Brasiliens Präsident zu Besuch in Peking: Anti-West-Block setzt sich in Marsch

Jahrzehntelang war Brasilien außenpolitisch neutral, doch nun wendet sich Lula Peking zu. Zusammen mit Chinas Staatschef will er die Welt neu ordnen. Zwei Experten warnten gegenüber Epoch Times vor den Sicherheitsgefahren.
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Der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva (r) inspiziert eine Ehrengarde mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping während einer Willkommenszeremonie vor der Großen Halle des Volkes in Peking, China, am 14. April 2023.Foto: Ken Ishii,-Pool/Getty Images
Von 17. April 2023

Bei dem pompösen Staatsbesuch des neuen brasilianischen Präsidenten in Peking unterschrieben Luiz Inácio Lula da Silva und Chinas Staatschef Xi Jinping mehr als 20 neue bilaterale Abkommen. Einige Experten sehen darin verschärfte Gefahren für die Vereinigten Staaten aufkommen.

„Durch die massiven Finanzspritzen in die brasilianische Wirtschaft hat sich Peking Brasiliens Loyalität erkauft, sodass Pekings antiwestlichem Einfluss schwer standzuhalten“ sei, sagte die Sicherheitsanalystin und Anwältin Irina Tsukerman gegenüber The Epoch Times.

Brasilien pflege bereits eine langjährige Beziehung zu China, aber die aktuelle Wende sei „besonders prekär“. Brasilien wie auch Venezuela seien im Begriff, zentrale Knotenpunkte für einflussreiche Netzwerke in ganz Lateinamerika zu werden, die Peking dienlich sind.

Geheimdienstnetzwerke, Drogenkartelle, Unterstützung Chinas beim Handel mit Fentanyl […] und politischer Einfluss, der Pekings Interessen begünstigt und die Sicherheitsinteressen der USA gefährdet“, so die Gründerin der Beratungsfirma Scarab Rising weiter.

Staatsbesuch läutet neue Ära ein

Oberflächlich gesehen war es ein ganz normaler diplomatischer Besuch. In der Tat läutet er eine neue Ära ein. Bereits im Vorfeld hatte Lula angekündigt, die Beziehungen zu Peking intensivieren zu wollen – auch in strategischer Hinsicht. Unter Ex-Präsident Jair Bolsonaro waren die Beziehungen zu China auf dem Tiefpunkt angekommen.

China ist Brasiliens größter Handelspartner. Die beiden Länder sind Eckpfeiler des Handelsbündnisses BRICS, zu dem auch Russland, Indien und Südafrika gehören. Gemeinsam wollen sie den US-Dollar im gemeinsamen Handel ersetzen und als globale Reservewährung verdrängen.

Seit der Rückkehr des linksgerichteten Lula als Staatschef wächst die Besorgnis hinsichtlich Brasiliens Rolle auf dem südamerikanischen Kontinent. Das Ganze begann, als Lula am 26. Februar iranische Kriegsschiffe begrüßte. Nur drei Tage später kündigt er an, dass Brasilien bei Handelsgeschäften künftig den chinesischen Yuan anstelle des US-Dollars verwenden werde.

Die Rolle der BRICS-Entwicklungsbank

Breits im März warnte der republikanische Senator James Risch in den USA in einem Ausschuss vor der Zusammenarbeit Brasiliens mit „bösartigen ausländischen Einflüssen“, einschließlich China. Der stellvertretende Staatssekretär im US-Außenministerium, Brian Nichols, kritisierte Chinas enorme Investitionen in die gemeinsamen Vorhaben und hielt sie für „absolut besorgniserregend“.

Teil der Vereinbarung beider Länder ist die Nutzung der von Peking unterstützten BRICS-Entwicklungsbank als Clearingstelle für den Yuan. Ziel der Bank ist es, den chinesischen Yuan in ganz Amerika immer stärker in Umlauf zu bringen.

„Wir sehen in der ganzen Hemisphäre, dass die Versprechungen der VR China in Bezug auf die Qualität ihrer Investitionen und die mit ihren Investitionen verbundenen Schulden falsch sind“, bekräftigte Nichols.

Während seines Aufenthalts in Shanghai verfolgte Lula die offizielle Amtseinführung der künftigen Leiterin der Bank, Dilma Rousseff. Rousseff war in den 1960 Jahren eine marxistische Guerillakämpferin und ab 2011 Präsidentin Brasiliens. Der Kongress klagte sie im Jahr 2016 wegen Misswirtschaft im Haushalt an.

Lulas Annäherung an Peking schon lange geplant

Brasiliens Ex-Außenminister Ernesto Araújo sagte gegenüber Epoch Times, dass Lulas Annäherung an Peking und die Bevorzugung der BRICS-Länder seit langem geplant gewesen sei.

Sie [die BRICS] wollen im Grunde die USA als Weltmacht abschaffen“, so Araújo, der unter Bolsonaro diente.

Schon vor seiner Amtszeit habe sich Brasiliens neuer Staatschef darum bemüht, die Beziehungen zu antiamerikanischen Regierungen zu stärken, so der Politiker. Während seiner Tätigkeit unter Bolsonaro hingegen sei das Bündnis in den Hintergrund getreten. Mit Lula an der Spitze hätten sich die Prioritäten in der Politik wieder verschoben.

Jetzt ist klar, dass Lula mit den BRICS voll durchstarten will“, so Araújo.

Und das sei nicht weiter überraschend. Denn Lula und Venezuelas Ex-Machthaber Hugo Chavez waren beide Gründungsmitglieder des südamerikanischen Handelsbündnisses UNASUR.

Das Staatenbündnis umfasst zurzeit zwölf Mitglieder und wurde im Jahr 2008 gegründet. Chavez erklärte damals, UNASUR sei dazu gedacht, den Einfluss der USA in der Region zu verdrängen.

Sicherheitsrisiken im Zusammenhang mit Ukraine-Krieg

Ein weiteres mögliches Sicherheitsrisiko für die USA sieht Sicherheitsexpertin Tsukerman im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. Mit der „Entdollarisierung“ würden die Wirkungen der Sanktionen geschwächt und damit eine der mächtigsten nichtmilitärischen Waffen, die den USA zur Verfügung stünden, weniger funktionieren.

Die Sanktionen gegen Russland würden nicht nur Russland, sondern auch andere Länder wie Brasilien und Argentinien treffen. Angesichts ihrer schwindenden Dollarreserven suchten sie dringend nach Alternativen.

Das führe wiederum zu einer allgemeinen Bereitschaft, den Dollar aufzugeben und eine Infrastruktur für eine neue globale Reservewährung aufzubauen – eines der Hauptziele des BRICS-Abkommens.

„Auch wenn der Yuan als Tauschwährung in unmittelbarer Zukunft den US-Dollar in Lateinamerika nicht vollständig ersetzen wird, so birgt seine Einführung doch das Risiko, den finanziellen Einfluss der USA zu schwächen und die Umgehung von Sanktionen zu erleichtern. Nicht nur für China und Russland, sondern auch für alle ihre regionalen Verbündeten“, so Tsukerman.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: Brazil’s Lula, China’s Xi Solidify Anti-West Bloc Aimed at Displacing US (deutsche Bearbeitung nh)



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