Boykott: H&M, Adidas und Nike bekommen Chinas Zorn zu spüren

Dieser Gastbeitrag ist der Originaltext zum Video: „Boykott: H&M, Adidas und Nike bekommen Chinas Zorn zu spüren“ vom YouTube-Kanal „Leas Einblick“

Nachdem die EU Sanktionen gegen China wegen des Vorgehens gegen die muslimische Minderheit der Uiguren in der Provinz Xinjiang angekündigt hat, haben Großbritannien, Kanada und die USA in Absprache Sanktionen gegen China verhängt.

Die Sanktionsspirale dreht sich aber noch weiter.

Denn jetzt verhängt China Sanktionen gegen die Briten.

Darüber hinaus hat die Jugendorganisation der Kommunistischen Partei Chinas eine landesweite Boykott-Kampagne gegen westliche Bekleidungshersteller angestoßen.

Die erste Zielscheibe war die schwedische Firma H&M. Auch deutsche Hersteller wie Adidas und Puma sowie zahlreiche andere westliche Marken wie Zara und Nike sind unter Beschuss geraten.

Ist eine neue Eiszeit zwischen der EU und China angebrochen?

Briten auf Chinas Sanktionsliste

Am Freitag, den 26. März, hat China Sanktionen gegen neun Briten und vier britische Organisationen verhängt.

Auf der Sanktionsliste steht der Vorsitzende des britischen Parlamentsausschusses für auswärtige Angelegenheiten, Tom Tugendhat.

Unter den Betroffenen ist auch der ehemalige Vorsitzende der Konservativen Partei, Iain Duncan-Smith, sowie die Wissenschaftlerin Jo Smith Finley.

Auch die Menschenrechtskommission der Konservativen Partei und die von der Partei gegründete China Forschungsgruppe, die sich gezielt mit China-Themen befasst, wurden bestraft.

Alle Sanktionierten hätten „böswillige Lügen und Desinformationen verbreitet“, sagte das chinesische Außenministerium. Sie und ihre Familienangehörigen dürfen künftig nicht mehr nach China, einschließlich Hongkong und Macau, reisen. Weiterhin hieß es, dass sie keine finanziellen Geschäfte mit chinesischen Bürgern und Einrichtungen mehr betreiben dürften.

Damit ist diese Runde der Sanktionen noch nicht zu Ende.

China kündigt noch weitere Sanktionen an und zwar gegen einige britische Anwälte, die sich für die Menschenrechte der Uiguren eingesetzt haben, und auch gegen kanadische Parlamentarier. Diese hätten sich alle „ernsthaft in die inneren Angelegenheiten Chinas eingemischt“.

Die Parteiführung in China bestreitet die Existenz von Haftlagern in der Provinz Xinjiang. Menschenrechtsorganisationen zufolge sind dort jedoch über eine Million Uiguren und andere Muslime eingesperrt.

Chinas lang anhaltende Sanktionswelle

Laut der Parteizeitung „Global Times“ hat sich China auf eine lang anhaltende Sanktionswelle eingestellt. „Sanctions and counter-sanctions between China and the West will last for a long time“, auf Deutsch: „Sanktionen und Gegensanktionen zwischen China und dem Westen werden noch lange andauern“, so die Zeitung.

„Durch diese Gegenmaßnahmen versucht China, ein neues Modell und neue Regeln für den Austausch mit Großbritannien zu etablieren“, schreibt Global Times weiter.

Diese klare Ansage zur Konfrontation ist ein Zeichen für einen deutlichen Kurswechsel in Chinas Außenpolitik, nämlich: die außenpolitische Zurückhaltung gehört nun der Vergangenheit an. Das neue Credo Chinas jetziger Staats- und Parteiführung heißt: „Auge um Auge, Zahn um Zahn. Und zwar doppelte Vergeltung!“

Den Zorn von Chinas Parteiführung wegen der internationalen Kritik an Zwangsarbeit und Haftlagern in der Provinz Xinjiang bekommen jetzt viele internationale Bekleidungshersteller zu spüren.

Über 200 westliche Marken betroffen

In einer landesweiten Boykott-Kampagne ist die schwedische Modekette H&M als erste Zielscheibe der Wut Pekings zum Opfer gefallen.

Über 200 weitere westliche Marken sind inzwischen betroffen, darunter die deutschen Hersteller Adidas und Puma, die britische Marke Burberry, die spanische Marke Zara, die amerikanischen Marken Nike, Converse, Calvin Klein und New Balance sowie der japanische Hersteller Uniqlo.

Die Boykott-Kampagne begann zwei Tage nach den EU-Sanktionen gegen China. Der Jugendverband der kommunistischen Partei Chinas hat die Kampagne angestoßen. Die KP-Organisation schrieb in einem Blogeintrag auf dem chinesischen sozialen Netzwerk Weibo: „In China Geld verdienen zu wollen, während man falsche Gerüchte streut und Baumwolle aus Xinjiang boykottiert? Wunschdenken!“

Dieser Blogeintrag wirkte wie ein Startschuss für eine Jagd auf westliche Bekleidungshersteller.

