Corona-Demos als Superspreader-Event? Fake oder Fakt?

"Man kann dem Text zugutehalten, dass es sich um ein „Discussion Paper“ handelt, auch wenn die Autoren ihre Arbeit bereits in der Zusammenfassung als „Studie“ bezeichnen. Um ein gutes Studienobjekt handelt es sich dabei in jedem Fall", schreibt Gastautor Prof. Dr. Thomas Rießinger.
Von 14. Februar 2021

Rechtzeitig und sozusagen als Begleitgeschenk zum neuen Auftritt des Trios Merkel-Söder-Müller (für alle, die mit dem Namen Müller nichts anfangen können: Es handelt sich um den Regierenden Bürgermeister Berlins) haben zwei aufstrebende Wissenschaftler eine Studie des Namens „Spreading the Disease: Protest in Times of Pandemics“ veröffentlicht, in der sie den Nachweis erbringen wollen, dass Proteste, insbesondere Demonstrationen gegen die von manchen bejubelten und ersehnten, von anderen kritisierten und abgelehnten Coronamaßnahmen der Regierung zur massiven Verbreitung des Virus und Anheizung der Pandemie führen müssen.

Man kann dem Text zugutehalten, dass es sich um ein „Discussion Paper“ handelt, auch wenn die Autoren ihre Arbeit bereits in der Zusammenfassung als „Studie“ bezeichnen. Um ein gutes Studienobjekt handelt es sich dabei in jedem Fall.

Kurz gesagt, wollen die Autoren einen Zusammenhang zwischen bestimmten Auffassungen und dem Infektionsgeschehen nachgewiesen haben, unterstützt noch durch die Existenz einer gewissen Art von Bushaltestellen. Wer glaubt, hier einen Druckfehler vor sich zu haben, der irrt. Zielgröße der Autoren ist dabei der viel beschworene Inzidenzwert, die Anzahl der mutmaßlichen Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, der durch verwerfliches Verhalten gesteigert worden sein soll.

Sie behaupten, dieser Wert berichte die COVID-19-Fälle der letzten sieben Tage pro 100.000 Einwohner, ohne auch nur im Geringsten auf die damit verbundenen Probleme einzugehen.

Erstens sagt der Inzidenzwert nichts dergleichen aus, er sagt allenfalls etwas aus über die Zahl der per PCR-Test als positiv ausgezeichneten Personen. Das sind noch lange keine COVID-19-Fälle, sondern zunächst nichts anderes als eben das: Personen mit einem positiven PCR-Test. Zweitens blenden sie völlig die längst bekannten Probleme aus, die mit diesem Test verbunden sind, vom Phänomen der falsch positiven Tests bis hin zur Tatsache, dass der nicht ganz so bekannte Ct-Wert entschieden dazu beiträgt, den Ausgang eines PCR-Tests zu beeinflussen.

Verschiedene Varianten des Tests arbeiten mit einem deutlich zu hohen Ct-Wert und schlagen daher bei noch so rudimentären Resten von Genmaterial an, ohne dass auch nur ein Hauch von Infektiosität bei den Getesteten vorhanden wäre.

Und drittens lässt sich ein Inzidenzwert völlig zwanglos durch die Anzahl der durchgeführten Tests beeinflussen: Testet man gar nicht, liegt er bei 0, testet man viel, so wird man schon aufgrund von falsch positiven Ergebnissen den Wert in die Höhe treiben können.

Tatsächlich ist dieser Gedanke bisher weder bei Regierungsstellen noch bei etlichen virologischen Beratern dieser Stellen durchgedrungen, warum sollten also unsere beiden Autoren eine Ausnahme machen? Der nicht übermäßig aussagekräftige Inzidenzwert wird als unhinterfragte Zielgröße verwendet, vielleicht weil man wie die Kanzlerin vom Ende her denken wollte.

