ob die Merkmale übereinstimmen.

Dankend nannte Snavely dem Mann einige Eigenschaften: Doppelmotor, doppeltes Leitwerk, eine Tür auf der Seite des Piloten, eine Ringöse auf der Vorderseite für Navigationszwecke und einen Holm für die Antenne. Zu Snavelys Überraschung bestätigte der Beamte später, dass das Flugzeugwrack alle Merkmale hatte.

Auf dem Weg zum Wrack diskutieren die Taucher ihre Vorgehensweise. Foto: Stephani Gordon/Open Boat Films – Mit freundlicher Genehmigung Projekt Blue Angel

Führten ein leerer Tank und schlechtes Wetter zum Absturz?

Das Wrack liegt vor einer kleinen, bewohnten Insel in der Nähe der Stadt Buka auf der Ostseite von Papua Neuguinea. Snavelys Hypothese beruht weitgehend auf der Annahme, dass der Gastank der Electra nicht bis zur vollen Kapazität gefüllt war, als Amelia und Noonan von Papua-Neuguinea starteten. Dies ist jedoch umstritten.

Bislang gibt es keine eindeutigen Beweise dafür, wie viel Treibstoff an diesem Tag an Bord gebracht wurde, so Mary Lovells Buch „The Sound of Wings: Das Leben von Amelia Earhart“. Nach einigen Quellen war der Gastank nicht vollständig gefüllt, da das Flugzeug bereits sein maximales Abfluggewicht erreicht hatte. Nach anderen Quellen, war es jedoch „fast ganz gefüllt“, schrieb Lovell in das Buch.

11. Juni 1937: Amelia Earhart und ihr Navigator Fred Noonan im Hangar des Parnamirim Flugplatzes in Natal, Brasilien. Foto: Topical Press Agency/Getty Images

Unter der Annahme, dass der Tank nicht ausreichend gefüllt war, ist es möglich, dass Earhart und Noonan beschlossen haben, das Flugzeug umzudrehen, nachdem sie in starken Gegenwind geraten waren. Möglicherweise erkannten die Piloten, dass sie es nicht nach Howland Island schaffen würden und änderten die Flugroute. Eine Möglichkeit sei demnach Buka, da es hier die nächste bekannte Start- und Landebahn gab, so Snavely.

Doch aus bislang ungeklärten Gründen kam Earhart und Noonan nicht an. Möglicherweise könnten sie in ein turbulentes Gewitter geraten und auf der Insel neben Buka abgestürzt sein, erklärt Snavely weiterhin.

Viele Hypothesen zu Earharts Verschwinden

Es gibt viele Ideen darüber, was mit Earhart passiert ist, sagte Chris Williamson, Projektleiter des Podcasts „Chasing Earhart“. Er war es der die verschiedenen Hypothesen über ihr Verschwinden untersuchte. Die Mehrheit dieser Hypothesen passt in fünf Hauptkategorien, so Williamson.

1. Die Electra stürzte ab und sank in den riesigen Pazifik. Oder vielleicht landete Earhart das Flugzeug absichtlich auf dem Wasser, woraufhin es sank.

2. Earhart und Noonan wurden von den Japanern gefangen genommen. Dann starben sie entweder in Gefangenschaft oder wurden hingerichtet.

3. Earhart und Noonan wurden zu Schiffbrüchigen auf einer fernen Insel, vielleicht auf Nikumaroro (früher Gardner Island genannt). Es ist möglich, dass sie einige Zeit überlebt haben. In diesem Szenario ist es unklar, wer zuerst gestorben ist.

4. Stattdessen auf einer einsamen Insel zu stranden, wurde sie in die Vereinigten Staaten zurückgebracht, wo sie den Namen Irene Bolam annahm. Dies wird jedoch von Bolam selbst, laut der New York Times, bestritten.

5. Die Buka-Hypothese, in der Earhart das Flugzeug umdrehte und dann gegen die Insel bei Buka stürzte.

Amelia Earhart vor ihrem Flugzeug namens „Friendship“ in Neufundland. Foto: Getty Images

Williamson lobte Snavely für seinen skeptischen Ansatz. „Er ist sehr vorsichtig damit“, sagte Williamson zu Live Science. „Er sagt nicht, dass wir sie gefunden haben.“

Währenddessen hofft Snavely zu erfahren, wer bei dem Absturz des Buka-Flugzeugs ums Leben kam. „Wir sind an diesem Punkt gerade dran“, sagte Snavely. „Jemand ist in diesem Flugzeug gestorben und wir würden gerne wissen, wer es war, um es ihren Familien zu sagen.“



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