Eine alte Mitteilung von H&M wurde aus dem Internet herausgefischt und referenziert. Darin hatte das Unternehmen erklärt, keine Baumwolle aus Xinjiang mehr beziehen zu wollen, um mögliche Zwangsarbeit nicht zu unterstützen.

Daraufhin wurde H&M sofort von allen chinesischen Online-Plattformen heruntergenommen. Einkaufszentren haben die H&M-Werbeschilder abgebaut. Wer auf seinem Handy über Apple Maps oder Baidu Maps nach H&M-Geschäftsstellen in China sucht, findet sie nicht mehr. Während China H&M ins Visier nimmt, verschwindet das Unternehmen aus dem Blickfeld der chinesischen Internetnutzer.

Im Internet kursieren Bilder und Videoclips, die zeigen, wie aufgebrachte chinesische Nutzer Kleidungsstücke und Etiketten von H&M und Nike zerschneiden. In diesem Videoclip wird gezeigt, wie ein Chinese seine Nike-Schuhe in Brand setzt, wohl gemerkt mit einem amerikanischen Feuerzeug.

Aus Angst davor, die Wut auf sich zu ziehen, kündigten über 50 bekannte Werbegesichter, Sänger und Schauspieler einer nach dem anderen an, nicht mehr mit den betroffenen westlichen Firmen zusammenarbeiten zu wollen.

Kein direkter Angriff auf die USA

Die Boykott-Kampagne ist offensichtlich eine Antwort auf die Sanktionen der EU, Großbritannien, den USA und Kanada.

Das Auffallende dabei ist: Die kommunistische Parteiführung in China hat sich diesmal wieder nicht getraut, sich direkt mit den USA anzulegen. Anstatt ein US-amerikanisches Unternehmen als die erste Zielscheibe zu nehmen, hat sie die schwedische Modekette H&M ausgesucht.

Die USA sind das erste Land, das wegen Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang Sanktionen gegen China verhängt hat – und zwar im Juli letztes Jahres.

Im Januar dieses Jahres verkündete die Trump-Regierung ein Importverbot für Baumwolle aus Xinjiang sowie für alle Produkte, die aus diesen Materialien hergestellt werden.

Da sich die Berichte über die Zwangsarbeit in zahlreichen Industrien mehren, darunter auch die Baumwollproduktion in Xinjiang, sind internationale Unternehmen aus Europa und den USA aufgefordert, ihre Lieferkette von Vorprodukten aus Xinjiang zu bereinigen. Der Chef der Lieferkette von H&M musste im letzten November vor dem britischen Parlament aussagen, dass das Unternehmen keine Baumwolle aus Xinjiang in seinen Produkten verwendet.

H&M und viele andere Hersteller arbeiten mit der „Better Cotton Initiative“ (BCI) zusammen – eine Initiative zur Förderung nachhaltig produzierter Baumwolle. Ihr Sitz ist in Genf.  BCI hat die Zertifizierung von Baumwolle aus Xinjiang vor etwa einem Jahr gestoppt. Die Organisation erklärte dazu: Wegen Vorwürfe der Zwangsarbeit und anderer Menschenrechtsverletzungen sei eine saubere Zertifizierung nicht mehr möglich.

In den letzten Monaten haben viele Unternehmen, die der BCI angeschlossen sind, Mitteilungen veröffentlicht, in denen sie erklären, keine Baumwolle aus Xinjiang zu beziehen.

Wie geht es weiter mit dem Boykott?

Wie lange diese Boykott-Kampagne weiterlaufen wird, kann keiner sagen. Denn der aufgeheizte Nationalismus ist ein doppelseitiges Schwert. Es ist klar, dass viele westliche Firmen, vor allem die Sportartikelhersteller, den wachsenden chinesischen Markt nicht verlassen wollen. Wenn das geschäftliche Leben den westlichen Unternehmen aber zu schwer gemacht wird, wird wahrscheinlich doch das eine oder andere China verlassen oder das Personal in China abbauen wollen. Dies wiederum wird dem chinesischen Arbeitsmarkt schaden.

Wie auch immer stellt Pekings Vorgehen westliche Firmen zunehmend vor Schwierigkeiten. Wenn sie weiterhin Geschäfte in China machen wollen, dann müssen sie wohl oder übel nach Pekings Pfeife tanzen, ansonsten werden sie bestraft. Wenn sie sich aber nicht von Produkten distanzieren, die eventuell aus der Zwangsarbeit entstehen, geraten sie in ihren Heimatländern immer mehr unter Druck durch ihre Regierungen und natürlich auch in die Kritik der öffentlichen Meinung.

Es ist definitiv eine schwierige Situation, für die es keine leichte Lösung gibt.



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