Gefährlich für den Blutdruck

Wie lauten nun die Einflussgrößen für diesen Wert? Die Autoren heben ab auf den Einfluss der COVID-19-Leugner, wie sie schon in ihrer Zusammenfassung betonen: „This study analyzes the impact of COVID-19 deniers on the spread of COVID-19 in Germany.“

Die schöne und griffige Bezeichnung als COVID-19-Leugner muss sich nach Meinung der Autoren offenbar jeder gefallen lassen, der weder die Existenz eines Virus noch die einer daraus eventuell resultierenden Krankheit leugnet, sondern nur die unverhältnismäßigen Maßnahmen katastrophalen Ausmaßes der Bundesregierung kritisiert, mit denen Wirtschaft und Gesellschaft ruiniert werden, während das Virus sich wie zu erwarten recht unbeeindruckt zeigt und seinen üblichen Weg geht.

Schon diese schlichte Denkweise zeigt, dass jeder, der auf seinen Blutdruck achten muss, in der Lektüre der „Studie“ besser nicht fortfährt.

Denn wie werden nun die Leugner identifiziert? Das ist einfach, und man fragt sich, warum bisher noch niemand auf diese bahnbrechende Idee gekommen ist. Um der regionalen Verteilung der Leugner auf die Spur zu kommen, betrachtet man einfach den Anteil an Wählerstimmen, den die AfD bei der Europawahl 2019 auf sich vereinigt hat, mit dem Argument: „These vote shares should capture the political dimension of COVID-19 denial“.

Diese Stimmenanteile sollten die politische Dimension der COVID-19-Leugnung erfassen. Es ist ein Wunsch, der hier zum Ausdruck kommt, nicht etwa eine erwiesene Tatsache, wobei man ihn kaum als frommen, eher als regierungsfrommen Wunsch bezeichnen möchte.

Wer 2019 bei einer Europawahl für die AfD gestimmt hat, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit als Leugner eingestuft und muss deshalb an allem schuld sein. Dass Untersuchungen gezeigt haben, wie breit über alle politischen Lager hinweg der Protest gegen die Maßnahmen – und eben nicht: die Leugnung eines Virus – verteilt ist, scheint den Autoren entgangen zu sein.

Dass Wählerverhalten nicht bis in alle Ewigkeit konstant bleibt und sich in der Zwischenzeit geändert haben könnte, interessiert nicht, weil die Wahldaten so schön bequem zu bekommen sind. Kurz gesagt: Das erste Indiz, mit dem die Autoren arbeiten, ist sinnlos.

Raten der Masern-Impfung

Das zweite ist nicht besser, denn sie wenden sich anschließend den regionalen Raten der Masern-Impfung zu. Die Raten der Masern-Impfung für Kinder, so schreiben sie, sollten die generellen Bedenken der Leugner in Bezug auf die öffentliche Gesundheit erfassen, Teilnehmer an Anti-Lockdown-Protesten seien sehr skeptisch bezüglich Impfungen, denn etwa 84% der Leugner würden sich weigern, eine COVID-19-Impfung zu empfangen.

Muss man dazu etwas sagen? Könnte es sein, dass selbst überzeugte Impfanhänger – zu denen auch ich gehöre – keineswegs generell etwas gegen Impfungen haben, sondern nur ein gesundes Misstrauen einem Impfstoff entgegen bringen, der in unglaublich kurzer Zeit entwickelt wurde und nach dem Urteil vieler Fachleute keineswegs ausreichend getestet wurde?

Wer hier vorsichtig ist, ist nicht automatisch Impfgegner, sondern eben vorsichtig. Und vielleicht tragen Vorsichtige ja in Wahrheit, eben weil sie vorsichtig sind, weniger zur Virenausbreitung bei als manch andere? Im Gegensatz zu den beiden Autoren der „Studie“ stelle ich allerdings keine unbelegten Behauptungen auf, sondern nur unbeantwortete Fragen in den Raum.

Auch der zweite Ansatz ist also nicht übermäßig gut fundiert, wird aber noch vom dritten übertroffen. Die Institution „Honk for Hope“, die mir bisher entgangen war, organisiert allem Anschein nach Busfahrten zu Demonstrationen, die den beiden Autoren nicht behagen. Um hier einen Einfluss festzustellen, haben die Autoren deshalb die Anzahl und regionale Verteilung der buchbaren Abfahrtsorte zu zwei Demonstrationen in Berlin und Leipzig notiert.

Mehr wissen sie allerdings nicht. Wie viele Busse und Fahrgäste genau an einem Demonstrationswochenende durch Deutschland gefahren seien, das sei ihnen nicht bekannt, so schreiben sie, aber bei der Demonstration in Leipzig am 7. November seien Hunderte von Bussen gesehen worden. Das nenne ich eine gründliche Datenerhebung.

Sie wissen nicht, wie viele Busse gefahren sind. Sie wissen nicht, wie viele Leute in den Bussen saßen. Sie wissen nicht, wie sich die Leute in den Bussen verhalten haben. Sie wissen auch nicht, ob sich irgendwelche Mitreisenden oder andere Demonstrationsteilnehmer anschließend in Alten- und Pflegeheimen aufgehalten haben. Sie wissen streng genommen so gut wie gar nichts, wollen aber weitreichende Schlussfolgerungen daraus ziehen.

Die Hauptpunkte der Eingangsgrößen der Berechnung taugen nichts. Die Zielgröße lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Im Interesse des Blutdrucks der Leser verzichte ich darauf, noch näher auf andere Punkte – bis auf einen – einzugehen, sondern kann hier schon zu dem Schluss kommen: Eine Berechnung ist nie besser als die Parameter, die man in sie hineinsteckt. Die Qualität der Parameter sollte deutlich geworden sein, wozu noch der Umstand kommt, dass relevante Größen wie beispielsweise die Altersstruktur nicht betrachtet wurden.

Auch ins Gegenteil umdrehen

Nur einen weiteren Punkt kann ich den Lesern nicht ersparen. In ihrer „Analyse“ des Medienverhaltens der vielbemühten Leugner schreiben die Autoren, hier direkt ins Deutsche übersetzt: Wir finden keine Hinweise darauf, dass COVID-19-Leugner ihre Informationen überwiegend von Social-Media-Plattformen beziehen, aber ihre Abneigung gegen etablierte Medien legt nahe, dass sie sich entweder gar nicht informieren oder Medienquellen konsumieren, die ihre Meinungen zu COVID-19 nähren. Eine bemerkenswerte Folgerung, die sich würdig in die Vorgehensweise der gesamten „Studie“ einreiht.

Denn man kann sie mit der gleichen logischen Stringenz in ihr Gegenteil verkehren: Wir finden keine Hinweise darauf, dass COVID-19-Alarmisten ihre Informationen überwiegend von öffentlich-rechtlichen Medien beziehen, aber ihre Abneigung gegen nicht staatlich etablierte Medien legt nahe, dass sie sich entweder gar nicht informieren oder Medienquellen konsumieren, die ihre Meinungen zu COVID-19 nähren.

Das geht immer und weil es immer geht, sagt es nichts. Im Gegensatz zu den Autoren stelle ich keine Behauptung über die Mediennutzung von wem auch immer auf, sondern zeige nur ein völlig unbrauchbares Argumentationsmuster.

Fazit: Wir haben es hier mit einer „Studie“ zweier Autoren zu tun, die sich damit sicher viele Freunde machen werden; man darf gespannt sein, wann Karl Lauterbach sie zum ersten Mal zitiert. Zur Erkenntnis trägt sie, wenn überhaupt, kaum etwas bei, es sei denn, man sammelt Erkenntnisse über moderne Denkmethoden.

Erstveröffentlichung auf www.reitschuster.de

Übernommen mit freundlicher Genehmigung von Boris Reitschuster und Prof. Dr. Thomas Rießinger

 



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